Als „Kindness Content“ werden Inhalte in den sozialen Medien bezeichnet, in denen Menschen sich dabei filmen, wie sie anderen helfen oder ihnen etwas gutes tun.
Was ist Kindness Content? Bedeutung, Erklärung, Definition
Bei „Kindness Content“ geht es darum, der Welt zu zeigen, dass man gut und nett ist.
Beispiele für Kindness Content: Als „Kindness Content“ zählt z.B., wenn man sich dabei filmt, wie man Obdachlosen Geld gibt oder wie man ihnen hilft. Auch das Bezahlen von einem Arztbesuch oder einer nötigen Anschaffung eignet sich für „Kindness Content“.
Kritik an „Kindness Content“
Jedoch hat „Kindness Content“ ein riesiges Problem: Die Motivation diese Art von Content zu produzieren. Denn wer „Kindness Content“ produziert, will damit Aufrufe in den sozialen Medien und letztlich Umsatz erzielen. Hier gilt je mehr Leute diese Videos anschauen, umso mehr verdient man. Damit geht es bei „Kindness Content“ nicht nur darum, anderen zu helfen, sondern sich selbst auch zu bereichern.
Man kann jetzt eine Diskussion starten. Ein Pro-Argument ist: Ohne Kindness-Content würde weniger Menschen geholfen werden. Die Motivation ist egal, denn das Ergebnis zählt. Es profitieren sogar alle davon, denen denen geholfen werden und die Person, die hilft. Also Win-Win für alle?
Ein Kontra-Argument ist: Bei Kindness-Content sind nicht die Menschen, denen geholfen werden soll, dass Ziel, sondern der Wunsch nach Bereicherung. Damit degradiert man diese Menschen zu Objekten, die dazu dienen Ziele zu erreichen. Das ist nicht gerade nett!
Entscheidend ist, ob man auch zu anderen nett ist, wenn die Kamera nicht läuft. Entscheidend ist, ob man auch anderen hilft, wenn diese Taten nicht für die sozialen Medien verwertbar sind und der eigenen Bereicherung dienen.
Hier hat Kindness Content ein Problem, denn die Motivation dazu ist extrinisch. Das heißt sie ist durch Geld oder Aufmerksamkeit motiviert. Würde man anderen helfen, weil man intrinisch motiviert ist, so würde man dies tun, weil es ein eigenes Anliegen ist oder man es als wichtig erachtet, anderen zu helfen. Wenn man intrinisch motiviert ist, wozu bräuchte es dann die Kamera?
Kindness Content: MrBeast
Der US-amerikanische YouTuber „MrBeast“ (mit echtem Namen Jimmy Donaldson) wurde mit Kindness Content zum Internet-Millionär. Er setzt Kindness als Strategie für mehr Sichtbarkeit Social Media ein. Donaldsons Erfolg basiert auf sehr ungewöhnlichen Videoideen, die die Allgemeinheit größtenteils als verrückt bezeichnen würde. Das Phänomen, das ihm zu seinem unglaublichen Erfolg verholfen hat, nennt sich „Kindness Content“.
Donaldson produzierte beispielsweise ein 24 Stunden langes Video, in dem er einfach bis 100.000 zählte. Das geschah 2017 und war sein Durchbruch. Egal, ob er erfolgreiche Fernsehserien nachspielt oder seiner Community albern wirkende Aufgaben stellt, die Aufmerksamkeit wird auch dadurch hochgehalten, dass für Abonnenten große Geldgeschenke winken, wenn sie an Contests teilnehmen. Ähnlich wie in einer Lotterie spielt Donaldson mit dem menschlichen Bedürfnis nach dem großen Glück und einem finanziell sorgenfreien Leben.
Darüber hinaus spendet MrBeast erhebliche Summen an bedürftige Einzelpersonen und Gruppen. So zahlte er zum Beispiel tausenden Menschen ihre Graue Star-Operation. Er filmte die Operationen und interviewte die Menschen nach überstandenem Eingriff. Die Botschaft: „Schaut nur, wie glücklich wir dank der Hilfen von MrBeast sind.“ Damit manifestiert er sein positives Image und konnte sich zu einem der erfolgreichsten Contentproduzenten weltweit hocharbeiten.
Donaldsons „Kindness Content“- Videos sind wohlüberlegt
In die Produktion seiner Videos investiert Donaldson sehr viel Geld und Zeit. (Wie Blick.ch schreibt, soll ein Video im Durchschnitt ca. 3 Millionen Dollar kosten.) Donaldson hat auch eine Organisation gegründet, mit deren Hilfe er Obdachlosigkeit bekämpfen möchte.
Diese künstliche Welt der Nächstenliebe ist auch deshalb so populär geworden, weil sich offenbar sehr viele Menschen nach Fürsorge sehnen. Die Mitmenschlichkeit, die MrBeast an den Tag legt, ist längst einem strategischen Geschäftsmodell gewichen. Die systemischen Ursachen, die Armut erst erzeugen, werden dabei nicht in den Blick genommen. Beispielsweise stellt sich Jimmy Donaldson beim Thema Star-Operationen an keiner Stelle die Frage, warum ein reiches Land wie die USA nicht in der Lage ist, arme Menschen ausreichend medizinisch zu versorgen. Hierfür wird er von immer mehr Menschen kritisiert.
Was „MrBeast“mit seinen Videos verdient
Donaldsons Vermögen wird auf 22 Millionen Dollar geschätzt, wobei er monatlich weitere geschätzte zwei Millionen Dollar einnimmt. Er betreibt einen YouTube-Kanal namens „MrBeast“, der 137 Millionen Abonnenten hat (Stand März 2023).
Jedes seiner Videos wird im Durchschnitt 100 Millionen Mal aufgerufen, sein Videokanal ist der meist abonnierte einer Einzelperson bei YouTube. Die Einnahmen generieren sich aus Werbung, Kooperationen und YouTube-Partnerprogrammen. Ein eigener Onlineshop, ein Kreativstudio und ein Restaurant sind weitere Einnahmequellen für den cleveren YouTuber.