Wo kommt der „Alte Schwede“ her?
Noch heute verwendet man manchmal spontan die Redewendung „Alter Schwede“. Man will damit entweder einem anderen ein Lob aussprechen, seine Verwunderung mitteilen oder einen Missstand rügen. Das Synonym „Alter Schwede“ ist also davon abhängig, ob es positiv oder negativ belegt ist.
Dabei hat „Der Alte Schwede“ eigentlich nichts mehr mit der heutigen Zeit zu tun. Er symbolisiert einen Abschnitt, der zu den dunkelsten der frühen Neuzeit gehört. Doch woher stammt die umgangssprachliche Verbindung, die sich aus alt und Schwede zusammensetzt?
Als die Schweden in den Krieg eingriffen!
Deutschland und Schweden sind aus gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht Partner. Auch die Religion ist vergleichbar. Sie spielt im 21. Jahrhundert aber kaum noch eine Rolle. Das war aber nicht immer so.
Um diese Zusammenhänge zu erklären, muss man sich das 16. bis 17. Jahrhundert vor Augen führen. Am Anfang gab es nur die katholische Kirche, die für die Einführung des Christentums verantwortlich war. Das 16. Jahrhundert brachte in Mitteleuropa eine umfassende Veränderung mit sich, die die damalige Welt in zwei Lager spaltete. Aus diesem Konflikt entwickelte sich 1618 der Dreißigjährige Krieg.
Eine treibende Kraft war die Reformation. Sie teilte Europa in Protestanten und Katholiken. Ein bedeutender Vertreter des protestantischen Lagers war Martin Luther. Auch in Schweden fand man Gefallen an der protestantischen Seite. Sicherlich ging es dabei auch stets um Macht und den Erwerb von finanziellen Ressourcen.
1618 löste der Prager Fenstersturz im Anschluss den Dreißigjährigen Krieg aus, der bis 1648 dauern sollte und viel Leid mit sich brachte. Bis 1630 hatten die auf protestantischer Seite stehenden Dänen zahlreiche Verluste zu verzeichnen. Um diese Seite zu stärken und auch die vermeidlichen Risiken für das schwedische Heimatland zu reduzieren, griffen die Schweden mit einem Kontingent von anfangs 10.000 Mann in die Kämpfe auf deutschem Boden ein. Dieses Deutschland bestand damals jedoch noch aus unterschiedlichen Fürstentümern und freien Städten. Viele waren dabei dem Habsburger Kaiser in Wien verpflichtet. Ihnen standen protestantische, aber auch katholische Kontrahenten gegenüber.
Eine Vielzahl von Staaten und freien Städten, die mit dem Kaiser verfeindet waren, nahm das Eingreifen der Schweden anfangs sehr positiv auf. Während der Kämpfe erwarben sich die schwedischen Soldaten jeweils einen sehr guten Ruf, der sich in erster Linie auf ihre soldatischen Fähigkeiten und Kenntnisse bezog.
Schwedische Ausbilder in Preußen-Brandenburg
1648 beendete der Westfälische Frieden diesen langen Krieg. Die Schweden erhielten einige Gebiete innerhalb Deutschlands zugesprochen. Danach kehrte ein Teil der schwedischen Armee in seine Heimat zurück. Für einige ehemalige Soldaten gab es jedoch keine Aufgaben mehr. Viele Angehörige der schwedischen Armee stammten mittlerweile aus Deutschland und beherrschten somit die einheimische Sprache. In ihnen fanden die Fürsten die Ausbilder und Unteroffiziere, die ihre eigenen Armeen ausbilden und formen konnten.
Auch Preußen-Brandenburg setzte schon während des Krieges auf die schwedischen Spezialisten. Um seine Soldaten zielgerichtet auf den aktuellen Krieg sowie neue Konflikte vorzubereiten, warb der Kurfürst Friedrich Wilhelm geeignete Soldaten aus den schwedischen Diensten ab.
Die „Alten Schweden“ wurden von den Offizieren und Soldaten entweder bewundert, verachtet oder gefürchtet. Das hing mit dem Drill zusammen, mit dem die neuen Ausbilder ihre Soldaten auf den kommenden Feldzug vorbereiteten.
Auch die heutigen Wahrnehmungen beziehen sich noch auf diese Betrachtungen aus der Zeit des Barock, die in zahlreichen Bildern, Filmen und Büchern weiterleben.
Worin lag die militärische Bedeutung der „Alten Schweden“?
Aufgrund ihrer militärischen Erfahrungen entsprachen die neuen genau dem Soldatenbild des Kurfürsten. Andere Staatsherren taten es ihm während und nach dem Krieg gleich. Doch weshalb waren diese im Drill und der Ausbildung so bewanderten neuen Unteroffiziere so wertvoll?
Die meisten Kämpfe und Schlachten fanden bis zum 19. Jahrhundert auf offenen Feldern statt. Hier standen sich die Soldaten der beiden feindlichen Lager in Formationen direkt gegenüber. Im Vergleich zum 20. und 21. Jahrhundert suchten sie während des anstehenden Kampfes keine Deckung, sondern feuerten ihre Musketensalven direkt aufeinander ab.
Hier setzte auch die Wirkung des Drills an, mit dem die ehemaligen schwedischen Soldaten ihre neuen Rekruten ausbildeten. Sie setzten auf eine Formation, aus der der einzelne nicht ausbrechen konnte und durfte. Dazu kamen Befehle und Trommeln. Mit ihrem Drill sorgten sie für die geforderte Disziplin innerhalb der Truppe, der die „Alten Schweden“ auch im Gefecht bei- und vorstanden.
Nach den Salven, denen auf beiden Seiten einige Soldaten zum Opfer fielen, ging man zum Bajonettangriff über. Auch hier war die Flucht aus der Formation für den einzelnen Soldaten keine Option. Dafür sorgten die für diese Aufgaben ausgebildeten „Alten Schweden“, die ihrerseits bei ihren Mannschaften blieben und sie im Kampf unterstützten. Der einzelne hatte so gut wie keine Rechte und nur die Befehle zu befolgen. So war ein ganzer Kerl oder ein „Alter Schwede“ nur der Mann, der sich „mutig“ nach vorne wagte und in die Bresche sprang, um den Feind zu verjagen!