Warum hat man James Bond sterben lassen? Erklärung

Warum hat man James Bond sterben lassen, Erklärung


Mit seinem Debütroman Casino Royale etablierte der britische Autor Ian Fleming im Jahr 1953 einen unterhaltsamen Erzählkosmos, der im Jahr 2021 mit dem Film Keine Zeit zu Sterben ein überraschendes Ende lieferte: den Tod von James Bond. Lange ein Tabu, entschied man sich im Zuge des neuen Realismus der Daniel Craig-Era, ein ungewöhnliches Finale zu setzen.

James Bond 007: Keine Zeit zu Sterben erschien im Jahr 2021 nach mehreren Verschiebungen – inmitten der Corona-Pandemie. Nachdem Daniel Craig im Jahr 2006 die Rolle des berühmten Geheimagenten in Casino Royale zum ersten Mal übernahm, folgten weitere Titel wie Ein Quantum Trost (2008), Skyfall (2012), Spectre (2015) und die sechs Jahre später veröffentlichte Konklusion dieser Bond-Epoche. Das Finale des vom Regisseur Cary Joji Fukunaga (True Detective, Beasts of No Nation) umgesetzten Actionfilms überraschte viele langjährige Fans.

Der zuvor scheinbar unbesiegbare Superagent sieht am Ende des Films Keine Zeit zu Sterben seiner eigenen Menschlichkeit und Vergänglichkeit ins Auge. Die gerade in den letzten Jahren häufig kritisierte Reihe bemühte sich seit Casino Royale um eine Modernisierung, zu deren Konsequenz auch ein kompromissloser Realismus gehörte. Während der Film vornehmlich positive Kritiken erhielt, fühlten sich einige langjährige Fans vor den Kopf gestoßen. Interessanter Fakt: Schöpfer Ian Fleming überlegte bereits seinerzeit, James Bond in From Russia with Love sterben zu lassen, entschied sich jedoch dagegen.

Ian Fleming und Daniel Craig – Die Evolution von Bond

Wer sich die Bedeutung des Endes von No Time to Die verdeutlichen möchte, muss nur die lange Geschichte von James Bond betrachten. Bond wurde in den 50ern als literarische Figur der Nachkriegsgeschichte geschaffen, als nicht immer lupenreiner Held und Verführer. Dabei war Bond schon in den Romanen ein nuancierter Charakter, der von Liebe und Verrat zerissen war. Legendär ist der Roman On Her Majesty’s Secret Service – in dem Bond heiratet und seine große Liebe kurz darauf tragisch verliert. Viele Eigenschaften Bonds lassen sich aus diesem Ereignis heraus verstehen.

Schöpfer Ian Fleming war im Zweiten Weltkrieg in geheimdienstliche Arbeiten für Großbritannien involviert – er hatte damit einen direkten Einblick in das Tätigkeitsfeld von Bond. Übrigens war einer seiner Großcousins der Schauspieler Christopher Lee, der später in dem Film Der Mann mit dem Goldenen Colt (1974) als Gegenspieler auftauchte. Dank der Romane Ian Flemings entstand in den 60er-Jahren das Eventkino James Bond mit Sean Connery als erstem Geheimagenten unter diesem Namen auf der Kinoleinwand. Der Charakter hat eine lange Evolution durchgemacht – vom lakonisch-rauen Bond Sean Connery über den unkonventionellen George Lazenby und den optimistisch-ironischen Roger Moore bis zum kompromisslosen und humorlosen Timothy Dalton und der Rückkehr des Humors mit dem charmanten Pierce Brosnan.

Die Craig-Filme hingegen standen von Beginn an für kompromisslosen Realismus – und eine Lossagung von etablierten Formeln. Schon die Eröffnungssequenz in Schwarz-Weiß in Casino Royale machte die ganze Brutalität des Craig-Bonds deutlich. Die Abwesenheit des klassischen Intros zu Beginn, das Ausblenden des berühmten Martini-Spruchs, der Wegfall etablierter Verbündeter in den ersten Filmen (Moneypenny und co.) und der Fokus auf die frühen Jahre Bonds unterstreichten den anderen Weg des neuen Bond. Der finale Tod der Craig-Reihe ist die logische Konsequenz dieser Entwicklung.

