Was ist „senile Bettflucht“? Bedeutung, Definition, Erklärung

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Als senile Bettflucht wird das Phänomen bezeichnet, dass Menschen im Alter früh Aufwachen, morgens nicht mehr Schlafen können, abends schnell müde werden, ein verringertes Schlafbedürfnis und eine verringerte Schlafgesamtdauer haben.


Hinweis: Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Bitte nutzen Sie ihn nicht zur Selbstdiagnose. Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch! Suchen Sie im Zweifelsfall oder bei Fragen Ihren Arzt auf!


Senile Bettflucht: Auswirkungen, Bedeutung

Der Ausruck „senile Bettflucht“ wird oft scherzhaft verwendet. Die senile Bettflucht ist per se keine Krankheit, sondern erst einmal das Phänomen, dass alte Menschen – ob sie wollen oder nicht – früher wach und abends schneller müde werden.

Die senile Bettflucht führt dazu, dass Senioren abends schneller müde werden und morgens – wenn die Sonne aufgeht – hellwach sind.

Die senile Bettflucht kann als Leiden empfunden werden, wenn Betroffene sich tagsüber unausgeschlafen, nicht erholt und müde fühlen.

Meist wird die senile Bettflucht durch eine Mittagsruhe oder Mittagsschlaf begleitet.

Gibt es die senile Bettflucht wirklich?

Ja, so etwas wie die senile Bettflucht gibt es wirklich. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass sich im Alter der Schlaf- und Wachrhythmus verschiebt.

Im Alter nimmt die Schlaftiefe, die Schlafdauer und die Schlafkontinuität ab. Bei Senioren treten somit mehr Wachphasen ein.

Wissenschaftler (der Universitäten Basel und Zürich) haben nachgewiesen, dass sich ab dem 20. Lebensjahr der Schlaf- und Wachrhytmus nach vorne verschiebt. Das bedeutet mit jedem Jahr, dass ein Mensch älter wird, wird er früher wach. Dies führt dazu, dass alte Mensch eben sehr früh wach werden.

Senile Bettflucht: Der Nucleus suprachiasmaticus entscheidet

Für diesen Effekt ist die innere Uhr verantwortlich. Der Fachausdruck für diese innere Uhr ist „zirkadianer Schrittmacher“. Er sitzt im Gehirn im Nucleus suprachiasmaticus. (Anmerkung der Redaktion: Betrachten Sie den Nucleus suprachiasmaticus als Taktgeber, der mit allen Körperzellen kommuniziert und ihnen sagt, was sie wann tun sollen.)

Der Nucleus suprachiasmaticus beeinflusst, was wann am Tag passiert. Er beeinflusst den Schlaf, Schlafphasen, die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Verdauung und auch die Hormone.

Der Nucleus suprachiasmaticus wird vom Tageslicht und von der Dunkelheit beeinflust. Scheint die Sonne lässt er Wachmach-Hormone (Cortisol) ausschütten, wird es Dunkel lässt er Schlaf-Hormone (Melatonin) ausschütten.

Der Nucleus suprachiasmaticus bewirkt nicht nur, dass alte Menschen sehr früh wach werden. Er entscheidet auch darüber, ob jemand Frühaufsteher (Lerche) oder Morgenmuffel (Eule) ist.

Während der Pubertät sorgt der Nucleus suprachiasmaticus dafür, dass Pubertierende nachts wach und aktiv sind. Nach dem 20. Lebensjahr verschiebt er seine Richtung von „Nachts aktiv“ zu „Tags aktiv“ kontinuierlich.

Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass sich im Alter der Hormonhaushalt verändert und weniger Schlafhormone (Melatonin) produziert werden. Dies führt dazu, dass der Schlaf weniger tief und lang wird.

Warum es die senile Bettflucht gibt, konnte die Wissenschaft bisher nicht im Detail klären.

Ist senile Bettflucht umkehrbar, vermeidbar oder heilbar?

Auf natürlichem Wege ist die senile Bettflucht nicht umkehrbar. Sie ist ein natürlicher Prozess, der bei jedem Menschen stattfindet.

Ein Anlass senile Bettflucht als etwas schlechtes oder als etwas das behandelt werden muss zu betrachten, kann gegeben sein, wenn Schlaf nicht mehr erholend wirkt und man Tagsüber müde oder schläfrig ist. In diesem Fall kann die Konsultation eines Arztes helfen.

Senile Bettflucht: Was Sie tun können

Wer schlecht schläft, hat mehrere Möglichkeiten die eigene Schlafqualität zu verbessern. Ein gesunder Lebensstil, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sorgen für besseren Schlaf. Sport hat einen sehr positiven Einfluss auf den Schlaf.

Weitere Möglichkeiten sind:

  • Auf Mittagsschlaf verzichten.
  • Schlafzimmer komplett abdunkeln.
  • Alleine ohne Partner in einem Bett schlafen.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten abklären.
  • Erst Schlafen gehen, wenn man wirklich müde ist.
  • Wenn man nicht schlafen kann, aufstehen und etwas lesen.
  • Wenn man müde ist, nicht auf selbst-leuchtende Geräte (Fernseher, Handy, Laptop) schauen. Das blaue Licht hält wach.
  • Entspannungsübungen.
  • Eine Tasse Tee trinken.
  • Auf Alkohol am Abend verzichten.
  • Auf Kaffee, Koffein, Teein, grüner Tee, schwarzen Tee verzichten.
  • Achten Sie auf eine angenehme Schlafzimmertemperatur.
  • Entfernen Sie Fernseher, Laptop und Smartphone aus dem Schlafzimmer.
  • Essen Sie Abends etwas leichtes, nichts schweres.
  • Schreiben Sie Tagebuch. Werden Sie Ihre Sorgen los.
  • Meditieren Sie.

Warum gibt es die senile Bettflucht?

Ein Erklärungsversuch bezieht sich auf die Urzeiten, als Menschen noch in großen Sippen zusammenlebten. Hier lebten Alt und Jung zusammen. Das unterschiedliche Schlafverhalten erwies sich als vorteilhaft. Denn während die jungen morgens schliefen, waren die alten wach. Damit konnten die alten morgens die Sippe beschützen und ggf. Alarm schlafen, falls Feinde oder Raubtiere in der Nähe waren. Im Gegenzug bewachten die jungen die alten dann am Abend.

Ein Wissenschaftler-Team der Universität Toronto untersuchte diese These bei den Hazda in Tansania. Die Hazda sind ein nomadischer Jäger- und Sammler-Stamm. Sie verwenden noch Steinwerkzeuge. Die Hazda leben und schlafen in Strohhütten. In einer Hütte schlafen maximal zwei Erwachsene und mehrere Kinder.

Die Forscher statten 33 Hazda mit Bewegungssensoren aus. Nach rund drei Wochen werteten die Forscher die Daten aus. Es zeigte sich, dass die 33 Menschen niemals gleichzeitig schliefen, sondern zu jeder Tageszeit mindestens ein Mitglied wach war. Die Forscher ermittelten, dass es eine Korrelation zwischen dem Alter und dem Wach-Schlaf-Rhythmus gab. Das Alter einer Person war also entscheidend, wann sie wach war und wann sie schlief.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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