Was ist „Leisure Sickness“ (Freizeitkrankheit)? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Leisure Sickness, Freizeitkrankheit, Bedeutung, Erklärung, Definition


Leisure Sickness, auf Deutsch Freizeitkrankheit, ist eine Erscheinung, die häufig als psychische Erkrankung eingeordnet wird, aber wissenschaftlich betrachtet nicht als solche gilt. Leisure Sickness zeigt sich nach einem längeren Zeitraum hoher Anspannung. Die Betroffenen entwickeln immer dann, wenn sie freihaben, also z. B. am Wochenende oder im Urlaub, Krankheitssymptome. Das Phänomen macht sich durch Erschöpfung, häufig aber auch durch Erkältungen und Kopfschmerzen bemerkbar. Beruflich wie privat halten die Betroffenen zunächst ein gewisses Stresslevel aufrecht, doch sobald sie zur Ruhe kommen, werden sie krank. Sie fiebern dem Urlaub zwar lange entgegen, doch sobald er endlich angetreten werden kann, stellt sich eine Erkältung ein. Die dringend benötigte Erholung tritt nicht ein.

Was sind die Gründe für Leisure Sickness?

Die Freizeitkrankheit ist wissenschaftlich nicht so erforscht, dass sich die Ursachen eindeutig definieren lassen. Eine Theorie wird jedoch von den meisten Ärzten befürwortet: Es sind dauerhafte Phasen von Stress, die das vegetative Nervensystem durcheinanderbringen. Durch chronischen Stress ist das vegetative Nervensystem, das die Vorgänge im Körper regelt, die wir nicht willentlich beeinflussen können, überaktiv. Während der Stressphasen sind schnelle Aktionen und möglich, die der Sympathikus steuert. Doch sobald die Stressphase vorbei ist, steuert der Parasympathikus die Vorgänge im Körper und die Konzentration nimmt ab. Ist das Stresslevel konstant hoch, werden die Stresshormone Adrenalin und Cortison ausgeschüttet. In der Phase, in der der Parasympathikus aktiv wird, meldet sich nun das geschwächte Immunsystem durch Kopfschmerzen, Erkältungssymptome und Müdigkeit. Das gestörte Zusammenspiel von Parasympathikus und Sympathikus bei anhaltendem Stress wurde bereits 1961 in einem Tierversuch mit Affen belegt. Die Tiere, die sehr anstrengende Aufgaben erledigen mussten, entwickelten in der Anschlussphase Magenbeschwerden und sogar Magengeschwüre.

Leisure Sickness – vor allem bei Stress am Arbeitsplatz zu beobachten
Das Leisure-Sickness-Syndrom (LSS) tritt gehäuft in Verbindung mit beruflichem Stress auf. Als Verstärker wirkt der Work-Life-Conflict. Er beschreibt einen Zustand, in dem Beruf, Freizeit und Familie miteinander verschmelzen und die beruflichen Themen auch zu Hause überproportional wichtig werden. Untersuchungen ergaben, dass durch die permanente Beschäftigung mit dem Arbeitsleben die Wahrscheinlichkeit für LSS signifikant ansteigt. Betroffene vom Leisure-Sickness-Syndrom und nicht Betroffene gehen mit Stress sehr unterschiedlich um. Wer unter dem Work-Life-Conflict leitet, schafft es nicht, mit Arbeitsstress adäquat umzugehen. Seine Gedanken kreisen ständig um die Arbeit. Er schafft es nicht, im Urlaub einfach abzuschalten. Das äußert sich z. B. darin, dass man im Urlaub ständig seine Mails checkt, in der Firma anruft und Ähnliches. Das belastet nicht nur den eigenen Organismus, sondern das ganze Familienleben.

Die häufigsten Symptome von Leisure Sickness

Zu den typischen Symptomen von LSS gehören neben Kopfschmerzen und Erkältungssymptomen auch Migräne und Rückenschmerzen. Viele leiden auch an Übelkeit und Erbrechen, sodass man eine Magen-Darm-Infektion vermuten könnte. Zusätzlich leidet auch die Psyche. Oft lassen die Betroffenen die Urlaubszeit mehr oder weniger sinnlos verstreichen, unternehmen nichts Sinnvolles oder Interessantes, fühlen sich aber trotzdem schlapp und lustlos. Die Erholung stellt sich nicht ein.

Auswirkungen von Leisure Sickness

Die Auswirkungen der komplexen Symptomatik von LSS auf die Gesundheit wurden bisher unterschätzt. In Untersuchungen wurde eine erhöhte Sterblichkeitsrate bei Betroffenen festgestellt, da sie häufiger Schlaganfälle oder Herzinfarkte erlitten. Die Erkrankungskurve stieg um die Weihnachtszeit merklich an, da nun weitere Risikofaktoren wie verstärkter Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und fettes Essen hinzukamen.

Kann man dem Leisure-Sickness-Syndrom vorbeugen?

Vorbeugung ist nicht nur möglich, sondern eine der wichtigsten Maßnahmen, um gesund zu bleiben. Das Syndrom wird durch den abrupten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ausgelöst. Es fehlt die langsame Anpassung an die körperlichen Veränderungen, die im Urlaub stattfinden. Neben der fehlenden Anpassung an Stress können auch große Unterschiede zwischen den Lebensstilen an Werktagen und Wochenenden LSS auslösen.

Eine Sensibilisierung in Bezug auf die Selbstwahrnehmung ist hier sinnvoll. Denn je mehr Aufmerksamkeit im Außen liegt, desto weniger ist man in der Lage, die Rückmeldungen des eigenen Körpers wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Die Sensibilisierung führt dazu, dass Betroffene lernen, sich besser an Stress anzupassen. Auch die Freizeitaktivitäten sollten unter die Lupe genommen werden, denn sie beeinflussen die Symptomatik ebenfalls.

Bei vielen Menschen löst die Freizeit Stress aus, da sie sich einfach zu viel vornehmen. Eine genaue Analyse der Ist-Situation hilft, damit man langfristig wieder mehr von seinem Urlaub hat. Natürlich ist es nicht zuletzt die Haltung der eigenen Arbeit gegenüber, die überdacht werden sollte. Ist es wirklich so wichtig, am Wochenende abrufbereit zu sein? Gerade sogenannte Workaholics entwickeln in ihrer Freizeit schnell Schuldgefühle, wenn sie einfach nichts tun. Bei ihnen beeinflussen persönliche Charaktereigenschaften die Einstellung zur Arbeit. Auch die vermeintlich fehlende Produktivität sollte überdacht werden. Je leichter die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit gezogen werden kann, desto weniger anfällig ist man für das Leisure-Sickness-Syndrom. Rituale wie die regelmäßige Laufrunde am Abend oder ein Café-Besuch, die das Ende der Arbeitswoche einläuten, können hilfreich sein.

Das Leisure-Sickness-Syndrom sollte als Aufforderung betrachtet werden, die Regulationsmechanismen seines Körpers stärker zu beachten und sich mehr um sich selbst zu kümmern. Dann tritt auch die ersehnte Erholung im Urlaub ein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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