Was ist ökologische Amnesie (Generationsamnesie, Umweltamnesie)? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist ökologische Amnesie, Generationsamnesie, Umweltamnesie, Bedeutung, Definition, Erklärung


Ökologische Amnesie (Generationsamnesie, Umweltamnesie) einfach erklärt:

Als „ökologische Amnesie“ wird der Umstand bezeichnet, dass man die Natur, die man in seiner Kindheit erlebt hat, als Norm empfindet. Mit dieser Norm wird die Natur, die man im späteren Leben erlebt, verglichen. Jedoch ist dies eine zu kurzfristige und eingeschränkte Beobachtung für eine gute Aussage über den Zustand der Natur.

Wer z.B. in seiner Kindheit viel Großstadtsmog und „blaue Wolken“ aus Autos erlebt hat, wird sagen, dass es der Natur heute besser geht. Denn der Großstadtsmog ist an den meisten Orten weg und verbleites Benzin ist verboten. Doch zu meinen, dass es der Natur deswegen besser geht, ist ein Fehlschluss. Und dieser Fehlschluss wird Umweltamnesie, Generationsamnesie oder Ökologische Amnesie genannt.

Ein anderes Beispiel: Menschen, die noch nie einen wilden Fluß gesehen haben, werden meinen, dass es den geraden Flüssen, die sie kennen, gut geht und dass diese normal sind. Jedoch sind begradigte Flüsse eben nicht die Norm. Sie sind künstlich und von Menschen gemacht.

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Der Verlust des Gedächtnisses, vorübergehend oder dauerhaft, ist als Amnesie bekannt. Tritt dieser Umstand in Kombination mit der anthropisierten Natur und Umwelt auf, nennt sie sich ökologische Amnesie. Alternative Bezeichnungen sind die Generationenamnesie und Umweltamnesie. Das Konzept stammt aus der Naturschutzbiologie. Sie ist gekennzeichnet durch künstliche Naturerlebnisse anstatt realer Erfahrungen in der Natur. Das führt zu einer Vergessenheit, die sich von einer Generation auf die nächste weiter verstärkt.

Technologischer Fortschritt als Ursprung der Generationsamnesie

Die generationsbedingte Umweltamnesie ist gekennzeichnet durch den Einfluss der Hochtechnologie in der heutigen Zeit. Die Moderne ist von dem technischen Fortschritt geprägt. Das beeinflusst den menschlichen Umgang mit der Natur und die Wahrnehmung selbiger. Die ursprüngliche Umgebung dient generell als Vorbild für die weiterentwickelte Technologie des digitalen Zeitalters. Was das bei dem Menschen, speziell der neuen Generation, bewirkt, konnten Wissenschaftler inzwischen genauer erforschen.

Ökologische Amnesie – Auswirkungen der realen Natur auf die Psyche

Die originale Umwelt, einen echten Sonnenuntergang sehen oder lebende Haustiere versorgen, sorgt für eine Reduktion von Stress. Der Mensch beruhigt sich durch wahrhafte Naturerlebnisse. Dadurch hat die natürliche Umgebung einen signifikanten Effekt auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Homo sapiens.

Dagegen steht der neuzeitliche Fortschritt mit einer Künstlichen Intelligenz und nachgebildeten Natürlichkeit hinter einem Display. Wer mit Hightech aufwächst, erfährt eher einen Abbau von Stress und eine beruhigende Wirkung durch die nachgeahmte Umwelt als jene Personen, die die reale Tier- und Pflanzenwelt kennen. Das bewirkt letztlich einen immensen Unterschied zwischen den Generationen – und hat eine sogenannte generationsbedingte Umweltamnesie zur Folge.

Abgestumpfte Generation – Auswirkungen der nachgebildeten Umwelt

Die technologisierte Flora und Fauna spielt insbesondere bei Kindern eine immense Rolle. Die neue Generation wächst mit Robotern und der Künstlichen Intelligenz auf. Das geht zugleich mit einer abnehmenden echten Naturerfahrung einher. Da die technologische Natur lediglich ein Abbild der Realität ist, bewirkt dies eine veränderte Wahrnehmung der Umwelt.

Ein Beispiel für diese Veränderung ist der Einsatz von Roboterhunden. Kinder betrachten die künstlichen Tiere längst als wirkliche Lebewesen. Sie interagieren zunehmend intuitiv miteinander – denn die KI macht es möglich. Auf die Art geraten ursprüngliche Geschöpfe, reale Haustiere und deren Interaktion immer mehr in Vergessenheit. Damit ist der Grundstein der ökologischen Amnesie gelegt: Die jüngere Generation stumpft ab – und das hat Konsequenzen für das echte Umwelterleben.

Folgen für die Natur durch generationsbedingte Amnesien

Tierhaltung ist ein Lebensbereich, der durch die Technologie unweigerlich verändert wird. Daneben spielen Flussbegradigungen oder die Verschmutzung der Luft bedeutsame Rollen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die künstliche Natur die Wahrnehmung derart modifiziert, dass die reale Naturerfahrung zunehmend in Vergessenheit gerät.

Der moderne Mensch hält sich vermehrt in der virtuellen Realität hinter einem Bildschirm auf als in der echten Tier- und Pflanzenwelt. Das verstärkt die gefühlsmäßige Distanz zur Umwelt. Ein Beispiel ist der begradigte Flusslauf. Bei einer Flussbegradigung wird der ursprüngliche Lauf des Fließgewässers begrenzt und in geordnete Bahnen gelenkt. Das hat Auswirkungen auf die Flora und Fauna des Flusses. Die gesteigerte Unempfindlichkeit gegenüber der realen Ökosysteme aufgrund der Bevorzugung von künstlicher Naturreiche erhöht den Raubbau.

Die Menschheit verliert demnach ihre Empathie gegenüber Tieren und Natur, weil die originale Unberührtheit der Welt zunehmend in Vergessenheit gerät. Auf die Art empören sich immer weniger Personen über den voranschreitenden Raubbau in der Umwelt. Das zieht unweigerlich ein rasches Fortschreiten dieser Entwicklung nach sich, sodass letztlich die Generationsamnesie oder Umweltamnesie zum Tragen kommt. Der Mensch vergisst von einer Generation zur nachfolgenden immer mehr von der originalen Umwelt. Dadurch befeuert er den technologischen Fortschritt, der nichts weiter als ein künstliches Abbild der echten Natur darstellt.

Zusammenfassung – ökologische Amnesie durch Fortschritt

Greift der Mensch verändernd auf die Ökosysteme ein, erfolgt eine Anthroposierung selbiger. Das Vorgehen reduziert die biologische Vielfalt des Planeten und die originale Flora und Fauna verliert zunehmend ihre Ursprünglichkeit. Zugleich verstärkt sich der technologische Fortschritt zusammen mit künstlichen Naturerfahrungen. Dadurch stumpft die neue Generation ab. Sie büßt ihre Feinfühligkeit gegenüber dem Verlust der Natürlichkeit in der Umwelt ein.

Mit jedem weiteren Geburtsjahrgang wird auf diesen Zustand des Raubbaus aufgebaut. Die neue Generation vergisst zunehmend mehr von der ursprünglichen Natur. Denn der Fortschritt orientiert sich vor allem an der gegenwärtigen, anthropisierten Landschaft. Das führt schlussendlich zur ökologischen Amnesie oder generationsbedingten Umweltamnesie.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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