Was bedeutet Gutmensch? Gutmenschentum? Geschichte, Bedeutung, Definition


Das Wort „Gutmensch“ ist eine abwertende, verunglimpfende und negativ-konnotierte Bezeichnung für Menschen oder Menschengruppen, die aus Sicht desjenigen der den Ausdruck „Gutmensch“ verwendet, sich als besonders gut und sehr moralisch darstellen. Diesen Personen wird missionierendes Verhalten nachgesagt. Auf dogmatische Art und Weise schließen sie andere Vorstellungen und Ansichten aus.

Insbesondere das Zurschaustellen und Betonen ihrer „guten“ Handlungen und ihres „Gutseins“ sorgt für viel Unmut, sowie das die eigenen Moralvorstellungen anderen Menschen aufoktroyiert werden sollen.

„Gutmensch“ wurde zum deutschen Unwort des Jahres 2015 gewählt.

In einem wissenschaftliche Sinne kann der Ausdruck „Gutmensch“ als Moralkritik verstanden werden.

Beispiele für Gutmenschentum

Gutmenschen neigen dazu, zu moralisieren und setzen sich für eine moralische Politik ein. Auch zeichnen sich Gutmenschen durch permanente Betroffenheit und die Versuche Diskussionen zu moralisieren aus, sowie Widerspruch oder Gegenworte als unmoralisch zu entwerten. (Ähnliches gilt für jene, die den Ausdruck „Gutmensch“ als Vorwurf verwenden. Das hilft auch keiner Diskussion und versperrt den Weg dafür Sachargumente auszutauschen.)

Sind Gutmenschen Heuchler?

Den Gutmenschen wird Heuchlerei nachgesagt. Hier wird das Beispiel angeführt, dass Gutmenschen sich für die Aufnahme von Flüchtlinge aussprechen, selbst aber keine Flüchtlinge in ihrer Wohung aufnehmen würden. Auch wird gern das Beispiel angefüht, dass Gutmenschen sich dafür aussprechen Flüchtlingen zu helfen, selbst aber keinen Flüchtlingen bisher geholfen haben.

Ein drittes Beispiel ist, dass Gutmenschen sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen, selbst aber in einem Viertel wohnen, dass sehr einheitlich ist und in dem viele wohnen, die die Welt so sehen wie die Gutmenschen.

Ein viertes Beispiel ist, dass Befürworter für die Aufnahme von Flüchtlinge ihre Kinder nicht auf eine Schule mit einem hohen Ausländeranteil schicken würden, sondern auf eine Schule mit geringem Ausländeranteil.

Gutmensche predigen Toleranz und Verständnis

Gutmenschen predigen Toleranz und Verständnis gegenüber anderen und Fremden. Dies geht teilweise soweit, dass sie Toleranz und Verständnis für Gewalttaten und schädigendes Verhalten haben oder predigen, sowie dies durch Vergleiche mit der heimischen Bevölkerung oder Fluchtbewegungen vergangener Jahrzehnte oder Jahrhunderte versuchen zu relativieren.

Wer den Audruck „Gutmensch“ als Vorwurf benutzt, bezeichnet das Verhalten von Gutmenschen auch als Realitätsverweigerung.)Der Ausdruck „Gutmensch“ wird auch ironisch gebraucht.

In der Flüchtlingskrise und Flüchtlingsdebatte in Deutschland werden als „Gutmenschen“ jene bezeichnet, die sich für Flüchtlinge einsetzen und befürworten, dass diese sich in Deutschland aufhalten.

Ein Gegenwort zu Gutmensch ist „Schlechtmensch“ oder Wutbürger.

Weitere mit Gutmensch verwandte Worte sind Bahnhofsklatscher und Teddybärwerfer.

Geschichte des Wortes „Gutmensch“

Der Ausdruck „Gutmensch“ ist kein Begriff aus dem Nationalsozialismus oder dem Dritten Reich. Es finden sich keine Belege, dass der Begriff damals verwendet wurde. Auch Autoren der Zeit und der Zeit des Kaiserreiches verwenden den Ausdruck nicht.

Seit Mitte der 1980er Jahre wird der Ausdruck „Gutmensch“ in Deutschland verwendet. Als „Gutmenschen“ wurde Personen oder Personengruppen bezeichnet, deren moralische Verhalten als zweifelhaft gewertet wurde.

In den 1990er Jahren erfolgte die Verbindung des Begriffes „Gutmensch“ mit der Politischen Korrektheit. Hierbei wird auf die Bevormundung durch die Politische Korrektheit angespielt, die viele nicht wollten und die im Namen einer zweifelhaften Moral oder Ansicht durchgeführt wurde.

Insbesondere erhielt der Ausdruck „Gutmensch“ seit September 2015 massive Suchnachfragen bei Google.de. Diese hatten ihren Höhepunkt im Januar 2016. (Laut Google Trends)

Auch spielt „Gutmensch“ auf den Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“ an. Nur weil jemand, etwas „gut meint“, heißt es nicht, dass das auch gut ist.

Im Duden steht der Ausdruck „Gutmensch“ seit dem Jahr 2000.

Weiteres zu „Gutmensch“

Romane und Bücher zum Ausdruck „Gutmensch“

  • „Böse Gutmenschen“ ist ein Buch von Bernd Höcker.
  • „Gutmensch – Deutsch“ ist ein Buch von Erich Seibolt.
  • „Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven“ ist ein Buch von Dietmar Bittrich.
  • Der Aufkleber „Gutmenschen? Nein danke!“ wird im Internet verkauft. An Anlehnung an die „Atomkraft? Nein danke!“-Bewegung der 1980er Jahre.
  • „Diktatur der Gutmenschen“ ist ein Buch von Boris Grundl.
  • „GUTMENSCH: Ein Streifzug durch Moral und Ethik“ ist ein Buch von Georg Schildhammer.
  • „Die geheimen Spielregeln der Macht: und die Illusionen der Gutmenschen“ ist ein Buch von Christine Bauer-Jelinek.
  • „Spiegelrassismus und Verdrängung: Die Umvolkung der Gutmenschen“ ist ein Buch von Erik Hansen.
  • „F*ck off, Gutmensch“ ist ein Roman von Griet Marden.
  • „Vorsicht Gutmensch!“ ist ein Buch von Manfred Sutor.
  • „Das Wörterbuch des Gutmenschen“ ist ein Buch von Klaus Bittermann.
  • „Das Wörterbuch des Gutmenschen“ ist ein Buch von Klaus Bittermann und Gerhard Henschel.
  • „Lieber Gutmensch: Eine Abrechnung von links“ ist ein Taschenbuch von Lilith Infidel.

Musik zum Ausdruck „Gutmensch“

  • „Gutmenschen und Moralapostel“ heißt ein Lied von Frei.Wild.
  • „Gutmensch / Wutbürger“ ist ein Album von Rynerrr Schrott.
  • „Gutmensch“ ist ein Lied von Kremer.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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