Was bedeutet „ambivertiert“? Erklärung, Definition, Bedeutung

Was bedeutet ambivertiert, Erklärung, Definition, Bedeutung


Carl Gustav Jung, ein Psychiater, prägte die Begriffe Introversion und Extroversion, die wir heute mit extrovertierten und introvertierten Menschen assoziieren. Ambivertierte Menschen fallen zwischen diese beiden Extreme: extreme extrovertierte und extreme introvertierte Persönlichkeiten. Ambivertiert zu sein, beschreibt auch das schnell wechselnde oder gleichzeitige Auftreten gegensätzlicher Empfindungen.

Ambivertiert: Zwischen extrovertiert und introviert

Auch der Psychologe Hans-Jürgen Eisneck hat sich mit diesem Bereich beschäftigt und vorgeschlagen, Menschen einen festen Wert auf einer Skala zwischen den Extremen „Extraversion“ und „Introversion“ zuzuordnen. Neuere Forschungen in der Psychologie legen jedoch nahe, dass Ambversion eher eine Schwankung als ein fester Wert ist.

Ambivertierte Personen sind in manchen Situationen extrovertiert und in anderen eher zurückhaltend und schüchtern. Die Begriffe Introversion und Extraversion passen nicht hundertprozentig und nicht in allen Situationen auf diesen Personenkreis. Tatsächlich trifft diese Eigenschaft auf viele Menschen zu. Niemand ist vollständig extrovertiert oder introvertiert. Solch eine Person wäre in einem Irrenhaus.

Im Grunde bedeutet Ambivalenz nichts anderes als Anpassungsfähigkeit. Mit anderen Worten, wenn Sie sich in einer Situation wohlfühlen, werden Sie offener werden und sich anpassen. Wenn Sie eher unsicher sind und unter den Menschen um sich herum nicht ganz sicher fühlen, ziehen Sie sich in sich selbst zurück. Ambivertierte können sich mit den meisten der folgenden Aussagen identifizieren:

  • Manchmal stehe ich gerne im Mittelpunkt, aber ich brauche das nicht immer.
  • Ich kann Aufgaben alleine erledigen, aber auch gut im Team. Ich habe weder gegen das eine noch gegen das andere eine grundsätzliche Abneigung.
  • Ich brauche ein wenig Zeit, bevor ich einer Person vertrauen kann. Ich bin skeptisch.
  • Ich finde Small Talk nicht unangenehm, aber ich langweile mich schnell.
  • Ich kann mich genauso leicht in meinen eigenen Gedanken verlieren wie in einem guten Gespräch.
  • Einige Leute um mich herum denken, dass ich sehr ruhig bin. Andere halten mich für eine sehr gesellige Person.
  • Ich habe ausgezeichnete Antennen für soziale Situationen. Ich gerate selten in soziale Konflikte.
  • Ich brauche genug Zeit für mich, aber zu viel Ruhe macht mich auf Dauer auch müde.
  • Ambivalenz hat eine sympathische Wirkung

Zwei typische Eigenschaften von ambivertierten Personen

Nachdem wir beschrieben haben, was Ambivalenz eigentlich impliziert, wollen wir uns mit der Essenz der persönlichen Eigenschaften befassen. Denn genau wie Introvertierte und Extrovertierte haben auch Ambivertierte bestimmte Eigenschaften, die sie auszeichnen. Dese Charakterstärken werden aus den beiden Seitenextremen geschöpft – das Beste aus beiden Welten!

Stabilität: Viele Ambivertierte zeigen (emotionale) Stabilität und sind ausgeglichen. Denn wie bereits erwähnt, oszillieren Ambivertierte zwischen zwei Extremen und balancieren daher die beiden Pole perfekt aus. Was bedeutet das? Ablehnung und Kritik sind diesen Menschen weniger wichtig, sie können in vielen Situationen professionell und neutral reagieren und der Erfolg steigt ihnen nicht zu Kopf.

