Warum sagt man „Es zieht wie Hechtsuppe“? Woher kommt die Redewendung? Erklärung, Herkunft

Warum sagt man, Es zieht wie Hechtsuppe, Woher kommt die Redewendung, Bedeutung Erklärung, Herkunft


Wer seine Kindheit häufig bei Oma und Opa verbracht hat, wurde garantiert mit der ein oder anderen Redewendung konfrontiert, deren Sinn man damals nicht wirklich verstanden hat – und auch bis zum heutigen Tag nicht versteht. Eine dieser Redewendungen ist „Hier zieht es wie Hechtsuppe“. Wie jetzt? Welche Hechtsuppe denn? Was hat eine schmackhafte Fischsuppe damit zu tun, dass aufgrund eines geöffneten Fensters Durchzug zustande kommt? Um dieses Rätsel zu lösen, muss man – wie so oft bei seltsam klingenden Sprichwörtern – einen Blick in die Vergangenheit tätigen.

Hechtsuppe: Ein echter Klassiker der deutschen Küche – oder etwa doch nicht?

Eine Hechtsuppe ist eine leckere Fischsuppe, die in vielen Familien zu besonderen Anlässen auf den Tisch kommt. Das sollte man zumindest meinen. Gibt man das Wort nämlich in verschiedensten Suchmaschinen ein, findet man eigentlich kaum echte Rezepte für eine Hechtsuppe. Stattdessen wird bereits die Eingabe des Wortes mit dem Sprichwort „Es zieht wie Hechtsuppe“ in Verbindung gebracht. Somit ist also nicht nur die Redewendung an sich überaus seltsam – sondern auch die Tatsache, dass es die darin zitierte Hechtsuppe so gut wie gar nicht gibt.

Eine Fischsuppe muss lange ziehen – doch kommt daher auch die Redewendung?

Doch welches Geheimnis verbirgt sich nun eigentlich hinter dem Sprichwort? Genau geklärt wurde dies leider bis zum heutigen Tag nicht, doch es gibt immerhin zwei Theorien – eine sehr einleuchtende und eine weniger plausible. Fangen wir zuerst mit der weniger plausiblen an: Wer eine Fischsuppe zubereitet, ist sich darüber im Klaren, dass diese zuerst lange ziehen muss, ehe sie serviert werden kann – denn nur so entfaltet sich ihr Geschmack perfekt. Insbesondere Hechtfleisch muss bei der Zubereitung über einen sehr langen Zeitraum hinweg in der Brühe liegen, ehe es sein unverkennbares Aroma entfaltet. Mit ein bisschen Fantasie könnte aus dem „langen Ziehen“ also „Es zieht wie Hechtsuppe“ entstanden sein. Zugegeben: Diese Erklärung ist tatsächlich etwas schwammig.

„Es zieht wie Hechtsuppe“: Herkunft, Erklärung, Bedeutung

Glücklicherweise gibt es aber auch noch eine logischere Erklärung: Im 19. Jahrhundert gelang es vielen Wörter aus dem jüdischen Sprachraum, in die deutsche Sprache überzusiedeln. Eines dieser Wörter ist „hech supha„. Was auf den ersten Blick wie „Hechtsuppe“ klingt, ist in Wahrheit die hebräische Bezeichnung für einen starken Wind. Sehr wahrscheinlich haben jüdische Sprecher früher häufig den Ausdruck „es zieht wie hech supha“ verwendet, der von den anwesenden deutschen Personen einfach falsch aufgeschnappt wurde. Denn gezogen hat es hier keinesfalls wie Hechtsuppe, sondern halt wie ein besonders starker Wind. Denkbar ist auch, dass die Deutschen diese Redewendung der Juden mit einem zwinkernden Auge aufgenommen und so lustig gefunden haben, dass sich daraus letztendlich die heute bekannte Redewendung entwickelt hat. Da Hecht bzw. Hechtsuppe ohnehin lange ziehen muss, hielt man diesen Ausdruck wohl für einen verrückten, aber liebenswürdigen Spruch – obwohl er im Grunde genommen lediglich die Wahrheit aussagt.

Bedeutung: „Es zieht wie Hechtsuppe“

Mit einer echten Hechtsuppe hat der Ausdruck „Es zieht wie Hechtsuppe“ nichts, aber auch gar nichts zu tun. Obwohl dies mittlerweile bekannt ist, wird die Redewendung jedoch nach wie vor gern verwendet – bevorzugt von älteren Menschen. Vielleicht wissen diese aber auch selbst nicht, welche lustige Geschichte sich dahinter verbirgt – eventuell können Sie hier ja nach dem Lesen dieses Artikels ja für Klarheit sorgen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert