Der Ohrkneifer, welcher im Allgemeinen zu den Ohrwürmern zählt, ist den Menschen seit dem Mittelalter bekannt, doch schon damals war er ihnen nicht geheuer. Dies lag daran, dass die Menschen fest daran glaubten, dass der Ohrenkneifer nachts in ihre Ohren kriecht und dort wütete. Sie waren der Annahme, dass die Ohrwürmer das Trommelfell mit ihren Zangen zerreißen und anschließend ihre Eier in den Schädel legen würden. Das Zeitalter des Mittelalters ist mittlerweile zwar lange her, doch noch heute können viele Menschen den Tieren nur wenig Positives abgewinnen.
Wortherkunft: Wie der Ohrenkneifer zu seinem Namen kam
Insbesondere die Namensgebung des Ohrenkneifers, welche sogar in der lateinischen Bezeichnung verankert wurde, sorgt dafür, dass ein gewisses Unbehagen weiterhin bleibt.
Lat. Forficula auricularia = Gemeiner Ohrwurm
Lat. Aricula = Öhrchen
Der Mythos, dass sich die kleinen Fluginsekten in Häusern und insbesondere in Betten aufhalten, ist gar nicht so fern, zumindest nicht zu Zeiten des Mittelalters. Betten weisen häufig eine leichte Feuchtigkeit auf, sofern sie nicht regelmäßig gelüftet werden. Im Mittelalter war das mit dem Lüften aber gar nicht so einfach – gerade dann, wenn es sich um eine regenreiche Saison handelte. Regnete es sehr häufig und war die damit verbundene Luftfeuchtigkeit extrem hoch, war es schier unmöglich, die Feuchtigkeit aus den Häusern und somit aus den Betten zu bekommen. Da die Häuser im Mittelalter auch kleiner und dunkler gehalten waren, was dem Gemeinen Ohrwurm ungemein gefällt, ist die Entstehung des Mythos von dem kleinen kriechenden und gefährlichen Insekt nicht ganz abwegig. So bekam der Gemeine Ohrwurm bereits im Mittelalter den Namen des Ohrenkneifers und das nur aufgrund eines Mythos. Gefährlich war der Ohrwurm im Mittelalter nicht und ist es auch heute nicht.
Im späteren Verlauf wurde der Ohrenkneifer sogar für medizinische Zwecke genutzt. Hierfür wurden die kleinen Insekten gemahlen und anschließend in die Ohren gestreut. Dies sollte dabei helfen Ohrenerkrankungen, Schwerhörigkeit sowie Taubheit zu behandeln und zu heilen.
Der gemeine Biss des Ohrenkneifers
Wird von einem Biss des Ohrenkneifers gesprochen, so bezeichnet dies lediglich das Kneifen des Ohrwurms mit seinen Zangen, die sich am Hinterleibsende befinden. Der „Biss“ ist weder gefährlich noch giftig und tut zudem nicht weh. Wenn das kleine Fluginsekt „beißt“, tut er das nur, wenn es sich bedrängt und bedroht fühlt. Zudem ist er dazu fähig in einem Umkreis von bis zu 10 cm ein Sekret auf Feinde abzuschießen. Sekret wird als chemische Waffe bezeichnet, ist jedoch für den Menschen vollkommen ungefährlich.
Was sind Ohrenkneifer? Beschreibung
Ohrenkneifer zählen zu der Gattung der Ohrwürmer, welche bereits seit 34 Millionen Jahren existieren. Des Weiteren gehören die Ohrenkneifer zu den Fluginsekten, obwohl sie sehr selten bis gar nicht fliegen. Die häutigen Hinterflügel der Ohrwürmer, welche kompliziert zusammen gefaltet werden können, verstecken sich unter den Vorderflügeln. Des Weiteren besitzt der Gemeine Ohrwurm beißende sowie kauende Mundwerkzeuge und gilt als Allesfresser. Äußerst selten wird sein Interesse für Früchte oder Zierpflanzen geweckt. Er weist eine Körperlänge zwischen 9 und 16 mm auf und zählt zu den kleineren Vertretern seiner Gattung. 6,5 cm lang können jedoch Ohrwürmer in Australien werden. Die Zangen des Ohrenkneifers verwendet er sowohl bei der Jagd als auch zur Verteidigung oder bei der Paarung. Als Lebensraum bevorzugt er feuchtes Laub oder Rinden sowie Spalte, in denen er Nahrung findet und seine Eier ablegen kann. Nur durch Zufall gelangt der Gemeine Ohrwurm auch mal ins Haus. Wahrscheinlicher ist es, dass er sich in Garagen, Gartenhäusern sowie Schuppen oder auf Balkonen einnistet.