Der Lichtschutzfaktor (LSF) multipliziert die Zeit, die sich eine Person mit der betreffenden Sonnencreme ohne Gefahr eines Sonnenbrandes in der Sonne aufhalten kann. Diese Zahl ist ein eher grober Anhaltspunkt, denn verschiedene Hauttypen beeinflussen die Absorption des UV-Lichts und die Reaktion der Haut darauf.
Wie ist der Lichtschutzfaktor zu interpretieren? Erklärung
Die Haut hat eine gewisse Eigenschutzzeit, in der sie ohne Gefahr eines Sonnenbrandes bestrahlt werden kann. Das sind je nach exaktem Anteil von UVA-, UVB- und UVC-Strahlen und je nach Hauttyp etwa 10 bis 20 Minuten, manchmal auch etwas mehr oder weniger. Wenn eine Sonnencreme den Lichtschutzfaktor 10 hat, darf diese Eigenschutzzeit mit 10 multipliziert werden, beim Lichtschutzfaktor 50 würde der Sonnenschutz das 50-Fache der Eigenschutzzeit betragen. Das würde bedeuten: Wenn die Eigenschutzzeit 15 Minuten betrüge und eine Sonnencreme mit dem LSF 50 aufgetragen würde, könnte sich die betreffende Person 15 x 50 = 750 Minuten (12,5 Stunden) ohne Gefahr eines Sonnenbrandes in der Sonne aufhalten.
Das bedeutet (rein rechnerisch und theoretisch) folgendes:
- Eigenschutzzeit 10 Minuten + Lichtschutzfaktor 18 = 180 Minuten bzw. 3 Stunden Schutz vor Sonnenbrand
- Eigenschutzzeit 10 Minuten + Lichtschutzfaktor 20 = 200 Minuten bzw. 3,3 Stunden Schutz vor Sonnenbrand
- Eigenschutzzeit 10 Minuten + Lichtschutzfaktor 30 = 300 Minuten bzw. 5 Stunden Schutz vor Sonnenbrand
- Eigenschutzzeit 10 Minuten + Lichtschutzfaktor 50 = 500 Minuten bzw. 8,3 Stunden Schutz vor Sonnenbrand
Ist diese Rechnung realistisch?
Es ist eine ungefähre Rechnung, die von weiteren Faktoren abhängt. Es kommt darauf wie dick sich eine Person eingecremt hat. Ist die Creme nur dünn aufgetragen, ist der Schutz geringer. Wenn die Person stark schwitzt, was in der prallen Sonne zu erwarten ist, wird unweigerlich ein Teil der Sonnencreme abgetragen, was die Schutzwirkung senkt. Dasselbe geschieht beim Baden, selbst wenn die Creme als „wasserfest“ vermarktet wird. Absolut wasserfeste Cremes gibt es nicht. Die meisten Menschen wissen das und cremen sich daher zwischenzeitlich neu ein.
Hilft ein besonders hoher Lichtschutzfaktor gegen besonders starke Sonne?
Er multipliziert um die angegebene Zahl die Eigenschutzzeit der Haut. Bei besonders starker Sonne sinkt die Eigenschutzzeit beispielsweise von zehn auf nur noch fünf Minuten. Ein LSF 20 reicht dann immer noch für 100 Minuten Schutz, während er bei nicht ganz so starker Sonne für 200 Minuten gereicht hätte. Natürlich ist für Laien die exakte Strahlkraft der Sonne nicht einzuschätzen, vor allem nicht der Anteil einzelner UV-Arten, die zum Beispiel auch von der Ozonschicht abhängen. So sind kurzwellige UVB-Strahlen besonders gefährlich, weil sie die Pigmentzellen im oberen Hautbereich angreifen. Sie können in sehr hoher und lange anhaltender Dosis sogar Hautkrebs verursachen. Doch wie viel UVA-, UVB- und UVC-Strahlung gerade von der Sonne kommt, wissen Laien nicht, es ist nur mit Messungen feststellbar. Wenn aber die Sonne sehr brennend erscheint, ist ein höherer LSF immer zu empfehlen.
Unterbindet ein hoher LSF die Bräunung der Haut?
Höchstens geringfügig. Die Haut wird aber durch ausreichenden Sonnenschutz auf natürlichere Weise braun, ohne erst einen gewaltigen Sonnenbrand verarbeiten zu müssen.
