Das traditionsreiche und ursprünglich aus Schottland stammende, heute jedoch nicht nur in ganz Großbritannien, sondern rund um die Erde bekannte und beliebte „Shortbread“ ist ein Mürbegebäck, welches gängigen und klassischen Rezepten zufolge aus Butter, Zucker und Weizenmehl zu jeweils unterschiedlichen Gewichtsanteilen hergestellt wird. Häufig zu beobachten sind auch andere Zutaten wie etwa gemahlener Reis oder Maismehl, welche zugefügt werden, um die Textur des Gebäcks zu ändern.
Was ist Shortbread? Bedeutung, Definition, Erklärung
In manchen modernen Rezepten kommen auch Puder- oder Kristallzucker sowie eine kleine Prise Salz zum Einsatz. Anders als in zahlreichen weiteren global bekannten Backwaren und Keksen enthält „Shortbread“ jedoch keine Hefe, Backpulver (Natron) oder sonst übliche Triebmittel wie zum Beispiel Hirschhornsalz (Ammoniumbikarbonat) und Pottasche (Kaliumcarbonat) sowie Weinstein (Tartrate). Dieser Verzicht auf chemische Backtriebmittel unterscheidet „Shortbread“ auch von anderen Mürbegebäckarten, die zumeist mit Pflanzenfett statt Butter sowie mit Eiern zubereitet werden.
Das vermeintliche „Kurzbrot“ trägt seinen Namen alleine aus chemischen Gründen
Seinen so einprägsamen Namen verdankt „Shortbread“ dabei nicht etwa einer mit Brot vergleichbaren Konsistenz oder einer ausgesprochen bzw. typischen kurzen Formgebung oder gar Haltbarkeit, sondern vielmehr seiner charakteristisch bröckeligen Textur, die einst im Englischen mit dem Ausdruck „short“ im Gegensatz zu dehnbar oder lang beschrieben wurde.
Verursacht wird diese „kurze“ bzw. krümelige Textur durch den hohen Fettgehalt der beigefügten Butter, welche im Backvorgang die Bildung langer Eiweißstränge (Gluten) bei „Shortbread“ hemmt. So bezeichnet der Begriff „Shortening“ in britischen Kochbüchern auch generell jegliche Beigabe von Fett in Teigmischungen, um eine ebensolche Textur zu erhalten.
Alternative Erklärungsansätze für die Namensgebung verweisen hingegen auch auf das altenglische Wort „shorts“ für Kleie oder eher grobes Mehl, das in vorindustriellen Zeiten aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich häufiger für die handwerkliche Herstellung von „Shortbread“ verwendet wurde als heutzutage.
Geschichte und Ursprung: Wie das Shortbread entstand
Wie oben bereits erwähnt, lässt sich der historische Ursprung von „Shortbread“ bis in das mittelalterliche Schottland des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen und wurde seinerzeit fast ausschließlich aus dem damals weitverbreiteten und im Vergleich zum heutigen feinen und weißen Mehl weitaus gröberen Hafermehl produziert.
Gemäß überlieferter Dokumente aus dieser Zeit soll „Shortbread“ auch von einer Art sehr populärem „Keksbrot“ (biscuit bread) abstammen, welches als doppelt gebackenes und somit zu Zwieback gehärtetes sowie im Anschluss mit Zucker und Gewürzen bestäubtes Brötchen beschrieben wird.
Irgendwann wurde vermutlich die Hefe durch Butter ersetzt und das heute auch als „Urgroßvater aller Butterkekse“ bezeichnete Mürbegebäck „Shortbread“ war geboren. Nachweisbar schriftlich und urkundlich belegt ist die Existenz auf jeden Fall seit der Mitte des 16. Jahrhundert, als detaillierte Rezepte für „Shortbread“ erstmals in Kochbüchern niedergeschrieben wurden
. Oftmals als eigentliche Mutter des „Shortbread“ tituliert wird die sagenumwobene Königin von Schottland Maria Stuart (1542-1587), deren französischen Köche das bis dahin eher einfache und als „Arme-Leute-Essen“ geltende Gebäck raffiniert verfeinert haben sollen.
Manche Briten mögen es kaum glauben, aber „Shortbread“ ist älter als „Tea Time“
Die besagte Königin Maria, deren tragisches Schicksal als erbitterte Rivalin ihrer Cousine, der englischen Königin Elisabeth I. (1533-1603) ein bedeutender Bestandteil der britischen Historie und Lehrstoff in jedem Geschichtsbuch in Großbritannien ist, genoss „Shortbread“ allerdings noch nicht wie heutzutage üblich während der klassischen „Tea Time“, denn die ersten Teesorten kamen erst im September 1658 aus Asien und Indien nach England.
