Was ist Apocalypsing? Dating-Trend, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Apocalypsing, Dating-Trend, Bedeutung, Definition, Erklärung


Als „Apocalypsing“ wird die energische bis verzweifelte Suche nach einem Partner oder einer Partnerin in Zeiten der Krise oder Ungewissheit bezeichnet. Beim Apocalypsing werden Ansprüche gesenkt und es wird versucht möglichst schnell einen Partner möglichst lange zu binden.

Apocalypsing als Folge der Pandemie und Krise: Kontext

Die Pandemie hat neben politischen und ökonomischen auch emotionale Folgen:

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 wurden die damit einhergehenden Begleiterscheinungen in den Massenmedien oft unter den eindringlichen, aber womöglich tendenziell stark übertriebenen Schlagwörtern „Apokalypse“ und „Endzeit“ beschrieben. Insbesondere in den ersten Wochen und Monaten des Ausbruchs, als keine gesicherten medizinischen Erkenntnisse über Ursprung, Verlauf, Infektionsgefahren, Risiken und Heilungschancen der Seuche existierten, prophezeiten eher pessimistisch veranlagte Zeitgenossen vielerorts einen vermeintlich bald drohenden Weltuntergang.

Inzwischen hat sich der globale Umgang mit der COVID-19-Pandemie aufgrund der rasanten Entwicklung sowie zuverlässigen Wirkung von Impfstoffen wieder deutlich entspannt, auch wenn viele Experten wohl auch zu recht weiterhin zu Vorsicht mahnen. Der alsbaldige Untergang der Menschheit scheint also bis auf Weiteres nicht zu drohen. Nichtsdestotrotz haben Corona und COVID-19 gerade auch im emotionalen, sozialen und zwischenmenschlichen Bereich zu teils grundlegenden sowie teils durchaus bedenklichen Verhaltensänderungen geführt. Zu den diesbezüglichen Trends und Entwicklungen zählen offensichtlich auch neue Muster bei Dating, Kontaktsuche, Kennenlernen und Paarbildung, welche auch die Variante des sog. „Apocalypsing“ beinhalten.

Was ist Apocalypsing? Dating-Trend, Bedeutung, Definition, Erklärung

Vereinfacht und zusammenfassend ausgedrückt wird dieser neue Dating-Trend häufig als starker innerer Druck und Zwang beschrieben, angesichts der anhaltenden Ungewissheit der Pandemie möglichst schnell eine/n passende/n Partner/in zu finden und diese/n auch möglichst dauerhaft an sich zu binden. „Apocalypsing“ kann somit auch als energische bis verzweifelte Suche nach dem bzw. der Richtigen beschrieben werden, damit er oder sie in der Pandemie wenigstens nicht vollkommen alleine ist und Ängste vor der Zukunft besser zusammen zu ertragen. Generell und grundsätzlich sind derartige Wünsche nach stabiler und zuverlässiger Zweisamkeit weder neuartig noch bedenklich: In Krisenzeiten jeder Art suchen Menschen in der Regel stärker nach Partnern sowie Gleichgesinnten und binden sich auch bereitwilliger, schneller und länger als in Phasen allgemeiner Zufriedenheit ohne drohende Probleme. Insofern gab und gibt es „Apocalypsing“ in Hinsicht auf Partnersuche immer wieder und ist kein neues Phänomen menschlicher Beziehungen. Man denke etwa an die zahlreichen, eindeutig aus praktischen Erwägungen eingegangenen Verbindungen, wie sie beispielsweise aus der Epoche nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen deutschen „Fräuleins“ und US-amerikanischen Soldaten überliefert sind.

Apocalypsing: Einfluss Gehälter der Geschlechter

Allerdings scheint es beim Vergleich derartiger historischer, vor allem aus weitreichender damaliger finanzieller Not der weiblichen Beteiligten geborenen Beziehungen mit dem sog.„Apocalypsing“ aktueller Prägung doch einige bedeutende Unterschiede zu geben. Anders als die vielen „Trümmerfrauen“ der Nachkriegszeit, deren Ehemänner und Partner im Krieg gefallen waren, dauerhaft verschollen blieben sowie auch nach Jahren nicht mehr zu ihren Familien zurückkehrten, weswegen sich zahlreiche Frauen quasi zwangsläufig nach einem Beschützer und Ernährer umsehen mussten, stehen viele Frauen der Gegenwart auch in und trotz der Pandemie fest im Berufsleben, verdienen ihr eigenes Geld und könnten sich ohne jegliche männliche Hilfe und Unterstützung problemlos über Wasser halten.

