An einen Gabenzaun hängen Menschen Lebensmittel- und andere Sachspenden für Bedürftige. Sie können sich dort mit dem für sie Nötigsten versorgen. Oft handelt es sich um Obdachlose, aber auch bei Menschen mit einem geringen Einkommen sind diese Spenden sehr willkommen. In der Zeit der Corona-Pandemie entstanden in Deutschland zahlreiche Gabenzäune. Der Ursprung liegt in Hamburg, wo es einen solchen Zaun schon seit einigen Jahren gibt.
Was ist ein Gabenzaun? Bedeutung, Definition, Erklärung
Auf dem Vorplatz des Hamburger Hauptbahnhofes steht eine Mauer, welche etwas höher als bis zu den Knien geht. Ideal also, um sich hinsetzen zu können. Aus Sicht der Bahn und der Stadtbezirksverwaltung war die Nutzung offenbar ein Problem. Nicht wenige vermuteten, dass der eigentliche Anstoß war, wer sich da ausruhte. Es waren vor allem Obdachlose, welche die Chance zur Pause gern annahmen. Das missfiel einigen so, dass in Hamburg-Mitte ein Zaun entstand, um die ungebetenen Gäste zu vertreiben. Die empörte wiederum einige Hamburger Bürger so, dass sie eine Gegenmaßnahme planten. Sie knoteten Spenden für Obdachlose an den Zaun und forderten auf Zetteln Passanten auf, Gleiches zu tun. Neben der Hilfe für die Bedürftigen hatte diese Aktion auch eine symbolische Bedeutung. Bürger holten sich einen Teil des öffentlichen Raumes zurück.
Die Aktion fand Gleichgesinnte und wurde zu einer Attraktion, die über soziale und klassische Medien große Aufmerksamkeit erfuhr. Inzwischen entstand der Hamburger Gabenzaun e. V. Der Verein erhält Spenden aus Deutschland und aus dem Ausland. Der Zaun gilt als niederschwelliges Angebot für Obdachlose, sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Neben Lebensmitteln stellen die Spender Kleidung, Hygieneartikel, Hundefutter und andere nützliche Dinge zur Verfügung.
Inzwischen hat der Hamburger Gabenzaun viele Nachahmer gefunden. Allein in Hamburg gibt es inzwischen mindestens sechs weitere Zäune, welche die Bedürftigen mit dem Nötigsten versorgen. Besonders während der Corona-Pandemie wurde die Idee in vielen deutschen Städten adaptiert.
Gabenzäune und Covid-19
Die Krise zeigt, dass Menschen in Zeiten der Krise bereit sind, in Not geratenen zu helfen. In Zeiten von Lockdowns und anderen Beschränkungen wegen des Coronavirus ändert sich auch einiges am Hamburger Gabenzaun. Nachdem er zunächst verboten wurde, gibt es inzwischen an die Betreiber die Auflage, keinen Menschenansammlungen entstehen zu lassen. Die Hilfe funktioniert aber wieder.
Der Zaun wird aber nicht nur genutzt, um Spenden anzubringen oder abzuholen. Häufig kommen Spender und Bedürftige ins Gespräch. Soziale Kontakte sind für Menschen ohne zu Hause oft ebenso wichtig wie die Versorgung mit dem Nötigsten. Der Hamburger Gabenzaun e. V. entwickelte ein Konzept, welches den Sinn des Gabenzaunes sichert. Es ist ein Zaun, der nicht trennen, sondern verbinden soll.
Während der Pandemie entstanden in vielen Städten Gabenzäune. Sie sind sehr wichtig, weil sich das Leben Obdachloser seit dem Beginn der Krise deutlich verschärft hat. Besonders schlimm war die Zeit, in der das gesellschaftliche Leben komplett heruntergefahren wurde. Auch Tafeln und andere Einrichtungen schlossen plötzlich. Obdachlose blieben mit ihren Sorgen komplett allein. Die hatten keine Möglichkeiten mehr, zu duschen oder eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Auch der geschützte Schlafplatz in einer Notunterkunft war plötzlich verschlossen. In Fußgängerzonen gab es niemanden mehr, den Bedürftige anbetteln konnten und es wurden keine Pfandflaschen mehr zurückgelassen.
