Noch heute haben Raben einen schlechten Ruf. Charaktereigenschaften wie dumm, böse oder schlecht werden häufig mit diesen Tieren in Verbindung gebracht. Des Weiteren gelten sie als heiser krächzende Unglücksboten sowie Leichenfledderer und miserable Eltern. In unserem Sprachgebrauch ist der Begriff der Rabenmutter ein fester Bestandteil. So werden Frauen, die ihre Kinder schlecht behandeln oder vernachlässigen als Rabenmütter bezeichnet. Vernachlässigen direkt beide Elternteile die gemeinsamen Kinder, so gelten sie als Rabeneltern.
Jedoch stellt sich die Frage, woher dieser Begriff überhaupt stammt und ob Raben tatsächlich für ihn verantwortlich sind.
Woher stammt der Begriff „Rabenmutter“? Wortherkunft
Sind Raben wirklich so schlechte Eltern?
Da Raben eine sehr intensive Brutpflege betreiben und sich fürsorglich um ihre Jungen kümmern, gelten sie als Vorzeigeeltern. Dass man ihnen nachsagt, sie würden sich nicht um ihre Kinder kümmern und diese vernachlässigen, ist somit hinfällig und unwahr. Bezieht man nun den Begriff der Rabenmutter auf die Tiere selbst, gilt dieser Begriff wohl eher als eine Auszeichnung.
Nun stellt sich jedoch die Frage, woher der Begriff denn nun ursprünglich stammt und wieso wir heute noch dieses schlechte Bild von den Tieren haben? In der Bibel, um genau zu sein im Buch Hiob gibt es den folgenden Vers: „Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben?“. So soll diese Bibelpassage von Martin Luther im 16. Jahrhundert falsch verstanden sowie übersetzt und interpretiert worden sein. Diese Bibelstelle im Alten Testament ist vermutlich auf die Beobachtung der jungen Raben zurückzuführen, welche einst aus dem Nest gefallen sind. Für den Beobachter macht es nun den Anschein, als seien die jungen Raben hilflos und allein. Hierbei kann dem Beobachter jedoch leicht entgehen, dass sich die Rabeneltern stets in der Nähe befinden, um ihre Kinder weiterhin zu versorgen. Vermutlich wegen dieser Interpretation ist der negativ besetzte Begriff in unzähligen Ratgebern, rund um die Erziehung, wiederzufinden.
Nun wissen wir jedoch, dass der Begriff der Rabenmutter überholt ist und nicht den einstigen Vermutungen entspricht. Raben haben somit mit dieser Begrifflichkeit überhaupt nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Zurückzuführen ist der Begriff der „Rabenmutter“ auf eine falsche Interpretation durch den Menschen und falscher Überlieferungen.
Jedoch ist diese Interpretation nachvollziehbar, denn Raben wirken aufgrund ihrer Eigenschaften unsympathisch auf den Menschen. Raben sind schwarz und geben heisere sowie krächzende Geräusche von sich. Des Weiteren fungieren sie als Aasfresser, welche sich über Tote hermachen. Da liegt es fast schon auf der Hand, dass man ihnen zuschreibt, sie seien schlechte Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Dieses Gerücht rundet das schon bestehende düstere und unsympathische Image des Raben einfach nur ab.
Der Rabe ist jedoch nicht das einzige Tier, dem etwas Schlechtes nachgesagt wird, obwohl es nicht der Wirklichkeit entspricht. Es ist der Mensch, der zahlreichen Tieren schlechte Eigenschaften zu sprechen, obwohl diese überhaupt nicht zu treffen. So ist es auch bei dem Esel, der von dem Menschen als dumm bezeichnet wird, obwohl dies nicht der Fall ist. Oder aber der Wolf, er gilt als böse und diese Behauptung wird durch zahlreiche Filme sowie Märchen noch zusätzlich verstärkt, dabei ist der Wolf alles andere als böse.
Rabenmütter: Raben sind vorbildliche Eltern
Anstatt den Raben schlecht zu machen, sollte sich der Mensch einmal eine Scheibe von ihm abschneiden, denn er hat auch zahlreiche positive Eigenschaften. Sobald sich ein Rabenpärchen einmal gefunden hat, beginnt für sie der Bund für das Leben. Das Rabenpärchen bleibt sich ewig treu und zieht die gemeinsame Brut gleichberechtig gemeinsam groß. Bei der Aufzucht der Brut wird sehr deutlich, wie hochintelligent diese Vögel sind und welche ausgeprägte Fürsorge in ihnen lebt.
Wären diese Tiere tatsächlich miserable Eltern, so wären sie schon vor langer Zeit ausgestorben. Rabenküken sind nämlich ohne die intensive Pflege und Fürsorge überlebensunfähig. Dies hat damit zu tun, dass die Küken als Nesthocker schlüpfen. Das bedeutet, dass sie hilflose sowie nackte Lebewesen sind, die auf die Pflege und Fürsorge der Eltern angewiesen sind. Sie müssen gewärmt sowie mit Futter versorgt werden. Bei Hühnerküken sieht es dabei ganz anders aus, denn sie kommen mit einem warmen Flaumkleid zur Welt und können sofort losrennen und sich ihr eigenes Futter suchen.