Vielmehr kommen beim „Apocalypsing“ also offenbar um einiges stärker emotionale und psychische Faktoren zum Tragen, welche eine so sehnlichst erwünschte, relativ schnelle sowie unter Umständen womöglich zu voreilige Paarbindung ermöglichen und begünstigen. Für viele Beobachter von Dating-Trends zeigt sich „Apocalypsing“ dabei jedoch umso erstaunlicher, weil die Entwicklungen vor der Pandemie eigentlich eher auf nachlassende Bereitschaft für feste Beziehungen, dafür aber auf steigende Experimentierfreude mit häufig wechselnden Partnern und erhöhte Unverbindlichkeit hindeuteten, wie etwa der internationale Erfolg der Dating-App „Tinder“ gezeigt hat.

Bezogen auf diesen besagten „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ hat die Pandemie wohl doch für einen zumindest vorläufigen Wandel des menschlichen „Paarungsverhaltens“ gesorgt. Ob und wie lange der Trend des „Apocalypsing“ angesichts des sinkenden Risikos schwer zu erkranken sowie eventuell „mutterseelenallein“ zu sterben anhalten wird, kann natürlich zurzeit noch nicht abschließen beurteilt und prognostiziert werden. Natürlich gab es auch schon lange vor dem für die Menschheit mehrheitlich komplett überraschenden Ausbruch der Pandemie individuell und persönlich äußerst unterschiedliche Taktiken, Strategien und Herangehensweisen, sich (dauerhaft) zu binden.

Analog, ergänzend und konträr zur weiter oben erwähnten sowie weitverbreiteten Unverbindlichkeit „präpandemischer“ Zeiten in Sachen Liebe zumindest in der westlichen Welt, registrierten zahlreiche Soziologen eine gleichermaßen immer häufiger vorkommende Renaissance diesbezüglich als konservativ klassifizierter Werte. Frühe Eheschließungen und steigende Geburtenraten wurden dabei oftmals als Form eines sog. „Neo-Biedermeier“ beschrieben, welcher sich seit einiger Zeit speziell in den USA, aber auch zunehmend in vielen Ländern Europas beobachten ließ.

Apocalypsing: Damoklesschwert der Einsamkeit sorgt für Panik

Es war bzw. ist somit keine Überraschung, dass während einer globalen Gesundheitskrise bislang unbekannten Ausmaßes zahlreiche Menschen beiderlei Geschlechter in eine Art „Torschlusspanik“ bei ihrer Beziehungssuche verfallen sind. „Der Mensch ist in der Nacht nicht gern allein“, wie der vielsagende Titel eines seinerzeit sehr populären Schlagers der deutsch-österreichischen Schauspielerin und Sängerin Marika Rökk (1913-2004) aus dem vorletzten Kriegsjahr 1944 recht zutreffend und offensichtlich recht zeitlos nahelegt. Auch wenn die realen Gefahren für Leib und Leben angesichts regelmäßiger Bombardierungen damals ungemein größer sowie bedrohlicher waren als diejenigen durch die zumindest medizinisch inzwischen besser erforschte sowie weitgehend prophylaktisch behandelbare Pandemie, sind und bleiben auch irreale Ängste speziell vor einem einsamen Tod doch für jede Generation wieder von Neuem eine unheimliche „Horrorvorstellung“. Die Pandemie brachte außerdem eine ganze Reihe neuer sowie ungewohnter Hindernisse für Singles wie Berührungsverbote, Selbstisolierungen, als steril bemängelte virtuelle Verabredungen und den Zwang zur Vereinbarkeit eigener sowie anderer COVID-Vorsichtsmaßnahmen mit sich.

„Drum prüfe wer sich ewig bindet“ gilt auch in einer Pandemie ganz besonders

Die potenziellen Kehrseiten und Nachteile des „Apocalypsing“ liegen dabei relativ deutlich und offen auf der Hand: Unter dem Druck, in solchen schwierigen und belastenden Zeiten möglichst nicht alleine zu sein, zu bleiben und/oder zu leiden, gingen und gehen eventuell viele Alleinstehende größere Kompromisse bei der Partnerwahl ein, als sie normalerweise bereit wären zu akzeptieren. Natürlich gehören zu jeder Beziehung auch in sog. normalen Phasen des sonstigen Weltgeschehens immer sowie überall gegenseitige Abstriche im Bezug auf den/die jeweilige/n Traumpartner/in, dessen/deren Aussehen, Charakter und Eigenschaften. Das Phänomen „Apocalypsing“ beschreibt in diesem Zusammenhang die womöglich größere Bereitschaft von Alleinstehenden sowie Singles, wichtige Warnsignale für mangelhafte bis ungenügende Kompatibilität der beiden Partner zu ignorieren, weil die Alternative scheinbar endloser Einsamkeit noch mehr gefürchtet wird als drohender Streit und Konflikt mit nicht passenden Partnern.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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