Lichtschutzfaktor im Kontext mit weiteren Kennzahlen von Sonnenschutzcremes
Verbraucher sollten bei Auswahl eines Sonnenschutzmittels drei Kennzahlen beachten:
- #1 Lichtschutzfaktor
- #2 Hinweis auf den UV-Schutz (UVA, UVB, UVC, Letzteres eher selten angegeben)
- #3 Angabe zur Wasserfestigkeit
Die wichtigste Kennzahl ist der Lichtschutzfaktor, der nicht immer mit LSF, sondern manchmal auch mit F (Faktor), SSF (Sonnenschutzfaktor), IP (Indice Protection) oder SPF (Sun Protecting Factor) abgekürzt wird. Der Lichtschutzfaktor bezieht sich vorrangig auf den Schutz vor UVB-Strahlen im Bereich 295 – 320 nm. Diese lösen das Sonnenerythem (Sonnenbrand) aus. Getestet wird der Lichtschutzfaktor per In-vivo-Testung auf menschlicher Haut. Beim Test erfolgt eine Bestrahlung von ungeschützter Haut mit künstlichem Licht, das ein sonnenähnliches Spektrum aufweist. Nun wird die Zeit bis zur ersten Hautrötung gemessen. Damit lässt sich die minimale Erythemdosis (MED) ermitteln. Anschließend erfolgt die Bestrahlung nach dem Auftrag des Sonnenschutzmittels. Der Lichtschutzfaktor errechnet sich wie folgt:
- LSF = Zeit mit Sonnenschutzmittel bis zum Erythem / Zeit ohne Sonnenschutzmittel bis zum Erythem
In der Praxis beeinflussen zahlreiche Parameter das Ergebnis, so die Art und die Menge der Produktauftragung, die Abstufung der Bestrahlungszeiten, die Qualität der Bestrahlungslampe, die Probandenauswahl, die Faktorberechung und die Messung der Hautrötung. Es gibt allerdings schon seit 1994 eine einheitliche Prüfvorschrift des COLIPA (Dachverband der europäischen Kosmetikindustrie). Aus den daraus folgenden Tests wurde seit 2003 eine Empfehlung für die LSF-Angabe entwickelt. Er basiert inzwischen auf einem Mittelwert und wird fünf Produktklassen zwischen niedrig und ultra zugeordnet.
Im Handel sind Sonnencremes mit einem sehr niedrigen LSF im einstelligen Bereich ebenso erhältlich wie Produkte mit einem LSF von 50, die aber als umstritten gelten: Sie fetten die Haut unverhältnismäßig ein, was ebenso eine Belastung darstellt, bieten aber keinen wesentlich höheren Schutz als beispielsweise ein LSF von 20, der schon vor ~95 % der UVB-Strahlen schützt. Beim LSF 50 sind es 98 %, was kein wesentlich höherer Schutz mehr ist. Darüber hinaus sind In-vito-Tests mit einem hohen LSF (ab 30) bedenklich, denn die Probanden müssen dann extrem lange bestrahlt werden (zum Beispiel um 300 Minuten), was ein Risiko ist und die Versuchsbedingungen aufweichen kann. Bedenken gibt es auch in psychologischer Hinsicht: Ein extrem hoher LSF wiegt die Verbraucher in trügerischer Sicherheit. Er verführt zu einem unvernünftig langen Aufenthalt in der Sonne.
Risiko eines zu niedrigen Lichtschutzfaktors
Sonnenschutzmittel mit einem relativ niedrigen LSF und/oder einem geringem UVA-Schutz (gemäß den Produktangaben) können zu einer Überlastung nicht nur mit UVB-, sondern auch mit UVA-Strahlen führen. Letztere können chronische Lichtschäden verursachen, die vor allem eine vorzeitige Hautalterung bewirken.
Empfehlung zum Lichtschutzfaktor (LSF)
Dermatologen empfehlen bei gesunder Haut einen LSF zwischen 20 und 30 je nach Hauttyp. Auch für eine relativ empfindliche (helle) Haut genügt der LSF 30 praktisch an jedem Ort, also auch in Äquatornähe bei sehr hoher Sonne. Es gibt allerdings Empfehlungen zu einem medizinischen Lichtschutz mit einem LSF 50 und auch darüber für Personen, die unter einer dieser Hautkrankheiten leiden:
- Fotodermatose
- Lichtdermatose mit bekannten Fotosensibilisatoren
- Mallorca-Akne
- frische Vernarbung
- Hyperpigmentierungen (Chloasmen)
- Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)
Kriterien der LSF-Auswahl
Zwei Faktoren sind für die Wahl eines Lichtschutzfaktors entscheidend: die eigene Hautempfindlichkeit und die UVB-Intensität. Die eigene Hautempfindlichkeit fällt individuell sehr verschieden aus. Jede Haut ist auf unterschiedliche Weise in der Lage, mit Schutzmechanismen wie der Pigmentierung (Bräunung) und einer Hornschichtverdickung dem UV-Licht zu widerstehen. Entsprechend ihrer diesbezüglichen genetischen Disposition teilt man Europäer in die vier Pigmentierungstypen (von sehr bis wenig empfindlich)
- keltischer Typ,
- germanischer Typ,
- dunkelhäutiger Europäer und
- mediterraner Typ
ein. Die empfindlichen keltischen Typen haben eine Eigenschutzzeit von nur 5 – 10 Minuten, bei den mediterranen Typen können es bis zu 45 Minuten sein. Letztere kommen mit einem geringen Lichtschutzfaktor aus, keltische Typen sollten praktisch immer 30 oder auch etwas mehr wählen. Die UVB-Intensität hängt vom Sonnenstand, der Höhenlage, dem Ozongehalt der Atmosphäre und der Art der Bestrahlung (Streustrahlung oder Reflexion) ab. Wem es zu viel wird, diese vielen Faktoren einzukalkulieren, sei geraten, im Zweifelsfall lieber einen höheren LSF zu wählen.