Was ist „Sittervising“? Bedeutung, Erklärung, Definition


In unserer modernen Gesellschaft entstehen immer wieder neue Erziehungstrends, so auch das sogenannte „Sittervising“. Bei dieser recht passieren Erziehungsform kann sich das Kind frei entfalten – es wird nur aus der Ferne beobachtet, dass dies nicht zu Schaden kommt. Das „Sittervising“ spielt gerade in Verbindung mit dem „Home Office“-Trend eine wichtige Rolle. Während auf das Kind aufgepasst wird, werden beim „Sittervising“ häufig weitere Tätigkeiten nebenbei erledigt (zum Beispiel E-Mails beantwortet, der Haushalt gemacht usw.). Das „Sittervising“ stellt daher eine moderne und immer beliebter werdende Form der Erziehung dar.

„Sittervising“ entstammt dem Konzept des „Laissez-faire“-Erziehungsstils, bei dem Kinder weitgehend eigene Entscheidungen treffen können, um so Erfahrungen zu sammeln. Jedoch ist die Idee hinter dem „Sittervising“ oftmals noch eine andere. Um was genau es sich dabei handelt, wie das „Sittervising“ funktioniert und in welchen Bereichen dies besonders oft anzutreffen ist, darüber erfährt der Leser im nachstehenden Artikel nun weitere, interessante Informationen.

Begriffsinterpretation von „Sittervising“

Der Ausdruck „Sittervising“ stammt aus der englischen Sprache und setzt sich aus den Wörtern „to sit“ (zu Deutsch: „sitzen“) und „to supervise“ (zu Deutsch: „überwachen“ oder „kontrollieren“) zusammen. „Sittervising“ kann daher in etwa mit „sitzend kontrollieren“ oder „Erziehung im Sitzen“ übersetzt werden.

Gemeint ist damit die Tatsache, dass das „Sittervising“ häufig nur als Nebenaktivität ausgeführt wird – beispielsweise im Sitzen am heimischen Arbeitsplatz. Während die Eltern sitzen oder zumindest anderweitig beschäftigt sind, gehen Kinder ihrem Spieltrieb nach oder betätigen sich auf andere Art und Weise. Dies erfolgt dann bei gleichzeitiger (indirekter) Beaufsichtigung der Eltern.

Das „Sittervising“ gilt als eine effektive und beliebte Form der Erziehung, weil diese nebenher Raum für individuelle Betätigungen lässt. So kann nebenbei beispielsweise der Haushalt erledigt werden, Arbeit am Laptop nachgegangen werden oder sich auch sonst anderweitig befasst werden.

Woher stammt der Begriff „Sittervising“?

Der Begriff „Sittervising“ ist ein typischer US-amerikanischer Begriff, der in den letzten zwei bis drei Jahren auf Social-Media-Plattformen entstand. Hier erkannten User in verschiedenen Videos, dass die Kindererziehung bei vielen Eltern häufig „nur nebenbei erledigt wird“. Anstatt sich aktiv um die Kinder zu kümmern, mit diesen zu spielen oder aktiv auf diese einzugehen, so wurden diese oftmals nur sich selbst überlassen (aber gleichzeitig beaufsichtigt). Schnell fand sich ein neuer Begriff für diese neue Erziehungsform – nämlich das „Sittervising“. Alsbald ging der Begriff viral und verbreitete sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Das „Sittervising“ polarisiert dabei stark – die eine Seite hält es für eine praktische, moderne Erziehungsform, die andere Seite hingegen stellt dies fast schon mit Vernachlässigung gleich.

In welchen Kontexten wird „Sittervising“ häufig verwendet?

„Sittervising“ hat sich bisweilen als gängiger Begriff (auch in der deutschen Sprache) etabliert. Hauptsächlich trifft man jedoch in den folgenden Bereichen auf die Verwendung von „Sittervising“:

  • soziale Netzwerke
  • Kindererziehung
  • gesprochene Alltagssprache

Die nun folgenden Absätze sollen einmal dazu genutzt werden, dem Leser ein tieferes Verständnis über die Hauptanwendungsbereiche von „Sittervising“ zu vermitteln.

