Hard Seltzer: Ein neues Trend-Getränk erobert Europa
Wasser mit Kohlensäure und Alkohol. Der neue Trend heißt „Hard Seltzer“ und kommt nach Deutschland. Per Definition bedeutet Hard Seltzer so viel wie sprudelndes Wasser, versetzt mit Alkohol und manchmal auch mit Fruchtgeschmack. Dabei wird der Alkohol aber nicht einfach mit dem Wasser gemischt. Viel mehr handelt es sich bei der Herstellung um ein gebrautes Getränk. Den Ursprung findet das Trend-Getränk in Amerika. Dabei wird meist Alkohol auf der Basis von Malz oder Zuckerrohr genutzt. Im Rest der Welt kommt eher neutraler, fermentierter Alkohol zum Einsatz.
Die Tatsache, dass der Alkoholgehalt meist bei rund 5 Volumenprozent liegt, macht das Getränk zu einem sehr leichten Getränk. Die Flüssigkeit erinnert ein wenig an die Market La Croix, welche im Jahr 2015 ebenfalls beginnend aus den USA einen regelrechten Trend auslöste. Dabei handelte es sich um Wasser aus der Dose mit leichten Geschmacksrichtungen. In Amerika erlebte das Getränk insbesondere deshalb einen so großen Erfolg, weil sich immer mehr Amerikaner von den süßen Limonaden abwenden und gesunde Getränke probieren möchten. Der nächste Schritt heißt jetzt: Zum Wasser und dem Geschmack kommt jetzt Alkohol.
Was ist Hard Seltzer? Bedeutung, Definition, Erklärung, Geschichte
Nachdem es bereits alkoholfreie Biersorten gibt, sollte es auch Alkohol mit Wasser geben, dachten sich die Gründer. Schon 1993 kam diese Idee mit der amerikanischen Biermarke Coors auf. Sie entwickelten das Getränk Zima: sprudelnder Alkohol aus der Dose. Damals war jedoch noch nicht der richtige Zeitpunkt für ein solches Getränk, auch wenn der Ansatz bereits da war. Seit 2008 gibt es das Getränk in Amerika nicht mehr, lediglich in Japan ist es auch heute noch erhältlich. Einige Jahre später startete dann die Erfolgsgeschichte von Hard Seltzer.
Der Beginn erfolgte 2013 mit der Marke SpikedSeltzer mit Sitz in Boston. Wie die Legende des Unternehmens besagt war es die Liebe der beiden Gründerehefrauen zu Mineralwasser, die die beiden Erfinder zu ihrem Getränk inspirierten. Am Anfang sorgte der Wasser-Alkohol noch für befremdliche Reaktionen im Einzelhandel, doch mit der Zeit legte sich die anfängliche Verwirrung. Nur drei Jahre später waren bereits über eine viertel Million Kisten des Getränks verkauft. Ein Jahr später übernahm SpikedSeltzer die Firma und nannte sie in Bon & Viv um. Im Jahr 2019 kam dann der Durchbruch. Der Umsatz mit dem Getränk steigerte sich allein in diesem Jahr um unglaubliche 200 Prozent. Die Unternehmer rechnen bis 2021 mit einem Umsatz von über 2,5 Milliarden US-Dollar.
Hard Seltzer: Mehr Nachfrage nach leichten Getränken
85 % der in Amerika verkauften Getränkedosen kommen aus Truly oder dem Hause White Claw, wobei Truly zu der Boston Beer Company zählt. Bereits im Jahr 2018 teilte Brewers Association mit, dass der Bierumsatz in Amerika bei lediglich 4 Prozent liegt, während alkoholarme und leichte Alternativen einen regelrechten Boom erleben.
Auf den ersten Blick gehört Hard Seltzer zu den „Ready to Drink“ – Produkten. Doch es gibt eben noch weitere Vorteile. Die Tatsache, dass das Getränk lediglich 100 Kalorien je Dose hat, kaum Kohlenhydrate enthält, wenig Alkohol beinhaltet und glutenfrei ist, macht es besonders bei jungen Menschen beliebt. Genau das erkannten auch die Hersteller in Amerika. In Zeiten, in denen alkoholfrei Bars wie Pilze aus dem Boden spriesen und sich immer mehr Menschen um die eigene Gesundheit und den Körper Gedanken machen, ist ein solches Produkt ein echter Erfolg und ein perfektes Getränk zur richtigen Zeit. Hard Seltzer zielt dabei nicht auf ein bestimmtes Geschlecht oder eine Zielgruppe ab, sondern stellt ein Lebensgefühl ins Zentrum. Außerdem stellen die Macher seinen Nutzen in den Vordergrund. Es kann sowohl auf den Ausflug mit dem Boot mitgenommen werden wie auch zum Picknick am Nachmittag oder dem Abendessen am Strand.
Sprudelwasser mit Alkohol: Steuerprobleme in Deutschland
Längst nicht nur auf dem amerikanischen Markt ist das Sprudelwasser mit Alkohol beliebt. Der Trend kommt auch in großen Schritten nach Deutschland. Erst kürzlich sorgte ein Bericht im Mirror für Aufmerksamkeit. Demnach gründete Coco-Cola die EH Canning Tochterfirma in Großbritannien, um etwa ein Hard Seltzer herauszubringen. In Deutschland halten sich die Big Player bisher zurück.
Die gesamte Branche gibt sich, was das Sprudelwasser mit Alkohol anbelangt, sehr zögerlich. Den kleineren Anbietern kommt das zugute. So kam etwa kürzlich Holy Hard Seltzer mit vier unterschiedlichen Sorten auf den Markt. Viele Experten sehen die steuerliche Situation und die Bierkultur in Deutschland für die wichtigsten Gründe, warum sich hinsichtlich des Trend-Getränks so schwergetan wird. Der Markt in England und Amerika sei deutlich dynamischer als der deutsche Markt.
Eine besondere Hürde, da sind sich Getränkeexperten einig, ist die Alkoholpopsteuer. Seit 2004 besteht sie und wurde damals von der Bundesregierung verhängt, nachdem insbesondere Alkoholpops mit ihrem süßen Geschmack viele Jugendliche an den Alkohol heranführten. Die Steuer gilt seitdem auf alle alkoholhaltige Süßgetränke, die sich verschlossen und bereits gemischt in einem Behältnis befinden und deren Gehalt an Alkohol zwischen 1,2 und 10 Prozent Volumen liegen. Ob diese Steuerregelung auch für Hard Seltzer greift, ist stark vom Herstellungsverfahren abhängog. Pauschal kann nicht die Behauptung getroffen werden, dass Hard Seltzer kein Alkoholpop ist. Unter der Oberfläche, so berichten es Kenner der Branche, brodelt es hinsichtlich des neuen Trend-Getränks in der Dose bereits gewaltig – auch und vielleicht gerade in Deutschland.