Keine Zeit zu Sterben – Warum James Bond starb

Der fünfte und finale Film der Craig-Ära nimmt sich etwa 160 Minuten Zeit, um die Plotstränge der vorherigen Filme einzuweben. Blofeld und Madeline Swann tauchen nach Spectre ein zweites Mal auf. Die große Bedrohung ist in diesem Film eine Biowaffe unter dem Namen Herakles, die mit virenartigen Nanobots die Welt zerstören soll. Zusammen mit der Agentin 007, die nun Bonds Titel trägt, versucht er die, Bedrohung zu stoppen.

Persönlich wird die Geschichte, als Bond vermutet, dass er mit Madeline Swann eine Tochter hat. Bond dringt in ein altes Raketensilo ein, um die Bedrohung der Welt durch die Nanobots zu verhindern. Bond fordert in einer prekären Lage, bereits schwer verwundet, die Silos von außen mit Raketen zu beschießen. Dort in unmittelbarer Lebensgefahr, erfährt er, dass er in der Tat eine Tochter mit Madeline Swann hat. In einem Akt der Selbstaufopferung lässt er sein Leben im Raketensilo, um seiner Tochter und Madeline Swann eine Zukunft zu ermöglichen.

Diese Selbstaufopferung, von manchen auch als Selbstaufgabe gesehen, ist äußerst atypisch für die Charakterzüge von James Bond. In den frühen Filmen wurde Bond schließlich als eine Art unsterblicher Superheld etabliert. Doch zugleich passt der Erzählkniff zum Charakter des Craig-Bonds: vom harten und selbstsüchtigen Draufgänger wird er am Ende zum mitfühlenden Familienvater. Innerhalb des Erzählbogens der Craig-Era macht das Ende also durchaus Sinn. Dabei war der Tod Bonds bereits 2006 nach der Premiere von Casino Royale beschlossene Sache: Als Craig erfuhr, dass er vier weitere Bond-Teile vor sich hatte, fragte er Produzentin Barbara Broccoli, ob Bond am Ende sterben könne. Broccoli stimmte zu – das bestätigten beide in einem Interview für Variety.

Allerdings hagelte es auch Kritik unter eingefleischten Fans. Denn für viele wirkte der Tod aufgesetzt, ein Versuch, einen dramaturgischen Schockmoment zu setzen und die Ungewöhnlichkeit der Craig-Era zu unterstreichen. Klar ist: Das Finale von Keine Zeit zu Sterben wurde kontrovers aufgenommen. Gerade vor dem Hintergrund der Modernisierung Bonds, wo Gleichberechtigung, Weltoffenheit und Multikulturalität in den Fokus rücken, scheint das Finale als symbolische Rückbesinnung auf konservative Familienwerte etwas aus dem Rahmen zu fallen. Doch klar ist schon Jetzt: Bond wird weitergehen. Das wurde bereits in den End-Credits von Keine Zeit zu Sterben deutlich, wo stand – „James Bond will return“. Mit einem anderen Darsteller. Und einer anderen Geschichte. Ob diese ähnlich ungewöhnlich oder konventioneller wird, kann nur die Zukunft beantworten.

Überblick – Warum Bond sterben musste

Der Tod von Bond hat sich durch die Charakterzeichnung des unerbittlichen Charakters von Daniel Craig bereits vorgezeichnet. Der kompromisslose Agent ist vom Verlust seiner großen Liebe gezeichnet und voller Rachelust. Doch am Ende findet er seine Menschlichkeit im Bewusstsein wieder, dass einer eine Tochter hat. Einge Fans ließ dieses Ende mit dem Kopf schütteln. Doch klar ist: Damit wurde der Craig-Era ein unvergessliches, wenn auch provokatives Ende beschert.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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