Die Delboeuf-Täuschung gehört zu den geometrisch-optischen Täuschungen.
Sie wurde nach dem belgischen Psychologen Joseph Rémi Léopold Delboeuf (1831 – 1896) benannt, der das Phänomen 1865 erstmals beschrieb. Eine ähnliche optische Täuschung stellt die Ebbinghaus-Illusion dar.
Was ist die Delboeuf-Täuschung? Bedeutung, Definition, Erklärung
Die Täuschung befasst sich in ihrer bekanntesten Version mit zwei gleichgroßen Scheiben, die von Ringen unterschiedlichen Durchmessers umgeben sind. Bei einem ähnlich großen Ring erscheint die Scheibe größer als bei einem deutlich größeren Ring.
Faktoren der Wahrnehmungsverzerrung sind Assimilations- und Kontrast-Effekte. Ist der Ring kaum größer als die Scheibe, wird diese größer wahrgenommen als ohne Ring. Die Scheibe wird tendenziell überschätzt. Ein Assimilation-Effekt tritt auf.
Anders verhält es sich, wenn der äußere Ring deutlich größer als die Scheibe ist. Die Scheibe wirkt kleiner als ohne Ring, was auf einen Kontrast-Effekt zurückzuführen ist. Der größere Abstand zwischen beiden geometrischen Figuren erzeugt eine getrennte Wahrnehmung und lässt die Scheibe kleiner wirken. Schaut der Betrachter längere Zeit auf beide Scheiben, löst sich die Illusion langsam auf.
Interessante Experimente zeigten, dass ein unvollständiger äußerer Ring die Illusion abschwächt, während ein zusätzlicher größerer Ring die Täuschung verstärkt.
Die Delboeuf-Täuschung in der Tierforschung
Delboeufs Erkenntnisse spielen eine wichtige Rolle bei der Untersuchung der Wahrnehmung von Tieren. Die Fähigkeit, die Größe richtig zu einzuschätzen, ist häufig wichtig, um das Überleben zu meistern. Dies spielt beispielsweise bei der richtigen Einschätzung einer Essensportion eine Rolle.
Schimpansen schlossen diesen Test in einer Studie von Audrey E. Parrsih und Michael J. Beran schlecht ab. Wenn die Affen einen großen und einen kleinen Teller mit der identischen Lebensmittelmenge gibt, entscheiden sie sich für den kleineren, volleren Teller. Dies weist darauf hin, dass auch Schimpansen von der Delboeuf-Täuschung betroffen sind. Dagegen zeigten Hunde genau das gegenteilige Verhalten und bevorzugten den größeren Teller.
Delboeuf-Täuschung: Wahrnehmung von Lebensmitteln beim Menschen
Eine interessante Frage für die Forschung war, ob die Größe der Teller Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Lebensmittelmenge hat. In einer Studie wollten die Forscher im Jahr 2012 wissen, welche Auswirkungen die Größe der Schüssel auf das Servier-Verhalten hat. Dazu wurde den Teilnehmern eine Referenzschüssel gezeigt. Die Teilnehmer sollten nun die gleiche Menge einmal in größere und einmal in kleinere Schüsseln einfüllen.
Das Ergebnis war interessant. Die Probanden füllten im Vergleich zur Referenz in die größeren Schüsseln 9,9 % mehr und in die kleinen Schüsseln 8,2 % weniger Suppe. Essen wir also weniger, wenn wir kleinere Gefäße nutzen? Kann die Delboeuf-Theorie eine Diät unterstützen?
Diese Hoffnung wurde 2018 durch eine Studie von Noa Zitron-Emanuel und Tzvi Ganel getrübt. Dr. Ganel, Psychologe an der Ben-Gurion University Negev, hält die Größe des Tellers für nicht besonders wichtig, wenn es um die Größe der Portion geht. In einer Studie wählten die Forscher Teilnehmer aus, die vor dem Experiment mindestens drei Stunden nichts gegessen hatten. Andere hatte gerade gegessen. Im Test offenbarte sich, dass hungrige Menschen die Menge an Essen deutlich besser einschätzen können als jene, die gerade etwas aßen.
Diese Unterschiede beschränkten sich interessanterweise auf Nahrung. Bei der Wahrnehmung von klassischen Beispielen der Delboeuf-Täuschung ließen sich Satte und Hungrige gleichermaßen täuschen. Die These, dass man eine Diät über die Tellergröße unterstützen kann, wurde damit widerlegt.