Der Begriff Mohr ist eine sehr alte Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Bereits zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert stand sie in mittelhochdeutschen Wörterbüchern. Vorher tauchte es bereits im Althochdeutschen als Mor auf. Das Wort bezeichnete anfangs vor allem Menschen aus Nordafrika, die eine dunkle Hautfarbe hatten. Es ist dem lateinischen Wort maurus entlehnt, das „Einwohner der Provinz Mauretania“ bedeutet. Das Gebiet lag etwa dort, wo heute das Staatsgebiet Marokkos befindet. Die Benutzung des Wortes wurde ursprünglich völlig wertneutral und nicht abwertend verwendet.
Wortherkunft: Die Geschichte des Begriffes „Mohr“
Etymologisch ist die Verwendung des Wortes trotzdem heikel, denn die Wortherkunft ist nicht so einfach abzuleiten. Neben der lateinischen Bezeichnung, die auf ein nordafrikanisches Gebiet hinweist, gibt es auch das griechische Wort „moros“. Es steht für „töricht“ oder auch „dumm“. Daraus leiten Sprachwissenschaftler einen rassistischen, kolonialen Ton ab.
Wenn man die Entstehungszeit des Begriffes zur Grundlage nimmt, ist diese Schlussfolgerung eher nicht nachvollziehbar. Das Wort entstand in der vorkolonialen Zeit. Die Nordafrikaner waren damals weder töricht noch besonders unterwürfig. Die Mauren eroberten die iberische Halbinsel, auf der noch heute viele Bauwerke von der Hochkultur der Nordafrikaner zeugen. Zudem unterschied das Mittelhochdeutsche zwischen „Mor“, also Maure, und „swarzer Mor“, also schwarzer Maure.
Auf der anderen Seite war die schwarze Hautfarbe in Europa bereits im frühen Mittelalter mit negativen Assoziationen belegt. So war der „Höllenmohr“ ein Synonym für den Teufel, das schon in Versen des Dichters Walter von der Vogelweide vorkam. Der Teufel wurde mit schwarzer Hautfarbe dargestellt.
Spätestens im 16. Jahrhundert wandelte sich die Benutzung des Begriffs Mohr. Er wurde zunehmend allgemein für dunkelhäutige Menschen verwendet. Das Wort „Neger“ entwickelte sich dagegen erst im 18. Jahrhundert. Es bezog sich auf den „primitiven Schwarzen aus der afrikanischen Kolonie“. Der Mohr beschrieb dagegen eine edle Person aus dem Nordafrika der vorkolonialen Zeit. Daraus entstand der Versuch, die Völker Afrikas in „schwarzafrikanische Neger“ und „weißafrikanische Mohren“ zu unterteilen. Diese Rassentheorien werden heute abgelehnt. Auch der Begriff „Mohr“ findet heute nur noch in historischem Zusammenhang Verwendung.
Woher kommt „Mohren“? Bedeutung, Definition, Erklärung
Wie bereits beschrieben, bezog sich der Begriff Mohr anfangs auf die Menschen in Nordafrika. Dort schufen die Mauren eine für die damalige Zeit fortschrittliche Gesellschaft. Trotzdem taucht der Mohr in Mitteleuropa schon zeitig als wildes Wesen aus einer fremden Welt auf.
Kaum ein Mensch, der nördlich der Alpen lebte, hatte im Mittelalter einen Nordafrikaner zu Gesicht bekommen. Historische Abbildungen zeigen die Mohren immer gleich: Sie haben eine schwarze Hautfarbe, dicke Lippen und krauses Haar. Oft werden die Menschen mit großen Ohrringen dargestellt, was häufig ein Hinweis auf Wildheit sein sollte. An den Darstellungen lässt sich durchaus sehen, dass eine Stigmatisierung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe schon früh mit dem Begriff „Mohr“ verbunden war.