Kaffee und heiße Schokolade hatten damals ebenfalls noch nicht ihren weiten Weg aus der „Neuen Welt“ Amerika nach Europa gefunden, sodass „Shortbread“ in dieser Epoche wohl hauptsächlich zu heißem Apfelwein („Cider“) und/oder Gewürzwein gegessen wurde. Nichtsdestotrotz setzte sich die seitdem unaufhaltbar ungebrochene Erfolgsgeschichte des typisch schottischen Mürbegebäcks fort und das delikate „Shortbread“ wurde im 18. und 19. Jahrhundert sowohl zum favorisierten Feingebäck insbesondere zu Weihnachten und Neujahr („Hogmanay“), als auch in der Variante mit Ingwer als „Parliament Cake“/„Parlies“ von den Abgeordneten des schottischen Parlaments bei Sitzungen gerne konsumiert.
Ein Gerücht besagt außerdem, dass damalige Bäcker und Konditoren „Shortbread“ als Brot einstuften, um somit recht geschickt die auf Kekse generell höhere Steuer zu vermeiden.
Shortbread und seine Form: Was bedeutet „Fingers“? Bedeutung, Erklärung
Anders als die mittlerweile übliche und gemeinhin als „Fingers“ bezeichnete längliche und rechteckige Form kam „Shortbread“ seinerzeit zwar schon mit Gabelzinken verziert, aber noch zumeist als Dreieck geformt auf Tische und Teller.
Diese nach dem Backen des Teigs wie ein Kuchen als Ganzes im Ofen unterteilten Segmente wurden oftmals auch „Petticoat Tails“ genannt, was sich womöglich von den französischen Keks- und Kuchensorten „petits cotés“ und „petites gastelles“ ableitet, die damals genau wie „Shortbread“ bevorzugt zu heißem Wein oder auch kaltem Champagner gereicht wurden. Für besondere Anlässe wie zum Beispiel Geburtstage oder andere Familienfeste wurde und wird „Shortbread“ auch zu Herzen oder simplen Figuren und einfachen Skizzen geformt.
Ebenfalls Verwendung findet der aus den Eingangs genannten Zutaten bestehende Teig bei der Zubereitung des traditionell gleichermaßen zum Jahresende bzw. an Sylvester servierten Früchtekuchens im Teigmantel „Black Bun“. Dessen Füllung enthält in der Regel Rosinen oder Korinthen, Ingwer, Mandeln, Piment, schwarzen Pfeffer sowie Zimt und geriebene Zitronenschale und soll ebenfalls auf die kreativen Kreationen der Köche Maria Stuarts zurückzuführen sein.
Shortbread ist einfach schottisches Mürbegebäck
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde „Shortbread“ dann schließlich endgültig zum Symbol und Synonym der schottischen Küche und Folklore wie auch weltweiten Verkaufsschlager.
So gehört es etwa teils noch heute auf den Shetlandinseln vor der Nordküste Schottlands zum regionalen Brauchtum, dass das filigran verzierte Mürbegebäck feierlich über dem Kopf der Braut zerbrochen wird, bevor diese ihr neues Zuhause betritt.
Der Dreikönigstag jedes Jahr am 6. Januar wird in Großbritannien ganz offiziell als „National Shortbread Day“ als Kulturerbe im Kalender geführt und mit dem ausgiebigen Verzehr der gehaltvollen und schmackhaften Spezialität landesweit zelebriert.
Heute finden sich sowohl in Schottland als auch in vielen Ländern der Welt unzählige Varianten von „Shortbread“, die mitunter nur noch wenig mit dem ursprünglichen Gebäck zu tun haben.
Während ein Gesetz von 1921 verfügt, dass in Großbritannien produziertes und verkauftes „Shortbread“ zu mindestens 51 Prozent aus echter Butter bestehen muss, existieren vergleichbar strenge Regelungen anderswo nicht. Mehr oder weniger enge Verwandte und Nachkommen von „Shortbread“ sind beispielsweise die schon seit 1835 in der Region Baltimore (Maryland) im Osten der USA beliebten und nach ihrem deutschen Erfinder benannten „Berger Cookies“ mit einer Schicht aus Schokolade, das australische „Millionaire’s Shortbread“ mit Karamell sowie die in Indien geschätzten Kekse „Nankhatai“, griechische „Kourabiedes“ und das spanische Mürbegebäck „Polvorón“.