Anpassungsfähigkeit: Ambivertierte sind sehr anpassungsfähig an bestimmte Situationen. Einerseits nutzen sie die Geselligkeit von Extrovertierten, andererseits können sie sich aber auch in sich selbst zurückziehen und anderen den Vortritt lassen. Dadurch können sich Ambivertierte auf ihre Kollegen einstellen und verfügen über ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Empathie.

Der Psychologe Adam Grant von der Wharton University fand heraus, dass bis zu zwei Drittel der Menschen sich mit keinem der beiden Lager identifizieren. Sie haben beide Tendenzen – Introversion und Extraversion – in sich und verhalten sich situationsabhängig oder ambivertiert. Diese Eigenschaft kann im Berufsleben besonders wichtig sein. Laut Psychologe Hans-Jürgen Eysenck weisen Ambivertierte in unterschiedlichem Maße typische Extremmerkmale auf.

Ambivertiert zu sein, hat viele Vorteile

Reagieren Menschen stark ambiversal, können also stark zwischen einem extravertierten und einem introvertierten Zustand schwanken, ist dies Ausdruck einer hohen Anpassungsfähigkeit – zumindest dann, wenn der entsprechende Zustand gut zur sozialen Situation passt. Dies macht auch intuitiv Sinn. Wir stellen uns einen Kollegen vor, der aufmerksam, vielleicht ein wenig nachdenklich und ruhig den Ausführungen des Chefs folgt und nicht mit irrelevanten Fragen auffällt, und damit die Effektivität des Meetings nicht schmälert. Dies wirkt introvertiert, ist aber in dieser Situation sehr praktisch, weil er den Erklärungen wirklich gut folgt und Informationen perfekt aufnimmt.

Später wird dieser Kollege eine Beziehung zu Kunden aufbauen und in der Lage sein, seine Kunden auf eine motivierende, lebendige und offene Weise anzusprechen, die ihn extrovertiert macht. Der Umsatz wird davon stark profitieren. Der Kollege ist offensichtlich sehr ambivalent, kann also zwischen seinen Gefühlslagen wechseln und ist damit im Berufsleben erfolgreich. Nur extreme Bedingungen werden ihn nicht gefallen. Das würde bedeuten, dass er in einem Meeting apathisch vor sich hinstarrt und sonst nichts mitbekommt oder Kunden zu euphorisch anspricht und ihnen dadurch Angst macht.

Das heißt, wer den Grad seiner Offenheit oder Stille je nach Situation auf gesunde Weise steuern kann, wird erfolgreicher in seiner Arbeit sein. Auch in Vorstellungsgesprächen spielen solche Fähigkeiten eine wichtige Rolle. Sie sind meist Teil der sozialen Kompetenzen, die als wertvolle Soft Skills gelten. Diese Qualitäten sind jedoch schwer zu erwerben. Es wird angenommen, dass genetische Einflüsse eine sehr starke Rolle spielen.

Ambivertierte erhalten oft das Feedback, dass sie sehr nett wirken. Diese positive Wahrnehmung beruht darauf, dass sich ambivertierte Menschen gut auf soziale Situationen einstellen und anpassen können. Bei einem extrovertierten Gesprächspartner nehmen ambivertierte Menschen eher die passive Zuhörerrolle ein, bei einem introvertierten Partner ist das Gegenteil der Fall. Deshalb gelten Ambivertierte als die besten Verkäufer – sie wissen genau, was der andere hören will.

Fazit: Was bedeutet „ambivertiert“?

Sie können sich Extroversion und Introversion als zwei Pole vorstellen. Ambivertierte Menschen zeigen die Eigenschaften beider Pole. Ambivalenz schwankt je nach Stimmung und Situation zwischen den Extremen der beiden Pole. Diese Schwankungen können unterschiedlich stark sein, sodass Art und Schweregrad der Anzeichen unterschiedlich sein können. Es wird geschätzt, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung als ambivertiert gilt. Je nach Definition sprechen einige Gelehrte auch von 25 Prozent.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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