Auf der anderen Seite stand im Mittelalter die Verehrung schwarzer Madonnen. In der Weihnachtsgeschichte ist einer der drei heiligen Könige ein Mohr. Mit Mauritius, der aus Theben stammen soll, verehren die Christen seit dem vierten Jahrhundert einen Nordafrikaner als Heiligen. Einige Bistümer im deutschsprachigen Raum besetzen das Bild des Mohren positiv, indem sie es auf ihren Wappen verwenden.
Das Wort „Mohr“ und offener Rassismus
Mit der Kolonialisierung Afrikas ging die Versklavung der dort lebenden Menschen einher. Sie kamen auch an mitteleuropäische Höfe. Sogenannte Hofmohren gab es bis weit in das 18. Jahrhundert. Über Kurfürst August von Sachsen ist überliefert, dass dieser bereits im 16. Jahrhundert einen Mohren als Torwächter beschäftigte. „Kammermohren“ dienten nicht nur Fürsten, auch hohe Kirchvertreter oder reiche Kaufleute ließen sich von „Mohren“ bedienen. Die Diener galten dabei als Statussymbol und wurden entsprechend prächtig gekleidet. Einige Afrikaner wurden auch beim Militär eingesetzt. Zumeist kämpften sie allerdings nicht, sondern waren Spielleute.
Erste Rassentheorien entstanden schon im 18. Jahrhundert. Der Mediziner und Erfinder Samuel Thomas von Soemmerring (1755 bis 1830) schrieb 1784 über „die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer“. Dabei kommt er zum Schluss, dass „die afrikanischen Mohren doch etwas näher ans Affengeschlechte als die Europäer“ grenzen. Nicht alle Rassentheoretiker der damaligen Zeit sahen dies so. Johann Friedrich Blumenbach lehnte eine Unterscheidung überlegener und unterlegener Rassen kategorisch ab und kritisierte Soemmerring scharf.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen die sogenannten „Völkerschauen“ in Mode, bei denen Menschen fremder Völker zur Schau gestellt wurden. Einer der wichtigsten Veranstalter dieser Schauen war der Hamburger Zoologe Carl Hagenbeck. Er kam auf die Idee, Menschen aus den Regionen, aus denen die wilden Tiere stammten, zu zeigen. Dazu warben er und andere Völkerschau-Veranstalter Menschen mit teilweise falschen Versprechungen an. Ihre Aufgabe war es, ein exotisches Bild darzustellen, das den Vorstellungen der Europäer möglichst nahe kommt. Davor wurden sie jämmerlich bezahlt. Der Tierpark Hagenbeck in Hamburg rechtfertigt diese Ausstellungen von Menschen bis heute. Sie wären für Deutsche die Chance gewesen, erstmals „Einblicke in fremde Kulturen und die Lebenswelt weit entfernt lebender Völker“ nehmen zu können.
Bedeutung: Der Mohr in der Gegenwart
Der Mohr spielt teilweise bis heute in verschiedenen Formen eine Rolle. Zum einen taucht er als literarische Figur auf. William Shakespeare, Friedrich Schiller, Heinrich Hoffmann oder Heinrich Heine verfassten Werke, in denen Mohren eine Rolle spielten. In der Bibelübersetzung von Martin Luther besteht das Volk der Kuschiter ausschließlich aus Mohren. Christen verehren Schwarze Madonnen, einer der Drei Heiligen Könige wird als Mohr dargestellt.
Bis heute gibt es Mohren in der Heraldik. In Coburg gab es gegen das Wappen eine Petition, weil die Initiatoren darin die Darstellung eines „verletzenden, rassistischen Stereotyp eines schwarzen Menschen“ sehen. Das Wappen stellt den Heiligen Mauritius dar, der seit 1430 Schutzpatron der Stadt ist. Der Heilige Mauritius wird auf den Wappen zahlreicher Städte gezeigt.
