Bedeutung: Abwertende Bezeichnung für ärmliche Stadtviertel. Sie zeichnen sich durch baufällige alte Häuser, Müll, Lärm und kaputte Fensterscheiben aus. Auf den Straßen liegen Glasscherben, kaputte Bierflaschen und Zigarettenstummel. Glasscherbenviertel sind in der Regel schmutzig und es liegt viel Unrat auf den Straßen. Die Anwohner sind Nachts sehr laut und die Kriminalität ist in diesem Viertel höher als in anderen Stadtvierteln.
Broken-Window-Theorie
Die Broken-Window-Theorie (zu deutsch: „Theorie der zerbrochenen Fensterscheiben“) besagt, dass ein direkter Zusammen zwischen Verwüstung, Zerstörung und Vernachlässigung von Stadtvierteln oder Stadtgebieten und Kriminalität herrscht. Laut Theorie gilt: Je heruntergekommener und zerstörter ein Stadtteil ist, umso höher ist die Kriminalität. Anzeichen der Unordnung sorgen dafür, dass einige Bewohner eher kriminell werden.
Die Broken-Window-Theorie stammt von den US-amerikanischen Sozialforschern James Q. Wilson und George L. Kelling. Mit ihrer Theorie stellen sie die Behauptung auf, dass eine zerstörte Fensterscheiben zu mehr Zerstörungen und Verwahrlosung führt, und deswegen schnell repariert werden sollte.
Die Folgen der Broken-Window-Theorie sind, dass unter anderem die US-amerikanische Polizei hart gegen kleine Verstöße vorgeht. Dies wird auch Null-Toleranz-Strategie genannt.
Als Zeichen des Verfalls und der Unordnung gelten laut der Forscher unter anderem:
- aggressives Betteln
- Alkoholiker, die auf Straßen schlafen
- eine öffentliche Drogenszene: Drogenabhängige + Drogenverkauf
- Gangs, die pöbeln und aggressiv sind
- Graffiti / beschmierte Wände
- Kaputte Fenster, Häuser und Straßenlaternen
- Laute Musik
- Müll, der auf Straßen und Gehwegen herumliegt
- Obdachlose
- Öffentliches Urinieren
- Prostituierte
- Vandalismus
- Verfallene Gebäude
- Verlassene Grundstücke
- Zerbrochene Glasscherben
Dies sind alles Zeichen mangelnder sozialer und staatlicher Kontrolle. Sie zeugen davon, dass Gesetze hier weniger bis keine Anwendung finden, da sie nicht durchgesetzt werden. Dies führt dazu, dass Kriminelle angelockt werden, die hoffen im Glasscherbenviertel besser geschützt zu sein und schwerer entdeckt zu werden. Außerdem vertreiben diese Zeichen rechtschaffene Bürger, die Angst um die Sicherheit ihrer Familien, Kinder, Autos und Besitz haben.
Beispiele für Glasscherbenviertel
Die Münchner Stadtteile Haidhausen und Giesing wurden als Glasscherbenviertel bezeichnet.
Der Nürnberger Stadtteil Gostenhof wurde als Glasscherbenviertel, Nürnberger Bronx oder mundartlich „Glosschermverdel“ bezeichnet.