Unter Bulimielernen steckt das kurzfristige Lernen von Fakten oder Formeln, Sachverhalten oder Wissen für einen Test oder eine Prüfung. Es wird in kurzer Zeit sehr, sehr viel gelernt. Doch dieses Auswendiggelernte wird in einer genauso kurzen Zeitspanne wieder vergessen.
Was ist Bulimielernen? Eigenschaften, Merkmale
Das Bulimielernen ist auch noch bekannt als „Bulimie-Lernen“ „Lernbulimie“ oder schlicht als „bulimisches Lernen“ und ist eine Wortneuschöpfung. Entstanden ist das Wort an die Anlehnung an die Störung „Bulimie“, welche eine Essstörung ist. Die Menschen, die unter einer Bulimie-Erkrankung leiden, erbrechen aufgenommene Nahrung wieder, um schlank zu sein oder noch dünner zu werden.
Verglichen damit lernt man beim Bulimielernen viele Dinge auswendig in einer kurzen Zeit. Die Informationen werden sehr intensiv, aber nur kurzfristig gelernt, um sie bei der nächsten Prüfung oder einem Test reproduzieren zu können. Doch dieses gelernte Wissen wird genauso schnell wieder vergessen und nur ein kleiner Bruchteil bleibt im Gedächtnis haften.
Diese Strategie beim Lernen wird von SchülerInnen und StudentInnen besonders häufig bei Tests eingesetzt, bei denen man sich nicht für die Lernthemen interessiert und nur die Prüfungen bestehen will.
Warum vergisst man beim Bulimielernen so vieles?
Das schnelle und kurzfristige Lernen findet beim Bulimielernen meist kurz vor einer Prüfung statt und es wird in kurz aufeinanderfolgenden Intervallen sehr viel Lernstoff auswendig gelernt. Vielleicht haben die SchülerInnen und StudentInnen noch einige Tage bis zur Prüfung, aber es kann auch vorkommen, dass sie erst wenige Stunden vor einer Prüfung oder einem Test zu lernen beginnen, Da der Lernstoff danach meist nicht mehr wiederholt wird, wird nur das Kurzzeitgedächtnis aktiviert. Somit gelangen die Inhalte nicht ins Langzeitgedächtnis, wofür die Lerninhalte regelmäßig und immer wieder wiederholt werden müssten. Der Gegensatz zum bulimischen Lernen ist also das kumulative Lernen, bei dem Wissen immer wieder gefestigt und wiederholt wird. Dadurch kann man sich Gelerntes langfristig merken.
Langfristig gesehen kann Bulimie Lernen als primäre Lernmethode dazu führen, dass man sehr gute Noten hat, allerdings nur über eine mäßige Fachkenntnis verfügt. Dies kann im späteren Leben vielleicht zu Schwierigkeiten führen, wenn Fachwissen vorausgesetzt und gefordert wird.
Was spricht für das Bulimielernen?
In der Schule oder während des Studiums müssen viele Informationen gelernt werden, die die Lernenden oftmals nicht interessiert. Dieses Desinteresse bringt die Menschen dazu, sich nicht eingehend mit dem Lernstoff befassen zu wollen und keine Zeit damit zu verbringen. Außerdem können manche Lerninhalte als irrelevant erscheinen und absolut unnotwendig für die spätere Berufsausbildung. Zudem sind manche Inhalte nicht praxisrelevant und deshalb verspüren Lernende keine Lust, sich damit zu beschäftigen und dieses Wissen zu festigen.
Daher wird Bulimie Lernen genau in solchen Fällen angewandt. Einerseits ist es sehr zeitschonend und man muss nicht viel Zeit mit einem unliebsamen Lernstoff verbringen, andererseits ist es eine effektive Herangehensweise, um sich schnell das nötige Wissen anzueignen, was bei einer Prüfung gefordert wird.
Bulimielernen wird sogar oft als Indikator für einen Erfolgswillen angesehen. Auch die Fähigkeit, Prioritäten setzen zu können, wird mit dieser Lernart in Verbindung gebracht. Immerhin wird das gelernt, was einen vielleicht nicht interessiert und für was man keine Begeisterung aufbringen kann.
