Was sind „Hauskauf-Nomaden“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was sind Hauskauf-Nomaden, Bedeutung, Definition, Erklärung


Hauskaufnomaden sind Betrüger, die sich ein Eigentums- und Wohnrecht erschleichen, indem sie den Kauf einer Immobilie vortäuschen. Sie hatten nie die Absicht, diese zu erwerben. Genau wie Mietnomaden gehen sie nach einem Muster vor. Tage oder Wochen, bevor der Kaufpreis fällig wird, ziehen sie in die Immobilie ein. Mit dem Einzug vor Zahlung des Kaufpreises sind die Hauskauf-Nomaden Eigentümer geworden und haben nun Eigentumsrechte. Besitzer der Immobilie ist immer noch die Verkäuferpartei.

Wie gehen Hauskauf-Nomaden vor?

Zunächst erschleicht sich der vermeintliche Käufer das Vertrauen des Verkäufers. Das beginnt mit seinem seriösen Auftreten: Hauskaufnomaden sind freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit, treten selbstsicher auf und stellen den geforderten Kaufpreis nicht infrage. Von der Besichtigung bis zur Einigung über den Kaufpreis verläuft alles harmonisch. Auch der Notartermin ist unproblematisch und beide Seiten unterschreiben den Kaufvertrag. Jetzt bittet der Käufer den Besitzer der Immobilie darum, schon vor der eigentlichen Übergabe Möbel und andere Gegenstände im Haus abstellen zu dürfen. Dieser willigt ein und gibt ihm die Schlüssel. Dieser Fehler kann fatale Folgen für den Verkäufer haben, denn sobald er in Besitz der Schlüssel ist, zieht der vermeintliche Käufer ins Haus ein, wird Eigentümer und sorgt umgehend dafür, dass der Vorbesitzer der Immobilie diese nicht mehr betreten kann. Nun bleibt die Zahlung des vereinbarten Kaufpreises aus. Spätestens jetzt merkt der ursprüngliche Besitzer, dass er hereingelegt wurde und muss den Kaufvertrag rückabwickeln.

Wie sind Hauskauf-Nomaden möglich?

Hauskauf-Nomaden „profitieren“ hier vom Unterschied zwischen Besitz und Eigentum. Ein Beispiel: Wenn ich das Auto meiner Freundin fahre, bin ich zum Zeitpunkt der Fahrt Eigentümer, aber nicht Besitzer. Hauskauf-Nomaden werden nach dem Einzug zu Eigentümern, sie werden aber nie zu Besitzern, wenn sie den vollen Kaufpreis nicht zahlen. Besitzer bleibt weiterhin der Verkäufer, der noch nicht bezahlt wurde.

Ab dem Moment, ab dem Hauskauf-Nomaden, zu Eigentümern werden, erhalten sie Eigentumsrechte. Ab hier ist es sehr schwierig für Verkäufer die Hauskauf-Nomaden los werden. Meist muss ein Gerichtsprozess geführt werden, in dem ein Richter den Auszug anordnet. Bis es zuweit ist, können aber Monate oder Jahre vergehen.

Wie kann man sich vor Hauskaufnomaden schützen?

Die Schlüsselübergabe sollte nur nach Geldeingang erfolgen, denn später (oder bei fehlenden Klauseln im Kaufvertrag) haben Hausverkäufer wenig Handhabe, gegen Hauskaufnomaden vorzugehen. Haben diese kein Vermögen, ist es schwer, überfällige Raten einzuklagen. Deshalb sollte jeder Verkäufer vor Abschluss des Kaufvertrages größte Vorsicht walten lassen. Wenn ein Hausinteressent zu allen Forderungen des Eigentümers ohne kritisches Nachfragen ja sagt, sollten Verkäufer hellhörig werden. Dass alle Forderungen einfach so akzeptiert werden, ist „zu schön, um wahr zu sein“.

Grundsätzlich sollten sich Hausverkäufer ein Bild über die Finanzkraft der Interessenten machen. Das ist für Privatpersonen jedoch nicht so einfach. Eine unverbindliche Bankzusage (unter Vorbehalt) ist nicht sehr aussagekräftig. Nur eine vorbehaltlose Bankzusage hinsichtlich der Hausfinanzierung hat einen Wert. Der Notar hat die Aufgabe, den Verkäufer vor einer solchen (möglichen) Falle zu warnen. Tut er das nicht, kann er für den Schaden haftbar gemacht werden. Beispielsweise muss der Notar dem Verkäufer bei unpünktlicher Ratenzahlung ein Rücktrittsrecht einräumen.

Mögliche Gründe und Ursachen für das Hauskauf-Nomaden

Von Mietnomaden hat man schon öfter etwas gehört, Hauskaufnomaden gab es bisher seltener. Mittlerweile sind, steigt ihre Zahl jedoch stark an. Warum das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Seit Jahren ist der Immobilienmarkt extrem angespannt, die Preise scheinen ins Unermessliche zu steigen, sodass sich selbst eine Durchschnittsfamilie kaum noch ein Haus leisten kann. Wer sich sicher ist, unter normalen Umständen seinen Traum vom Eigenheim nicht mehr realisieren zu können, greift vielleicht aus Frustration zu unlauteren Methoden.

Hauskaufnomaden findet man in jeder Altersgruppe. Auch junge Paare, die einen gut situierten Eindruck machen, können sich im schlimmsten Fall als Hauskaufnomaden herausstellen. Manchmal ist das Motiv reine Langeweile und die finanzschwachen Kaufinteressenten suchen lediglich den Nervenkitzel. Andere wiederum möchten „in den eigenen vier Wänden“ wohnen und haben den Betrug gewissenhaft geplant. Neben Frustration kann ein weiteres Motiv Angst vor der Zukunft sein. Auch Rache spielt unter Hauskaufnomaden eine Rolle. Sie möchten sich an allen rächen, denn es augenscheinlich finanziell besser geht als ihnen.

Fatale Folgen für den Immobilienbesitzer

Um die Hauskaufnomaden wieder vor die Tür setzen zu können, muss er eine Räumungsklage anstrengen. Das ist mit viel Aufwand und Stress verbunden. Außerdem kommen auf den Vorbesitzer erhebliche Folgekosten zu. Es kann Monate, wenn nicht sogar ein ganzes Jahr dauern, bis der Nomade endlich aus dem Haus auszieht. Der geplante Hausverkauf verzögert sich und es ist davon auszugehen, dass die Hauskaufnomaden im Haus Schäden hinterlassen haben.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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