Was bedeutet „westasiatisch“? Erklärung, Definition, Bedeutung


Anfang Januar 2023 verbreitete sich die Information, dass die Berliner Polizei nicht mehr „südländisch“ sagen soll. Stattdessen soll der Ausdruck „westasiatisch“ oder „westasiatischer Phänotyp“ verwendet werden. Das Ziel dieser Sprachanpassung ist es künftig Diskriminierungen zu vermeiden.

Leitfaden „Empfehlungen für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch“

Das Dokument zur Sprachanpassung heißt „Empfehlungen für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch“ und wurde von der „Zentralstelle für Prävention beim Landeskriminalamt“ erarbeitet. Im Intranet der Behörde ist es einsehbar. Es umfasst 29 Seiten. Schon im Dezember 2022 wurden die Inhalte in deutschen Medien besprochen. (Unter anderem in der Berliner Zeitung)

Die Behörde erklärte, dass der Ausdruck „südländisch“ geografisch unspezifisch sei und durch den Gebrauch in verfassungsfeindlichen Medien negativ belegt ist. In dem Schreiben wird ausgeführt, dass eine korrekte Formulierung unter anderem Ausdrücke wie „dunklerer Hauttyp“, „Phänotypus: westasiatisch“ oder „gem. Zeugenaussage Arabisch sprechend“ beinhaltet.

Weitere Sprachempfehlungen sind: Statt „Flüchtling“ soll „schutzsuchender Mensch“ gesagt werden. „Asylbewerber“ soll durch „Asylsuchende“ ersetzt werden. Statt „dunkelhäutig“ und „farbig“ soll „Schwarz“ gesagt werden. Das „S“ in schwarz soll groß geschrieben werden. (Siehe: Was bedeutet BIPoC?)

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, äußerte sich, dass Sprachänderungen zu einer „Verschleierung des Realität“ führen könnten.

Meinung der Redaktion:

In den Tagen nach dem Bekanntwerden der Empfehlungen zur Sprachanpassung entbrannte in Deutschland eine Diskussion über den Sinn dieser Sprachänderungen. Die Diskussion reichte vom linken bis ins konservative Spektrum. Während politisch links-eingestellte Menschen eine Annäherung an die Sprache des Dritten Reiches durch Begrifflichkeiten wie „Phänotyp: westasiatisch“ sahen, sahen politisch konservativ-eingestellte Menschen in der neuen Wortwahl eine Beschönigung der Realität und unterstellten Handlungsunwilligkeit.

In einem geographischen Sinne ergibt es Sinn davon zu sprechen, dass jemand dessen Wurzeln im Irak liegen, auch „Westasiate“ sei. Im Kontext der Umgangssprache ergibt die Sprachanpassung „westasiatisch statt südländisch“ aber wenig Sinn, da diese dem allgemeinen Sprachgebrauch zu widerläuft.

Der Ausdruck „südländisch“ ist festverankert in der deutschen Sprache, aber nicht als geografischer Begriff, sondern als synonym für „dunklere Haut und schwarze Haare“. Damit ist der Ausdruck stark verallgemeinernd und sehr unpräsize. Hier werden Menschen von Portugal, den Maghrebstaaten , Nordafrika (Nafri!), Italien bis Kleinasien, der arabischen Halbinsel und dem Fruchtbarer Halbmond zu einer Gruppe zusammengefasst. Das ist problematisch und schürt Vorurteile, denn damit ist auch ein Bild in den Köpfen der Menschen verbunden: „Braune / dunklere Haut + schwarze Haare = kriminell“ – Aber der Sachverhalt ist komplizierter.

Im Sinne der Begriffsgeschichte vom Wort „südländisch“ sollte dieses im Polizei-Jargon als Adjektiv zur Beschreibung von Tätern eigentlich ausscheiden. Das Wort ist zu allgemein und zu unpräsize.

Als Gegenbeispiel: Es wird zwischen Dänen, Schweden und Norwegern unterschieden. Sie werden unter dem Ausdruck „Skandinavier“ subsummiert. Wer an „Skandinavier“ denkt, denkt z.B. an blaue Augen und blonde Haare. Aber auch dies ist ein Vorurteil, was längst nicht auf alle Skandinavier zutrifft.

Über die Begriffe „westasiatisch“ und „südländisch“

Als „Südländer“ werden in der deutschen Umgangssprache Länder im Mittelmeerraum bezeichnet.

Der Ausdruck „westasiatisch“ bezieht sich geografisch auf Länder in Vorderasien. Dies sind unter anderem: Türkei bis Iran; Armenien, Georgien bis Saudi-Arabien, Oman und Jemen, sowie alle Länder zwischen den eben genannten:

  • Ägypten (nur Sinai-Halbinsel )
  • Armenien
  • Aserbaidschan
  • Bahrain
  • Georgia
  • Irak
  • Iran
  • Israel
  • Jemen
  • Jordanien
  • Katar
  • Kuwait
  • Libanon
  • Oman
  • Palästina
  • Saudi-Arabien
  • Syrien
  • Türkei (außer türkisches Thrakien )
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Zypern

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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