Soziale Netzwerke

In sozialen Netzwerken hat sich „Sittervising“ mittlerweile zu einem gängigen Begriff gemausert, der vor allem innerhalb von Kommentaren, Bild- sowie Videobeschreibungen und auch in Form von Hashtags verwendet wird. „Sittervising“ gilt vor allem im Social-Media-Kontext als neutral – es weist also weder positive noch negative Konnotationen auf und entspricht im Allgemeinen dem aktuellen Zeitgeist. User von sozialen Netzwerken posten entsprechend häufig Bilder oder Videos, die diese während des „Sittervising“ zeigen (und wie dies gegebenenfalls noch optimiert werden kann). Auf diese Weise verbreitet sich der Begriff rasend und weitete sich bisweilen auch auf viele weitere Lebensbereiche aus.

Kindererziehung

In der Kindererziehung stellt das „Sittervising“ mittlerweile ein etabliertes Konzept dar, welches einem eher passiven Erziehungsstil entspricht. Anstatt aktiv auf die Kinder einzugehen, werden diese (meist aus Zeitgründen) eher indirekt und sich selbst überlassen erzogen (ohne dabei jedoch das individuelle Wohl zu gefährden, beziehungsweise zu vernachlässigen). „Sittervising“ fördert außerdem die Fantasie des Kindes, da dieses lernen muss, eigene Ideen und Spielkonzepte zu entwickeln. Es lehrt außerdem die Eigenverantwortung.

Gesprochene Alltagssprache

In der gesprochenen Alltagssprache ist das „Sittervising“ ebenso angekommen. Hierhin schwappte dies vor allem von Social Media ausgehend über. Dabei wird „Sittervising“ meist in alltäglichen Konversationen verwendet, wie zum Beispiel: „Kommst du heute ins Büro? Nein, ich mache Home Office und „Sittervising“!“. Mit dem „Sittervising“ wird in der gesprochenen Alltagssprache also eine Erziehungsform bezeichnet, die weitgehend passiv ist und bei der weitere Nebenaktivitäten gleichzeitig stattfinden können.

Von welchen Personengruppen wird „Sittervising“ oftmals verwendet?

Zur Hauptzielgruppe des Ausdrucks „Sittervising“ zählen unter anderem junge Eltern. Diese sind meist zwischen 18 und 30 Jahren alt und stehen mehr oder weniger fest im Berufsleben. Markant ist, dass der Ausdruck „Sittervising“ besonders häufig von Personen verwendet wird, die einer Tätigkeit im Home Office nachgehen. Gleichzeitig erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass „Sittervising“ verstanden wird, durch den Umstand, dass der- oder diejenige Social Media in irgendeiner Form verwendet. Dies deutet darauf hin, dass „Sittervising“ ein typischer Trendbegriff ist, der Social Media entsprang und sich dann allmählich in den alltäglichen Sprachgebrauch einschlich.

Kritiken am Begriff „Sittervising“

Nicht zu Unrecht polarisiert das „Sittervising“ stellenweise recht stark. Es wird von Kritikern oftmals als eine abgeschwächte Form der Vernachlässigung empfunden. Schließlich wird dem Kind weniger Beachtung geschenkt, als dies üblich wäre. Auf diese Weise geschehen weniger Förderung und weniger Kommunikation mit dem Kind. Kritiker befürchten dadurch schwerwiegend Entwicklungsstörungen beim Kind. Das „Sittervising“ wird daher scharf kritisiert und entspricht im Allgemeinen auch einem negativen Trend: Nämlich dass die Gesellschaft immer fahrlässiger und unaufmerksamer wird (was vor allem bei der Kindererziehung stark von Nachteil ist).

Fazit zum Thema „Sittervising“ und ähnliche Trendbegriffe

Unterm Strich kann das „Sittervising“ als neue, kontroverse Erziehungsform verstanden werden, bei dem die Eltern das Kind nur indirekt beaufsichtigen, während diese anderen Tätigkeiten nachgehen. Dabei kann es sich beispielsweise um die Arbeit oder den Haushalt handeln. Das „Sittervising“ wird von Kritikern teilweise scharf angefeindet und von diesen als Vernachlässigung gleichgesetzt.

Neben dem „Sittervising“ gibt es noch weitere Trendbegriffe im Bereich der Erziehung, wie beispielsweise das „Sharenting“ oder das „Mindful Parenting“. Das „Sharenting“ bezieht sich auf das unkontrollierte (und teilweise gefährliche) Teilen von Kinderfotos oder Videos im Netz. Hingegen meint das „Mindful Parenting“ eine bewusste und achtsame Erziehung der eigenen Kinder.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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