Was bedeutet das Wort „Zeitenwende“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Zeitenwende, Bedeutung, Definition, Erklärung


Zeitenwende bedeutet ein Ende eines Zeitalters und den Beginn eines neuen Zeitalters. Der Übergang des einen Zeitalters in das andere kann dabei abrupt, aber auch langsam fließend erfolgen. Es gibt zudem eine historische Dimension des Begriffs, sowie eine tagesaktuelle Definition. Dadurch wird die „Zeitenwende“ als Begriff sehr schwammig und für viele Menschen direkt nicht greifbar.

Der historische Kontext einer Zeitenwende

Die Geschichte der Menschheit und der Zivilisation auf der Erde wird von Historikern in verschiedene Zeitalter eingeordnet. Endet das eine Zeitalter, so beginnt fast automatisch ein neues. Ein Beispiel hierfür könnte der Niedergang des römischen Reiches in der Antike sein, welcher schleichend nach Christus begann und ungefähr 500 nach Christus mit dem Beginn des frühen Mittelalters eingeläutet wurde. Auch dazwischen finden sich einige Zeitalter, die aus einer historischen Dimension stammen, aber lediglich einen Teilbereich der Zivilisation beleuchten. Die Verwendung von Stahl begann zum Beispiel im späten Mittelalter und ersetzte das Zeitalter des Eisens. Dennoch fand diese Veränderung noch im Zeitalter des Mittelalters statt. Das Mittelalter unterteilt sich dabei jeweils in das frühe Mittelalter/die späte Antike, das Hochmittelalter und das späte Mittelalter. Aus historischer Perspektive ist eine Zeitenwende also immer sehr vielschichtig und umfasst mehrere Teilbereiche der zivilisatorischen Entwicklung. Eine eindeutige und korrekte Zuordnung erfolgt dabei in der Regel erst durch spätere Generationen und im Rahmen von Fachdiskussionen der Historiker.

Das Ende der Zeit und der Zeitenwende

Beim Ende der Zeit handelt es sich um ein futuristisches Konzept, bei dem von einem Ende der Menschheit ausgegangen wird. Das nächste Zeitalter der Menschheit wäre dann das Zeitalter der Nichtexistenz der Menschheit. Ob man hierbei von einer Zeitenwende im klassischen historischen Diskurs sprechen kann, ist fraglich. Im Sinne einer universellen Sichtweise, bei der die Menschheit im Rahmen der Existenz des Universums lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, kann man den Begriff „Zeitenwende“ durchaus gelten lassen. Allerdings wäre dann, aus der Sicht und dem aktuellen Wissensstand der Menschheit, vermutlich auch niemand da, der diesen Begriff historisch korrekt einordnen könnte. Historiker, Philosophen und andere Experten diskutieren diese Definition sehr häufig und sind noch nicht zu einem abschließenden Urteil gekommen.

Der Begriff „Zeitenwende“ in der Werbung

Unter „Zeitenwende“ verstehen die Menschen oft ein außergewöhnliches Ereignis. Dass dahinter auch sehr banale Dinge stehen können, deren Einfluss erst später richtig bemerkbar wird, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Im Marketing wird der Begriff deswegen gerne als Superlativ verwendet und soll die Vorzüge des Produktes noch stärker herausstreichen. Digitale Produkte sind hierfür ein gutes Beispiel. Sie profitieren von den allgemeinen Neuerungen und gesellschaftlichen Veränderungen, die im Rahmen der Digitalisierung stattfinden. Dabei wird mit einer „menschheitsverändernden“ Eigenschaft des Produkts geworben, welches eine Zeitenwende auf den Märkten der Welt einläuten wird. Die Bezeichnung ist dabei in der Regel eine Übertreibung, das liegt auf der Hand. Dennoch ist sie im Marketing sehr beliebt und wird dort gerne genutzt.

„Zeitenwende“ im politischen und gesellschaftlichen Diskurs: Bedeutung, Definition, Erklärung

Auch in der Politik und in den gesellschaftlichen Diskursen wird gerne und oft von einer Zeitenwende gesprochen. Aber hier geht es, ähnlich wie beim Marketing, häufig eher um Aufmerksamkeitsökonomie und weniger um wirkliche Inhalte. Ein politisches Konzept liest sich einfach besser, wenn man es als Zeitenwende deklariert und damit seine grundsätzlich positive Einstellung zu Reformen artikuliert. Dabei muss eine Zeitenwende in politischer Hinsicht nicht zwangsläufig fortschrittlich sein. Gerade konservative Regierungen oder Autokratien neigen dazu, vergangene Systeme und das vermeintlich „gute und alte“ als Neuheit zu propagieren und politisch umzusetzen.

Dabei ist der Begriff „Zeitenwende“ ein publizistisches Mittel und dient dem Zweck der Erzeugung maximaler Aufmerksamkeit. Die Gesellschaft reagiert hier deutlich lethargischer und ist einer Veränderung der Zustände, wie sie bei einer Zeitenwende immer eintreten, grundsätzlich nur wenig positiv eingestellt. Eine Zeitenwende im gesellschaftlichen Diskurs ist deswegen oft ein Einschnitt in der Diskussionskultur, welcher offensichtlich stattfinden kann oder aber unterbewusst stattfindet. In autoritären Staaten kann eine Zeitenwende auch von den oberen Führungsebenen in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden. In diesem Fall werden anderslautende Meinungen häufig unterdrückt, um die Einheit der Bevölkerung zu wahren und zu steuern.

Wann ist eine Zeitenwende eine Zeitenwende?

Diese Frage ist so leicht nicht zu beantworten. Wie bereits beschrieben, ist nicht jede deklarierte Zeitenwende auch wirklich ein Zeitenwende. Demgegenüber ist aber auch so, dass nicht jede Zeitenwende bemerkbar ist. Oft handelt es sich um einen schleichenden Prozess. Ein gutes Beispiel wäre hierfür die Fortführung der zentralisierten Planwirtschaft mit der Regierungsübernahme von Leonid Breschnew in der Sowjetunion. Experten aus dem Ausland, aber auch aus dem Inland war klar, dass hier eine Zeitenwende vorlag.

Das Ende der Sowjetunion aufgrund des eingeschlagenen wirtschaftspolitischen Weges hatte zu diesem Zeitpunkt aber so gut wie niemand in Betracht gezogen. Damit liegt im historischen Kontext auf der Hand, dass eine Zeitenwende hin zum Konservatismus eingeleitet wurde. Die Folgen der Entscheidung, bis hin zur Auflösung der Sowjetunion als Ereignis, welches man nur als Zeitenwende bezeichnen kann, war in dieser Form nicht absehbar, obwohl erste Grundlagen aus heutiger Sicht schon zur damaligen Zeit gelegt wurden. In diesem Fall hat eine politische Entscheidung kurzfristig zu einer kurzfristigen Zeitenwende geführt, deren langfristige Konsequenzen zu einer finalen und damals nicht vorhersehbaren Zeitenwende führten. Dieses Beispiel zeigt die Komplexität auf, der der Begriff „Zeitenwende“ unterworfen ist.

Über das Wort „Zeitenwende“

Im Jahr 2022 wurde das Wort „Zeitenwende“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2022 gekürt.

2021 war „Wellenbrecher“ das Wort des Jahres.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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