Hilfe als Projekt auf privater Ebene kann sehr effektiv sein, wenn einige Dinge beachtet werden. Keinen oder nur einen geringen Nutzen bringt es Obdachlosen, wenn Spender, ihren Kleiderschrank ausmisten. Spenden erfüllen ihren Zweck, wenn sie für die Bedürftigen nutzbar sind. Anzüge oder High Heels helfen da wenig. Damenbekleidung wird allgemein selten benötigt, denn die große Mehrheit der Menschen ohne Wohnung ist männlich. Bei den Lebensmitteln sollte auf Haltbarkeit geachtet werden. Konserven sind besser als lose Frischware, die möglicherweise am Zaun verdirbt. Bei der Größe der Verpackungen sollte berücksichtigt werden, dass sich Wohnungslose nicht bevorraten können. Kleine Verpackungseinheiten sind also besser. Auch Tiernahrung und -zubehör ist willkommen. Hygienartikel sollten verschlossen sein. Kerzen, Taschenlampen, Dosenöffner oder Schlafutensilien sind weitere Dinge, welche den Bedürftigen im Leben auf der Straße helfen.
Kritik am Gabenzaun
Der Gabenzaun hat nicht nur Befürworter. Die Kritiker geben zu bedenken, dass sich in den Spenden häufig auch Lebensmittel befinden, die bei einer Unterbrechung der Kühlkette verderben. Auch die Frage, wie ein Obdachloser frisches Obst oder Gemüse waschen soll, ist berechtigt. Kleidung sollte natürlich gewaschen sein. Problematisch ist, wenn der Bedürftige von außen nicht erkennen kann, was der Beutel enthält. Hier hat der Hamburger Gabenzaun e. V. einen guten Tipp:. Im Beutel sollte sich ein von außen lesbarer Zettel befinden, auf dem steht, um was für ein Kleidungsstück es sich handelt. Auch die Angabe der Größe hilft, dass sich wirklich ein potenzieller Träger dafür interessiert.
An den meisten Gabenzäunen finden Spender Hinweise, wie sie am besten helfen. Werden die Hinweise befolgt, hilft es Menschen direkt. Obdachlose äußern sich sehr dankbar über die Spenden. Vor allem kirchliche Hilfsorganisationen bemängeln allerdings, dass die Hilfsangebote Wohnungslosen nicht helfen, aus ihrer Notsituation zu kommen. Keine eigene Wohnung zu haben bedeute, keinen privaten Rückzugsraum zu besitzen. Sie erinnern deshalb daran, neben Sachspenden am Zaun auch die Arbeit von Hilfsorganisationen zu unterstützen. Diese engagieren sich dafür, dass in Not Geratene wieder eine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben erhalten.
Einordnung: Gabenzäune
Die Gabenzäune lassen sich als Sonderform in die „Umsonstläden“ einordnen. Zu diesen zählen auch Giveboxen, die es schon seit fast zehn Jahren gibt. Sie sind öffentlich zugängliche Häuschen, in denen Spenden angeboten werden.
Umsonstläden sind Läden, in denen neue und gebrauchte Produkte zur kostenlosen Mitnahme angeboten werden. Der Betrieb erfolgt normalerweise privat und ist sozial oder politisch motiviert. Im Gegensatz zu Tafeln oder Kleiderkammern wird die soziale Bedürftigkeit nicht überprüft. Besucher des Ladens können Artikel abgeben und dafür auch andere Waren aus dem Sortiment wieder mitnehmen. Die meisten Läden erwarten neue oder gut erhaltene Gebrauchsgegenstände. Auch lang haltbare Lebensmittel sind erlaubt. Sperrige Gegenstände oder Hilfe in Form von kostenlosen Dienstleistungen können über „Schwarze Bretter“ geboten werden. Die Finanzierung der Läden erfolgt meist über Spenden. Umsonstläden gibt es im deutschsprachigen Raum vor allem in größeren Städten.
Die Motivation zu Umsonstläden reicht von Kapitalismuskritik bis zu karitativen Überlegungen. Außerdem wird in den Projekten ein Beitrag zur Nachhaltigkeit durch das Schonen von Ressourcen gesehen.