Was bedeutet „prüde“? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was bedeutet prüde, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das Adjektiv „prüde“ ist in unserer Gesellschaft ein häufiger Begriff, mit dem Menschen beschrieben werden, die als zurückhaltend oder sexuell unaufgeschlossen gelten. Das negativ konnotierte Wort erlebte im Verlauf seiner Entstehung jedoch zahlreiche Bedeutungen, die über das heutige Verständnis hinausgehen. Allgemein gilt jedoch: Wer „prüde“ ist, der legt ein introvertiertes und wenig attraktives Verhalten an den Tag und wird von seinen Menschen dafür gerügt. Prüde Menschen gelten daher als unbeliebt, beziehungsweise gilt „Prüderie“ als wenig erstrebenswerte Eigenschaft.

Der nun folgende Artikel soll daher dazu dienen, den Begriff „prüde“ sowie dessen historische und kulturelle Hintergründe einmal näher zu durchleuchten. Gleichzeitig sollen die Auswirkungen von Prüderie auf die verschiedenen Bereiche des Lebens, wie zum Beispiel Sexualität, soziale Kontakte sowie Alltag aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen Kritiken am Begriff „prüde“ und dessen heutiges Verständnis genannt werden.

Begriffsdefinition und Bedeutung von „prüde“

Das Adjektiv „prüde“ leitet sich vom französischen Begriff „prude“ (zu Deutsch auch: „zickig“ oder „widerspenstig“), beziehungsweise vom lateinischen „prudens“ (zu Deutsch eher: „vorsichtig“ oder „besonnen“) ab. Die „Prüderie“ stellt die Substantivierung von „prüde“ dar.

Gemeint ist mit dem Ausdruck die Bewertung einer Person, die als zurückhaltend, (sexuell) unaufgeschlossen und/oder introvertiert wahrgenommen wird. Eine prüde Haltung oder ein prüder Charakter deuten darauf hin, dass jemand eher schüchtern, gehemmt sowie ablehnend ist. „Prüde“ ist daher stark negativ konnotiert. Wer „prüde“ ist, der wird von seiner Umgebung eher negativ und als wenig attraktiv oder liebenswert wahrgenommen.

Ursprünglich bedeutete „prüde“ hingegen eher, dass jemand vorsichtig und besonnen ist, sich also auf die aktuelle Situation konzentrierte. Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass sich jemand nicht von seinen Gefühlen, sondern von seinem Verstand leiten ließ.

Herkunft des Begriffs „prüde“

Das Wort „prüde“ entstand vermutlich in der Zeit des Römischen Reichs und leitet sich diesbezüglich vom lateinischen Ausdruck „prudens“ ab. Im weiteren Verlauf der Geschichte hielt „prüde“ dann zunächst als „prude“ Einzug in die französische Sprache und damit in eine weitere, romanische Sprache. Den Übertrag auf andere Sprachfamilien, wie beispielsweise die germanische Sprachfamilie, schaffte „prüde“ hingegen wesentlich später. Es wird angenommen, dass der Begriff „prüde“ in der deutschen Sprache erst seit dem 16. oder 17. Jahrhundert bekannt ist. Hier wurde dieser erstmalig in Philosophie und Literatur verwendet, bevor sich dieser dann allmählich auch in der gesprochenen Alltagssprache etablierte. Mittlerweile gilt der Begriff bereits wieder als leicht archaisch, beziehungsweise bildungssprachlich.

Wandel der Bedeutung von „prüde“ im Laufe der Zeit

Im Laufe der Zeit kamen dem Begriff „prüde“ vielseitige Bedeutungen zu. Wurde dieser ursprünglich verwendet, um jemanden als vorsichtig, vernünftig oder rational zu bezeichnen, so galt jemand im Mittelalter, der als „prüde“ bezeichnet wurde, eher als tugendhaft und ehrenhaft. Hier galten die sittliche Reinheit und Keuschheit als erstrebenswert und anerkennenswert. Im Zuge der Aufklärung wandelte sich das Verständnis von „prüde“ abermals, sodass der Ausdruck heute eher eine zurückhaltende Art, Verklemmtheit und Introvertiertheit meint. „Prüde“ wird – im Gegensatz zum Römischen Reich und dem Mittelalter – heute auch eher als negativer Ausdruck wahrgenommen.

Verwendung des Begriffs „prüde“ und Auswirkungen

Das Wort „prüde“ wird heute in den verschiedensten Situationen und Bereichen des Lebens verwendet. Namentlich handelt es sich dabei um die Bereiche Sexualität, Gemeinschaft und die gesprochene Alltagssprache. Die einzelnen Verwendungsbereiche sollen daher innerhalb der nun folgenden Unterabschnitte einmal detaillierter erklärt werden. Außerdem sollen die Auswirkungen einer „prüden Haltung“ in den einzelnen Bereich aufgezeigt werden.

Sexueller Kontext

Als „prüde“ wird im sexuellen Kontext jemand bezeichnet, der eine konservative Haltung um Sex hat. Von diesem werden bestimmte sexuelle Praktiken beispielsweise als unangemessen oder als Tabu betrachtet. Eine prüde Einstellung zur Sexualität kann zu Unsicherheiten und Einschränkungen führen, die sich zugleich negativ auf Partnerschaften auswirken können. Meist werden Themen, wie zum Beispiel sexuelle Aufklärung, sexuelle Freiheit oder sexuelle Vielfalt von prüden Menschen ungern angesprochen oder diskutiert. Im sexuellen Kontext gibt es eine große Polarisierung gegenüber davon, ob prüde Menschen positiv oder negativ wahrgenommen werden.

Soziale Kontakte

Im sozialen Umfeld wird „prüde“ eher dafür verwendet, jemanden als unaufgeschlossen, schüchtern, zurückhaltend oder gar uninteressiert zu bezeichnen. Hier liegt der Fokus also weniger auf der Sexualität, sondern mehr auf der sozialen Interaktion, die nur zögerlich umgesetzt wird. Es gibt außerdem eine Reihe von Vorurteilen gegenüber prüden Menschen. Ihnen wird nachgesagt, dass diese Schwierigkeiten haben, soziale Verbindungen in Form von Freundschaften oder Partnerschaften einzugehen. Und in der Tat fühlen sich prüde Menschen in sozialen Situationen eher unwohl, was zu Ausgrenzung und Vereinsamung führen kann.

Alltag

Im Alltag gilt jemand als „prüde“, der soziale Konfrontationen jeglicher Arten und Weisen meidet. Dies kann sich auf die Bereiche Beruf, Alltag, Freundschaften oder Partnerschaften gleichermaßen ausweiten. Die Folgen sind soziale Gehemmtheit und ein Verlust an Authentizität sowie individueller Freiheit. Wer „prüde“ ist, der läuft zudem Gefahr, verstärkt kritisiert und ausgegrenzt zu werden. Denn die Eigenschaften von prüden Menschen werden vielerorts als konservativ, veraltet und verschlossen wahrgenommen, was zulasten von Sympathie geht.

Kritiken zum Begriff „prüde“

Der Begriff „prüde“ und dessen Verwendung werden mitunter stark kritisiert. Bemängelt wird oft, dass es sich um ein subjektives Werturteil handelt. Demnach würden der Wert und die Wertvorstellungen des Einzelnen von den individuellen Vorlieben und Normen einer Gesellschaft abhängen. Dadurch wird der Raum für Individualität stark eingeschränkt. Gemäß den Ansichten von Kritikern würde „prüden Menschen“ zudem ein stigmatisierendes Etikett aufgedrückt, welches die persönlichen Bedürfnisse und Komfortzonen komplett missachtet. Gefordert wird vielmehr ein respektvoller und werturteilsfreier Umgang und weniger eine pauschale Beurteilung.

Fazit zum Thema „prüde“

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Begriff „prüde“ ein Adjektiv ist, welches einen Menschen als (sexuell) unaufgeschlossen, zurückhaltend und sozial gehemmt beschreibt. Es ist stark negativ konnotiert, war dies aber noch nicht immer. Seit seiner Entstehung im Römischen Reich durchlief „prüde“ eine Vielzahl von Bedeutungen und meinte ursprünglich zum Beispiel vorsichtig oder besonnen. Die Bezeichnung „prüde“ kann heute aber auch als Beleidigung aufgefasst werden.

Mit dem Ausdruck „prüde“ sind zum Beispiel die Begrifflichkeiten „verklemmt“ oder „sittenstreng“ verwandt. Das Wort „verklemmt“ kann als alternative Bezeichnung für „prüde“ genannt werden und kommt im deutschen Sprachgebrauch wesentlich häufiger vor. Hingegen meint das eher seltenere „sittenstreng“ eine Haltung, die auf streng konservativen Sitten beharrt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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