Warum heißt die Ostsee „Ostsee“? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung

Warum heißt die Ostsee Ostsee, Namensherkunft, Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung


Wer Flensburg oder Kiel erreicht, sieht auf das Meer. Dieses Meer ist die Ostsee. Als Binnengewässer reicht sie von Dänemark bis Russland. Dabei umfasst das Binnenmeer eine Fläche von 412.500 Kilometern und ist bis zu 459 Meter tief. Im Westen gibt es eine Verbindung zur Nordsee. Es handelt sich bei dieser Verbindung um die Sunde und Belte, die jedoch alle auf dänischer Seite liegen. Über diese können Schiffe von der Nordsee in die Ostsee und zurückfahren. Über die Verbindung wird das Wasser der Ostsee allerdings auch mit zusätzlichem Salz- und Sauerstoff versorgt.
An ihren Küsten liegen außerdem zahlreiche bedeutende Länder wie beispielsweise Dänemark, Deutschland, Polen, Russland und Schweden, sowie Finnland. Zu den Städten zählen Kiel, St. Petersburg und Stockholm.
Während im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Ostsee üblich ist, findet man im Internet auf englisch sprachigen Seiten meistens den international gebräuchlichen Begriff Baltic Sea. Wählt man beispielsweise auf der Seite von Google Scholar „Baltic Sea“, dann erhält man sowohl deutsche Einträge für die Ostsee als auch englische, die sich auf die Baltic Sea beziehen. Doch wie kann es zwei so unterschiedliche Namen für ein Binnenmeer geben?

Wortherkunft: Wie kam die Ostsee zu ihrem Namen?

Doch woher kommt der Name Ostsee. Vor allem in der germanischen Sprachenfamilie von Deutschland über Dänemark bis Schweden spricht man das Wort in der jeweiligen Landessprache ähnlich aus. Deshalb sind Fachleute überzeugt, dass die Beziehung zwischen diesen Ländern einen bedeutenden Einfluss bei der Namensgebung hatte.

In Schweden heißt das Meer beispielsweise Östersjön. Dazu sollte man wissen, dass Schweden schon zur Zeit des Mittelalters seine handels- und machtpolitischen Interessen mit der Ostsee verband. Im Laufe des 11.-12. Jahrhunderte dehnte es seinen Einfluss auf Finnland aus. Dabei spielte die Christianisierung durch Schweden eine entscheidende Rolle, die auch Einfluss auf den Namen Ostsee haben dürfte. Im 13. Jahrhundert wanderten dann vermehrt schwedische Bauern nach Finnland ein. Sie rodeten das Land und wirkten verstärkend auf die Entwicklung der Kultur. Außerdem beanspruchte Schweden dieses Gebiet, um seinen Handel mit Russland zu intensivieren. So entstanden in einem zuvor heidnischen Gebiet Klöster, Burgen und Schlösser. Hier fanden die Menschen Schutz vor Angriffen und die Arbeit, von der sie leben konnten.

Es gab jedoch noch eine andere Bezeichnung für das Meer, über das die Geschäftsbeziehungen mit den anderen Anrainerstaaten wie Russland oder Dänemark geführt wurden. Hier sprach man von der baltischen See oder Baltic Sea.

Am Anfang waren die Sueben!

Nachdem die Römer im ersten nachchristlichen Jahrhundert ihre Eroberungen in Germanien abgeschlossen hatten, hörte ihr Reich offiziell am Limes auf. Das südlich der Nordsee gelegene Meer nannten sie Mare Sueicum. Es markierte auch das Ende der erforschungswürdigen Welt. Hier lebten die Barbaren, mit denen sich der Handel nicht lohnte. Die negativen Erfahrungen und die Niederlage im Teutoburger Wald verhinderten weitere militärische Operationen, die sich auf die nordischen Länder hätten konzentrieren können. Hier lebten nordgermanischen Stämme, die für ihre heidnischen Bräuche und die brutalen Plünderungsstrategien bekannt waren. Es lohnte sich nicht, römische Legionen in diesem stark bewaldeten Gebiet zu opfern.

Die Römer gaben diesem Meer den Namen „Mare Suelicum“. Diesen leiteten sie vom germanischen Stamm der Sueben ab, der in den Küstenregionen seine neue Heimat fand.

Wie das Mare Suelicum zum Mare Balticum wurde!

Vor der Küste Estlands liegt die Insel Ösel, die in der Antike als Baltia bekannt war. Sie galt nach Ansicht der damaligen Gelehrten als die Quelle des Bernsteins, den man wiederum an den Küsten des Binnenmeeres fand. Es liegt daher nahe, dass der Name der Insel als Ansatz für die Bezeichnung Baltic Sea genutzt wurde.

Ab dem achten nachchristlichen Jahrhundert nahm der Kontakt zwischen den Wikingern und den Stämmen im heutigen baltischen Meer zu. Dazu kamen zahlreiche Raub- und Feldzüge. Es ist denkbar, dass diese Seefahrer und Händler den Namen der Insel auch für das ganze Seegebiet übernahmen und so für die Verbreitung sorgten.

Während des 9. bis 12. Jahrhunderts kamen die Dänen und ihre Verbündeten sowohl nach England als auch nach Frankreich. Hier kam es neben zahlreichen Kämpfen auch zu Handelsbeziehungen, die bis zur Krönung Wilhelm des Eroberers zum englischen König reichten. Wurden die Seefahrer nach ihren Handelspartnern gefragt, so bezogen sie sich wahrscheinlich auf die Staaten und Städte an den Küsten des baltischen Meeres.

Einige Wissenschaftler gehen hingegen davon aus, dass das Volk der Balten der Namensgeber war. Die Balten stellten jedoch keine in sich geschlossene Volksgemeinschaft dar, sondern setzten sich wiederum aus verschiedenen baltischen Stämmen zusammen. Ab dem 11. Jahrhundert begann der Deutsche Orden das Gebiet des späteren Ostpreußens zu okkupieren. Der zunehmende deutsche Einfluss sowie die damit verbundenen Einschränkungen für die einheimischen Slaven führen dazu, dass sich der Name baltisches Meer durchgesetzt haben könnte.

Ostsee – Bedeutung Name

Westlich der Ostsee liegt die ältere Nordsee. Um diese beiden Seen, die eigentlich ein Binnenmeer sowie ein Kanal sind, voneinander zu unterscheiden, führte man aus jeweils die beiden Begriffe Ost- und Nordsee ein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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