Orbiting gehört zu den neuen Phänomenen beim Dating. Es ähnelt dem Ghosting bzw. ist sogar mit diesem verwandt, bei dem sich ein Datingpartner urplötzlich nicht mehr meldet. So läuft es auch beim Orbiting:
Was ist Orbiting? Bedeutung, Definition, Erklärung
Zwei Menschen treffen sich mehrmals auf Drinks, gehen zusammen essen, haben vielleicht eine romantische Nacht mit nachfolgendem Frühstück – dann ist einer der beiden Partner plötzlich verschwunden. Er/sie reagiert auf keine Textnachrichten mehr und macht auch keine Anstalten, sich noch einmal zu treffen. Das passiert beim Ghosting und auch beim Orbiting. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden prekären Verhaltensweisen besteht darin, dass beim Ghosting der Geist wirklich absolut von der Bildfläche verschwunden ist, während er den anderen Partner beim Orbiting noch halbwegs sichtbar umkreist, nämlich durch Signale in den sozialen Netzwerken. Er/sie bleibt also im Orbit (in der Umlaufbahn) des anderen Partners, woher das Phänomen seinen Namen hat.
Ghosting und Orbiting: Warum gibt es den plötzlichen Kontaktabbruch?
Berüchtigt für dieses Verhalten sind vor allem Männer. Frauen vermuten, dass die betreffenden Herren einfach zu feige sind, um ihnen die Wahrheit zu sagen. Sie finden die Partnerin eben nicht so toll, sind nicht verliebt und wollen auf jeden Fall keine echte Beziehung eingehen. Eine Diskussion dazu scheuen sie aber. Sie können ihre Gefühle und Motive nicht erklären, an einer langen Beziehungsdiskussion haben sie kein Interesse. Das ist nichts Neues, schon unsere Omas hatten mit diesem Problem zu kämpfen. Manch ein Mann machte sich nach einer heißen Nacht (oder ein paar Wochen Beziehung) aus dem Staub und meldete sich nie wieder. Das Ghosting ist vielleicht so alt wie die Menschheit. Das neue Dating-Phänomen des Orbitings hingegen funktioniert vor allem dank Instagram, Facebook, Snapchat und Co., wo es möglich ist, der/dem Verflossenen aus dem Orbit doch noch einige Signale zu senden – freilich immer aus der erwünschten Distanz.
Wie funktioniert Orbiting? Bedeutung, Erklärung, Definition
Den Begriff des Orbitings prägte nach 2018 die Social-Media-Redakteurin Anna Iovine im Dating-Blog Man Repeller. Das betreffende Szenario beschrieb Iovine (die ausschließlich Männer dieses Verhaltens bezichtigte) so: Der vorherige Partner reagiert wie beim Ghosting nicht mehr auf die Nachrichten der Frau. Doch er beobachtet sie via Social Media. So schaut er sie sich auf Instagram oder Snapchat an, er liked ihre Bilder bei Facebook, gelegentlich kommentiert er ihre Instagram-Posts mit einem Applaus-Emoji. Damit weiß die Frau, dass der Mann noch existiert, er umkreist sie schließlich ständig und beobachtet sie aus dem Orbit. Er ist allerdings zu weit entfernt, um mit ihm direkt kommunizieren zu können. Zu fassen ist er nicht. Genauso wie beim Ghosting gibt es für das Verhalten keine Begründung. Es stellt sich daher die Frage: Was hat das nur für einen Sinn? Damit kämpfen die meisten Betroffenen.
Welche Gründe kann es für Orbiting geben?
Es gibt für dieses Verhalten, über das sich in der Tat praktisch nur betroffene Frauen beklagen, in der Tat einige handfeste Gründe. Die drei wichtigsten dürften sein:
- #1: Der Partner datet momentan noch eine andere Person, will sich aber die vorherige Option noch offenhalten. Wahrscheinlich bekam er Skrupel, mit mehreren Frauen gleichzeitig im engen Kontakt zu sein. Davon abgesehen ist das auch recht aufwendig und ohne Komplikationen praktisch nicht zu schaffen. Daher bleibt er mit dem ersten Date via Social Media im Orbitkontakt, was natürlich rein „freundschaftlich“ gemeint ist.
- #2: Ein typisches männliches Verhalten ist es, Frauen auf einer Liste zu führen, deren Titel lautet: „Diese Frauen würden mit mir schlafen.“ Von dieser Liste löscht ein Mann ungern einen Namen. Nun mag das in Bezug auf die betroffene Frau illusorisch sein, doch der Mann schafft es nicht, den Kontakt endgültig abzubrechen. Er ist unentschlossen. Das Orbiting ist das passende Verhalten dafür.
- #3: Auch beziehungsunfähige Menschen können zum Orbiting tendieren. Eigentlich würden sie den Kontakt noch weiter pflegen wollen, doch sie schaffen das nicht im Rahmen einer echten, ernsthaften Beziehung. Diese bedeutet, sich auf die andere Persönlichkeit mit ihren Ecken und Kanten einzulassen. Das ist der Person, die Orbiting betreibt, zu kompliziert und anstrengend. Wenn mal eine Frau so ein Verhalten an den Tag legt, dann dürfte das aus dem Grund #3 geschehen. Die Gründe #1 und #2 sind hingegen typisch männlich.
Eine Grundvoraussetzung für Orbiting ist übrigens eine gewisse Unbedarftheit in Fragen der modernen Onlinetechnik. Wer über soziale Netzwerke eine andere Person beobachtet, liked und kommentiert, muss wissen, dass diese Person das sehr einfach nachverfolgen kann. So kann man unter anderem bei Instagram sehen, wer die eigene Story verfolgt. Auf YouTube kann man mit einem Klick die Profile von Kommentatoren aufrufen.
Wie sollten Betroffene auf Orbiting reagieren?
Der außenstehende Beobachter könnte meinen, das Orbiting sei eher harmlos, doch das ist ein Trugschluss. Davor warnte unter anderem die britische Dating-Expertin Persia Lawson in einem Interview mit der BBC. Die Betroffenen sollten das Problem nicht ignorieren, so Lawson, denn es werde sie auf Dauer sehr frustrieren. Der „Orbiter“ sendet nämlich ständig andere, darunter sehr widersprüchliche Signale aus, was es schwierig macht, für sich selbst mit der Beziehung abzuschließen. Das kann den Weg zu einer neuen Beziehung ernsthaft versperren. Davon abgesehen dürfte es bei manchen Menschen nur ein kleiner Schritt vom Orbiting zum Stalking sein. Lawson empfiehlt, Orbiting kurzfristig zu ignorieren. Vielleicht hört die Person von selbst damit auf. Wenn nicht, hilft nur eines: blockieren, blockieren, blockieren.