Warum heißt Teewurst „Teewurst“? Woher kommt der Name? Wortherkunft, Geschichte

Warum heißt Teewurst Teewurst, Name, Begriff, Herkunft, Wortherkunft, Geschichte


Die Teewurst gehört nicht nur in Deutschland zu den beliebtesten Wurstsorten. Die streichfähige Rohwurst, die in den Sorten fein und grob erhältlich ist, erfreut sich vor allem aufgrund ihres würzigen und feinsäuerlichen Geschmacks hoher Beliebtheit und gehört neben der Salami und der Mettwurst zu den drei meistgekauften Rohwurstsorten in Deutschland – mit einem Marktanteil von fast 10%. Doch warum heißt die leckere Teewurst, die sich gleichermaßen gut als Aufstrich für Brot und Brötchen verwenden lässt, eigentlich Teewurst? Sind in ihr etwa minimale Anteile von Tee enthalten? Oder wird sie vielleicht mithilfe von Teeblättern geräuchert? Die Antwort auf diese oft gestellte Frage findet sich weit zurück in der Geschichte der Teewurst.

Weit verbreiteter Mythos: In Teewurst ist kein Tee enthalten

Um es direkt vorwegzunehmen: Bei der Herstellung einer Teewurst kommt kein Tee zum Einsatz – weder heute, noch damals. Auch typische Bestandteile von Tee, wie etwa Kamille oder Fenchel, werden in einer Teewurst nicht verarbeitet – ebenso wenig wird sie mithilfe von Teeblättern geräuchert. Stattdessen bezieht sich der Namenszusatz „Tee“ lediglich auf die Uhrzeit, zu der eine Teewurst üblicherweise gegessen wird.

Die Teewurst erhielt ihren Namen, da sie gern zum nachmittäglichen Tee gegessen wurde.

Ein Blick auf die Geschichte: So wurde die Teewurst erfunden

Die Geschichte unserer Teewurst begann Ende des 19. Jahrhunderts in der beschaulichen Kleinstadt Rügenwalde in Hinterpommern. Heute durch die in der TV-Werbung häufig zitierte Rügenwalder Mühle ein fester Begriff, galt sie bereits damals als die unangefochtene Hauptstadt köstlicher Wurstspezialitäten, die unter anderem auch Otto von Bismarck zu schätzen wusste. Bereits im Jahr 1834 wurde die Rügenwalder Wurstfabrik von Carl Müller ins Leben gerufen – doch eine Teewurst gab es damals noch nicht im hauseigenen Sortiment. Diese entstand erst um die Jahrhundertwende und wurde nicht von Carl Müller, sondern von dessen gleichnamigen Sohn Carl Müller erfunden.

Teewurst: Eine Wurst, die gern zum Tee gegessen wurde (und wird)

Für die damalige Zeit war die Herstellung der Teewurst relativ aufwändig, da sämtliche verwendeten Zutaten äußerst fein zerkleinert werden mussten – zudem musste sie zur Entstehung ihres unverwechselbaren Aromas über einen längeren Zeitraum hinweg reifen. Die zusätzliche Arbeit rentierte sich jedoch, da die Bewohner der Stadt Rügenwalde die außergewöhnliche Streichwurst mit dem herzhaften Aroma schnell in ihr Herz schlossen und diese somit zu einem echten Verkaufsschlager wurde. Nun muss man wissen, dass Rügenwalde ohnehin eine Stadt war, in der herzhafte Speisen den süßen Speisen vorgezogen wurden. So war es auch nicht verwunderlich, dass man bei der nachmittäglichen Teezeit nicht zu süßem Gebäck, sondern stattdessen zu einer guten Scheibe Brot mit einem deftigen Aufstrich griff. Die neue Teewurst erfreute sich hierbei schnell hoher Beliebtheit und gehörte für viele Einwohner der Stadt fortan zu einem festen Bestandteil der Teezeit. Da Rügenwalde direkt an einen Hafen angebunden war, eroberte die Teewurst auch schnell viele andere Städte und deren Gewohnheiten zur Teezeit. Mit der Zeit entstand so der Name Teewurst, obwohl man hierbei streng genommen von einer „Teezeit-Wurst“ sprechen müsste.

Zwar wird die Teewurst mittlerweile kaum noch zur Teezeit verköstigt, sondern auch liebend gern zum Frühstück und zum Abendbrot gereicht, ihren ungewöhnlichen Namen hat sie aber bis zum heutigen Tag behalten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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