Bei „Aha“ und „Ha-Ha“ denkt man zunächst an Ausrufe des Erstaunens oder der Belustigung. Überraschtes Erstaunen hat tatsächlich mit dem Ha-Ha- oder Aha-Graben zu tun. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um Schutzanlagen, die von Weitem nicht sichtbar sind.
Der Aha- / Ha-Ha-Graben in der Gartenbaukunst: Geschichte
In vergangenen Jahrhunderten waren die Gärten der Reichen und Adeligen wahre Kunstwerke. Um die Grünflächen in Schuss zu halten, wurden besonders findige und elegante Gartenbaumeister engagiert. Jede Epoche kannte verschiedene Gestaltungsmerkmale. Die ausladenden Barockgärten um Schlösser wie Versailles gelten bis heute als einzigartige Anlagen.
In Großbritannien wurde und wird ebenfalls bis heute eine besondere Gartenbaukultur gepflegt.
Neben der reinen Schönheit mussten die Baumeister natürlich auch an Schutz denken. Die Grundstücke der reichen Gutsbesitzer oder Schlossherren sollten sicher vor Eindringlingen aller Art geschützt werden.
Das betraf einmal umherziehende Menschen oder gar Kriminelle. Zum anderen fürchteten die stolzen Gartenbesitzer, um ihre wertvollen Pflanzen. Denn was da so in einem Barockgarten wächst, schmeckt auch einem Reh oder Kaninchen. Wildschweine können eine stolze Gartenanlage binnen einer Nacht komplett verwüsten.
Hässliche ausladende Mauern oder gar Eisengitter kamen für Menschen dieser Epochen nicht in Frage. Der Blick in scheinbar unendliche Weiten galt als besonderes Element der Geländegestaltung.
Also musste eine Lösung her.
Die Kunst der Ha-Ha-Gräben soll ursprünglich aus Frankreich stammen. So war es auch ein Franzose, der den ersten offiziell dokumentierten Ha-Ha-Graben in England anlegte.
Der entstand 1695 in Levens Hall, einem Landsitz in der nordwestlichen englischen Grafschaft Cumbria.
Heute wird offiziell häufig der englische Geländegestalter Charles Bridgeman als Erfinder des Ha-Ha-Grabens genannt. Der lebte allerdings von 1690 bis 1738 und wirke damit erst deutlich nach der Installation der ersten Gräben dieser Art.
Namensherkunft Aha-Graben / Ha-Ha-Graben
Ein besonderes Element des Ha-Ha-Grabens ist seine Unsichtbarkeit. Vom Weitem sieht man das in die Erde eingelassene Bauwerk nämlich nicht. So konnte die Schutzanlagen den Blick der Landherren nicht weiter versperren.
Ein Nebeneffekt war die sichtliche Überraschung der Menschen, die plötzlich vor dem unerwarteten Graben standen. Gut gebaute Ha-Ha-Gräben sind erst erkennbar, wenn man unmittelbar vor ihnen steht. Wer ein solches Bauwerk zum ersten Mal sah, ließ unweigerlich Ausrufe des Erstaunens hören.
Der nordenglische Ausruf „Ha-Ha“ entspricht in etwa unserem Deutschen „Aha“. Zur Übersetzung des Originalnamens kam es auch wegen der Verwechslungsgefahr. Im Deutschen wird „Ha ha“ mit einem Ausruf der albernen Belustigung gleichgesetzt. Würde jemand vor einem Ha-Ha-Graben seine Belustigung kundtun, hätte der Baumeister wohl irgendetwas falsch gemacht.
So sieht der Aha-/ Ha-Ha-Graben aus
Die Schutzeinrichtungen werden grundsätzlich in den Boden eingelassen. Dazu graben Gartenbaumeister einen bis zu zwei Meter tiefen Graben in die Erde.
In diesen Graben wird dann meistens eine Mauer eingelassen. Wer in den Graben hinuntersteigt oder fällt, steht also plötzlich vor einer bis zu 2 Meter hohen Mauer in der Tiefe. Von oben und aus der Ferne war diese nicht sichtbar.
Ein einfacher Ha-Ha-Graben hat einen steilen Abfall, dann steht dort die Mauer. Hinter der Mauer befindet sich kein weiterer Graben. Das Erdreich kann an dieser Stelle einige Zentimeter über der Mauer aufgeschüttet sein. Oder es beginnt direkt hinter der Mauer.
Bei einem doppelten Ha-Ha Graben steht die Mauer in der Mitte eines ausladenden Grabens. Überwindet jemand die Mauer, kommt dahinter der identische Grabenabschnitt noch einmal, gefolgt von einem weiteren Anstieg von bis zu 2 Metern.
In Ha-Ha-Gräben können statt Mauern auch Gitter eingelassen sein oder man begnügt sich mit einem tiefen Graben an sich.
Die Sonderform der Wolfsgrube
Ist ein Graben komplett ausgemauert, zählt man ihn streng genommen nicht zu den Ha-Ha-Gräben. Vielmehr handelt es sich dabei um einen „saut-de-loup“, einen Wolfsgraben. Heute werden diese Gräben nicht mehr gebaut. Jedenfalls nicht zur Wolfsabwehr.
Die steilen Mauern zu beiden Seiten sollten verhindert, dass besonders sportliche Wölfe den Graben überwinden konnten. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein waren die großen, grauen Raubtiere in Europa gar nicht so selten.
Der bekannteste Ha-Ha-Graben Deutschlands
Das Mäuerchen vor dem Schloss Bellevue in Berlin täuscht. Wer von der Ferne denkt, Mauer und Gitter seien mit einem Sprung überwunden, wird zweifelsohne „Aha“ ausrufen.
Den vor dem Gebäude der Bundestagsverwaltung angekommen schaut er in einen tiefen Graben. Das „Mäuerchen“ war nur die Spitze des Eisberges.
Schloss Bellevue ist ein schönes Beispiel, wie diese sichere Mauer-Anlage das Gesamtbild des Gebäudes nicht allzu sehr verschandelt. Meterhoher Gitteranlagen würden den Menschen im Inneren des Gebäudes wohl mehr ein Gefühl eines Gefängnisses verleihen. Von außen ginge der Charme des Schlosses ebenfalls verloren.
Die Mauer dient hier natürlich nicht der Abwehr von wilden Tieren. Vielmehr sollen Demonstranten oder einzelne Menschen mit fadenscheinigen Absichten abgehalten werden.
Der ganze Graben ist zudem so konzipiert, dass Terroristen, die ein Fahrzeug in das Gebäude steuern wollen, im Graben hängen bleiben. Aha!
Aha-Graben / Ha-Ha-Graben: Bundestag
Vor dem deutschen Bundestag soll ebenfalls ein Aha-Graben bzw. Ha-Ha-Graben entstehen.