Was bedeutet „geizig“? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was bedeutet geizig, Bedeutung, Definition, Erklärung


Ursprünglich bedeutete Geiz, wie er zum Beispiel in den Wörterbüchern der Gebrüder Grimm beschrieben wird, Gier bzw. Habgier. Heute definiert man Geiz als übertriebene Sparsamkeit, die auch krankhafte Züge annehmen kann. Geiz und Habgier treten meist gemeinsam auf und werden als sehr negativ angesehen. Der Geizige gönnt sich selbst, aber auch seinen Mitmenschen nichts, oder nur sehr wenig. Geizige nennt man Geizkragen oder Geizhälse, was die negativen Assoziationen klar zum Ausdruck bringt.

Unterschied zwischen Geiz und Sparsamkeit

Geiz ist nicht das gleiche wie Sparsamkeit. Der sparsame Mensch wirtschaftet mit seinen Ressourcen vernünftig, versucht Schulden zu vermeiden und hat seine finanziellen Möglichkeiten stets im Blick. Während Sparsamkeit als Tugend betrachtet wird, ist Geiz eine Haltung, die andere Menschen abwertet und daher kein Ansehen genießt.

Der Geizige gönnt sich viele Dinge, die er als luxuriös betrachtet, aus Prinzip nicht. Der Sparsame hingegen überlegt genau, wie viel Geld er in eine bestimmte Unternehmung investieren möchte, setzt das Geplante jedoch um, wenn seine Abwägungen es zulassen. Er verzichtet also nicht grundsätzlich auf die Annehmlichkeiten des Lebens, sondern überlegt genau, ob eine Anschaffung notwendig ist oder nicht. Der Geizige dagegen lebt dauerhaft im Verzicht und ist häufig auf die Menschen, die sich etwas gönnen, neidisch und verurteilt sie.

Geiz wird gesellschaftlich verachtet

Zwar sind Geiz und Habgier sehr unbeliebte Eigenschaften, doch vor vielen 1.000 Jahren haben sie vermutlich das Überleben der Menschen gesichert. Wer die meisten Güter anhäufte, konnte schließlich auch am meisten profitieren. In psychologischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass habgierige Menschen öfter als andere bereit sind, Risiken einzugehen, aber nicht bereit sind, aus ihren Fehlern zu lernen.

Viele geizige Menschen sind unbelehrbar. Sie suchen ständig nach Ausreden, die ihren Geiz rechtfertigen. Was Geiz für andere Menschen besonders schwierig macht, ist die Tatsache, dass er sich nicht nur auf materieller, sondern auch auf emotionaler Ebene zeigt. Geizige sind auch mit Gefühlsäußerungen geizig. Treffen zwei Partner aufeinander, die sehr unterschiedliche Positionen zum Thema Geld haben, können große Konflikte entstehen. Nicht umsonst gilt Geiz als Beziehungskiller Nr. 1. Daher ist es wichtig, sich über die eigene Position zum Thema Geld klar zu werden und auf einen Kompromiss hinzuarbeiten, der beide Seiten zufriedenstellt.

Geiz kann zwanghaft werden

Für viele Menschen gehören Geiz und Habgier zu den unangenehmsten Eigenschaften, die jemand haben kann. Bei einigen Geizigen nimmt der achtsame Umgang mit Geld krankhafte Züge an. Aufgrund seines Geizes ist sein Leben weder freudvoll noch glücklich, die Lebensqualität niedrig, denn der Geiz wirkt sich negativ auf alle Beziehungen aus.

Geizige Menschen drehen jeden Pfennig zweimal um. Sie kaufen sich sehr selten neue Kleidungsstücke, Restaurantbesuche sind oft gar nicht möglich. Der Geiz unterbindet die Partnerschaft auf Augenhöhe, da sehr geizige Menschen stark auf sich selbst fixiert sind. So wird jede Beziehung zu anderen Personen verkompliziert. Nicht umsonst sagt man, dass Geiz einsam macht. Die Eigenschaft kann so stark ausgeprägt sein, dass sie Züge einer Sucht trägt.

Ursachen für Geiz

Die Basis für geiziges oder großzügiges Verhalten wird schon in der Kindheit gelegt. Geiz ist eine erlernte Eigenschaft. Infolgedessen könnte man sie auch wieder verlernen, was in der Praxis jedoch als extrem schwierig gilt. Den Umgang mit Geld lernen Kinder von ihren Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten. Im Elternhaus erfahren sie, wie die Themen Geschenke, Ausgaben und Sparsamkeit gehandhabt werden.

In einigen Familien ist Geld kein Thema, weil stets genug davon vorhanden ist – in anderen ist Geld ständig Thema, weil es knapp ist. Grundsätzlich ist Geld ein emotionales Thema, bei dem die Gefühle hochkochen können. Manchen macht es Angst, anderen ist es wichtig, um ihren sozialen Status zu zeigen. Viele Beziehungen sind schon am Geiz gescheitert.

Geiz in der Literatur

Da es sich bei Geiz um eine Eigenschaft handelt, die seit Bestehen der Menschheit existiert, gibt es zahlreiche Beispiele in der Literatur, in denen geizige Menschen beschrieben werden. Eines der bekanntesten literarischen Werke zum Thema Geiz ist die Komödie „Der Geizige“ von Molière. Der Geiz wird im meistgespielten Stück des Autors aufs Beste verspottet. Der geizige Harpagon ist davon überzeugt, dass die Welt im etwas schuldet, andere aber auch etwas von ihm verlangen, auf das sie, seiner Meinung nach, kein Anrecht haben. Harpagon wird als durch und durch hassenswerte Figur gezeigt, eignet sich aber auch für eine Komödie, da seine Sparsamkeit vielfach grotesk ist.

Geiz in der Bibel

Geiz und Habgier treten in der christlichen Literatur meist gemeinsam auf. Geiz wird darin als übertriebene Sparsamkeit definiert, Habgier als Unwille, seine Güter zu teilen. Geiz und Habgier, zusammen als „avaritia“ bezeichnet, sind eine der sieben Todsünden und keine ökonomischen, sondern ethische Verfehlungen.

Geiz in Sprichwörtern

Etliche Sprichwörter haben Geiz zum Thema. Sie beschreiben knapp und treffend, welche Folgen Geiz hat und wie er auf andere wirkt. Zum Beispiel:

„Geizhälse sind die Plage ihrer Zeitgenossen, aber das Entzücken ihrer Erben.“ (Theodor Fontane)

„Einen Geizhals zu bitten, heißt, einen Graben ins Meer zu schaufeln.“ (türkisches Sprichwort)

„Die Nahrung des Geizhalses besteht aus Geld und Verachtung.“ (Honoré de Balzac)

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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