Eine rassistische und verletzende Stigmatisierung von Menschen mit dunkler Hauptfarbe sehen auch Aktivisten in Berlin. Sie starteten eine Petition, welche die Berliner Verkehrsbetriebe zur Umbenennung der U-Bahn-Station Mohrenstraße aufforderte. Auslöser war der durch einen US-Polizisten getötete dunkelhäutige George Floyd. Die Verkehrsbetriebe wollten der Initiative auch nachkommen und die Station in Glinkastraße umbenennen. Dies fand jedoch der Berliner Senat nicht gut: Der russische Komponist Michail Iwanowitsch Glinka wird wegen seiner antisemitischen Haltung kritisiert. Heute residieren auf der Mohrenstraße mehrere deutsche Bundesministerien.
Einfacher hatte es da die Schokoladen-Firma Sarotti, die sich bei ihrer Werbefigur vom Sitz an der Mohrenstraße inspirieren ließ. 2004 bekam der Mohr eine goldene Hautfarbe verpasst und ist seitdem der Sarotti-Magier.
Sehr geehrter Herr Pierre von BedeutungOnline,
Sie schreiben: „… gibt es auch das griechische Wort “moros”. Es steht für “töricht” oder auch “dumm”. Daraus *leiten Sprachwissenschaftler* einen rassistischen, kolonialen Ton ab.“
Nein, die Sprachwissenschaftler tun das gerade nicht. Die angebliche „Ableitung“ Mohr < moros wird von Aktivisten in die Welt gebracht, deren Engagement irgendwie schneller ist oder stärker ist als ihre Sachkenntnis und intellektuelle Redlichkeit (Behauptungen erst prüfen, ehe man sie verbreitet).
Mag ja sein, daß es unter den Aktivisten auch den einen oder anderen gibt, der igendwas mit "Sprachwissenschaft" auch irgendwie "studiert" hat. Von denen wissen meiner Erfahrung nach etliche auch,
(a) daß die Ableitung genauso falsch ist wie die von "Zigeuner" aus "ziehender Gauner" und
(b) daß irgendwelche früheren Wortschicksale ohnehin völlig *irrelevant* sind für das, was ein Wort heute "bedeutet" und weder als "pro"- noch als "kontra"-Argument taugen.
Wer trotz vorhandener Kenntnisse diesen Unsinn verbreitet, handelt dann gerade nicht "als Sprachwissenschalfler", sondern unterliegt der in den letzten Jahren so fatal grassierenden "Feigheit vor dem Freund": Um jeden Preis will man zeigen, zu den "Richtigen" zu gehören, und traut sich nicht, den falsch liegenden Mitstreitern zu sagen, wie sehr ihre intellektuelle Unredlichkeit das ganze Anliegen in Verruf bringt.
Dazu mag der Gedanke kommen "Ob das Argument korrekt ist, interessiert nicht, wenn es doch 'den richtigen' hilft."
Nein, tut es nicht. Das ständige "Marken setzen wollen" der Sprache ist das, was Hunde an Bäumen tun: es führt zu abwinkender Resignation bei vielen Menschen, die man für das Eintreten gegen Diskriminerungen aller Art gewinnen könnte, die sich aber – m. E. zu Recht – "angepißt" fühlen. Die massive Verschiebung des Sprachverstehens von der Darstellungs- zu einer Bekenntnisfunktion (im Minutentakt soll man beim Sprechen seinen "Gesinnungsausweis zeigen) bringt Menschen gegeneinander auf, die eigentlich zusammenarbeiten sollten.
Direkt an Sie gesagt: Vielleicht ist die Sie (nach Ihren Worten) leitende "Begeisterung" für das "Darstellen, wie die Sprache die Welt formt" ja ohnehin nicht die günstigste Voraussetzung für ein handwerklich sauberes Bewerten, wann ein Wort Schaden anrichtet und wann nicht. Begeisterte Menschen – wie auch solche, denen das "Sprache auslegen" beruflich ein Geschäftsfeld ist – suchen halt Anlässe, finden sie und reden/schreiben dann schon mal los. Wenn die Ware abgenommen wird, wird sie ja was getaugt haben.