Außerdem zeigt das bulimische Lernen eine gute Konzentrationsfähigkeit an, denn die Lernenden sitzen oft stundenlang vor dem Lernstoff, um sich diesen schnell anzueignen. Wenn man eine gut ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit ha, ist es auch leichter in den Flow Zustand zu kommen. In einem Flow Zustand ist man fähig, mentale und körperliche Höchstleistungen zu vollbringen.
Argumente gegen Bulimielernen
Insgesamt hat bulimisches Lernen keinen guten Ruf, besonders nicht in den Lern-, Kognitions- und Bildungswissenschaften. Hauptgrund ist, dass gelerntes Wissen nur im Kurzzeitgedächtnis bleibt, bevor es zum größten Teil wieder vergessen wird. Es kommt aber nicht ins Langzeitgedächtnis, wo Informationen längerfristig gespeichert werden. Deshalb wird es als eine sehr oberflächliche und nicht eingehende Form des Lernens betrachtet.
Dies ist in der Schule noch nicht so gefährlich wie im akademischen Bereich. Da ist es durchaus sehr riskant, sich nur von Prüfung zu Prüfung durchzuschlagen, ohne eigentlich Wissen zu sammeln und zu merken. Irgendwann kommt man vielleicht an den Punkt, an dem man zwar die Informationen gelernt hat, aber bereits Gelerntes schon wieder vergessen hat, sodass man keine Verbindungen zwischen den Lerninhalten herstellen kann. So können Zusammenhänge nicht verstanden werden und auch komplexe Verbindungen nicht gezogen werden. Dann ist es fraglich, ob man die notwenigen Kompetenzen überhaupt besitzt.
Bulimie Lernen ist kein Erwerb von Wissen
Die Lernart der Lernbulimie ist keine Form, die darauf abzielt, einen Wissenserwerb zu haben, sondern das Gegenteil ist der Fall. Man setzt sich weder mit dem Thema direkt auseinander, noch kann man sein Wissen in einem bestimmten Bereich durch Bulimielernen ausbauen. Es werden keine Kompetenzen oder weiteres Fachwissen erlernt. Das Auswendiglernen, ohne die wirkliche Auseinandersetzung mit dem Gelernten führt dazu, dass man keine kritische Meinung dazu bilden kann. Der Stoff wird einfach gelernt, ohne hinterfragt zu werden.
So manches, was an den Schulen oder Universitäten heute gelehrt wird, ist im späteren Leben im Beruf vielleicht nicht relevant. Doch sollten so einige Lerninhalte hinterfragt werden und auch die angewendeten Methoden, sonst lernt man es nicht, Themen kritisch zu betrachten und sich seine eigene Meinung zu bilden.
Deshalb ist das Bulimielernen kaum dafür geeignet, wenn das gelernte Wissen behalten werden und die Kompetenzen in verschiedenen Bereichen ausgebaut werden möchten.
Was ist Bulimielernen? Fazit, Bedeutung, Erklärung und Definition
Zusammenfassend beschreibt Bulimie Lernen eine Form des Wissenserwerbs, bei dem nur kurzfristig sehr viel Lernstoff auswendiggelernt wird. Es wird nicht darauf geachtet, ob das Wissen im Gedächtnis haften bleibt, oder ob man es schnell wieder vergisst. Durch diese Lernform wird nur das Kurzzeitgedächtnis angeregt und das Langzeitgedächtnis erhält die gelernten Informationen nicht. Das passiert, weil das gelernte Wissen zu einem späteren Zeitpunkt nicht wiederholt und verfestigt wird.
Es gehört aber viel Konzentration zu dieser Lernform, denn oft müssen SchülerInnen und StudentInnen eine lange Zeit durchgehend lernen, um das geforderte Wissen bis zur Prüfung zu können. Meist ist die Prüfung in wenigen Tagen vor dem Beginn des Lernens.
Dennoch wird Bulimie Lernen als schlecht angesehen. Vor allem in akademischen Kreisen ist man dieser Meinung. Bei einer höheren Ausbildung kann man nicht immer wieder Gelerntes vergessen, da man ansonsten nicht in der Lage ist, Querverbindungen zwischen Informationen zu ziehen, was eine der wichtigsten Kompetenzen ist. Außerdem bildet man sich beim sturen Auswendiglernen häufig keine eigene Meinung zu einem Thema. Man setzt sich also nicht kritisch mit dem Sachverhalt auseinander und kann das Wissen nicht vertiefen.