Oversharing beschreibt ein Verhaltensmuster bestimmter Social Media Nutzer, die unnötig viele private und vor allem intime Details im Internet preisgeben. Sie können sich damit selbst zu Opfern von Stalking, Mobbing oder Kriminalität machen.
Was ist Oversharing? Bedeutung, Definition, Erklärung
In der Regel ist Oversharing ein unbewusster Akt. Oftmals haben Menschen, die Oversharing zelebrieren, einen inneren Drang, mit Menschen in engen Kontakt zu treten. Sie fangen auf privaten Veranstaltungen oder im Internet damit an, fremden Menschen Details aus ihrem Liebesleben, ihren persönlichen Familienverhältnissen, körperlichen Zustände und psychischen Problemen mitzuteilen, ohne wahrzunehmen, dass diese Informationen das Gegenüber überfordern oder gar nicht interessieren. Personen mit diesem Verhaltensmuster haben oftmals keinen inneren Sensor, Grenzen wahrzunehmen. Erst in der Rückschau erkennen manche von ihnen, dass ihr Mitteilungsbedürfnis eine Form der Grenzüberschreitung war. Dann bedauern sie, sich mit ihrem Verhalten stark angreifbar gemacht zu haben. Nicht selten führt dies zur üblen Nachrede bis hin zum Mobbing der eigenen Person.
Es gibt aber auch Menschen, die Oversharing betreiben und dieses Verhalten als absolut unproblematisch bewerten. Für sie ist Smalltalk eine bloße Zeitverschwendung und sie möchten absichtlich über intime Details sprechen. Nicht selten kommen diese Menschen aus redseligen Familien. Oversharing ist dann ein Verhalten, das sich bei Familienmitglieder abgeguckt und nachgeahmt wurde.
In seltenen Fällen kann Oversharing auch Ausdruck einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sein. Narzissten möchten gezielt sämtliche Gedankengänge offenbaren, um sicherzugehen, dass sie gehört werden. Es ist ihr Ziel im Mittelpunkt zu stehen.
Oversharing wird allgemein von Rezipienten (Empfängern) als nervig, unangenehm und peinlich (Cringe) bewertet.
Wer neigt zum Oversharing?
Nach einer Studie von Forschern der Universität von Edinburgh und der Northwestern Universität aus Illinois steigt die Gefahr von Oversharing mit dem Alter. Die Forscher testeten 100 Personen im Alter von 17 bis 84 Jahren in Hinblick auf ihre Aufmerksamkeit. Dabei kam heraus, dass ältere Menschen viele irrelevante Details mitteilten und sich nicht auf die wesentlichen Inhalte konzentrieren konnten.
Gründe für das Oversharing können sein:
1. Falsches Gefühl von Vertrauen. Manche Menschen vertrauen einfach blind und teilen daher einfach blind und ohne Filter, was ihnen durch den Kopf geht.
2. Gleichgültigkeit. Manche Menschen teilen persönliche Inhalte, weil sie glauben, dass es egal ist, wer das sieht. Sehen Fremde die Inhalte kann es doch egal sein. Man kennt diese Leute eh nicht und sieht sie eh nicht wieder.
3. Einsamkeit. Oversharing kann auch eine Kompensation von empfundener Einsamkeit sein. Das vielfache Teilen von persönlichen Bildern oder Texten ist hierbei der verzweifelte Versuch eine Reaktion von anderen zu erhalten.
4. Kein Gespür für Grenzen. Zum Oversharing neigt, wer kein Gespür für eigene Grenzen und die Grenzen anderer hat.
Was ist normal und was ist Oversharing? Erklärung
Oversharing ist besonders im Zusammenhang mit Social Media in den Fokus der Kritik und auch der Forschung geraten. Noch nie wurden es Menschen derart leichtgemacht, intime Inhalte ihres Lebens an eine breite Masse an Menschen weiterzugeben. Das kann sie zu Opfern von Mobbing aber auch krimineller Aktivitäten jedweder Form machen. Ein sehr anschauliches Beispiel ist nach wie vor Raub. Wenn Menschen Bilder ihrer kostspieligen Wohnung mit genauen Standort posten, könnten sie sich zur eigenen Zielscheibe machen.
Trotz berechtigter Kritik und allen Risiken sollte berücksichtigt werden, dass Posts auf Facebook, Instagram, TikTok, LinkedIn, Twitter, Xing und anderen Plattformen ein Massenphänomen des digitalen Zeitalters sind. Dabei ist nicht jeder Post problematisch. Kritiker, die nach wie vor glauben, dass Bilder einer Partynacht die Menschen um ihre Jobs bringen, sind aus der Zeit gefallen. Unternehmen hätten dann noch größere Probleme Nachwuchs zu beschaffen als ohnehin schon.
Schlussendlich bleibt es auch im Anblick des Betrachters, was als Oversharing betrachtet werden kann. Eine Frau, die drei unterschiedlichen Personen von ihrem Sexleben erzählt, bekommt vermutlich drei komplett verschiedene Reaktionen. Für eine Person mag es zu viel Information gewesen sein, eine andere empfindet den Austausch als normal sowie hilfreich und die dritte will unbedingt mehr erfahren. Die Definition von Oversharing variiert je nach der individuellen Komfortzone.
Wie kann ich Oversharing verhindern?
Inzwischen haben viele Dokumentationen offengelegt, dass Social Media die Bevölkerung nicht nur beeinflusst, sondern sogar manipuliert. Harmlos wirkende Plattformen können regelrecht süchtig machen. Für viele Menschen steigt der Druck präsent zu sein, Likes bekommen zu wollen und im Gespräch zu bleiben. The Fear of Missing Out ist mittlerweile ebenfalls sehr verbreitet. Damit der Umgang mit den sozialen Medien gesund bleibt, sollte sich jeder Nutzer vor einem Post fragen: „Warum lade ich dieses Bild, diesen Text, dieses Video hoch? Berücksichtige hierbei auch die Empfänger. Welchen Nutzen ziehen andere aus meinem Post? Welche Reaktion mag es bei Ihnen hervorrufen?
Diese Fragen werden zwangsläufig bewirken, dass sich die Posts verringern. Am Ende gilt wie so häufig: Die Dosis macht das Gift.