Was ist der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend? Erklärung

Was ist der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend, Erklärung


Textilien, die von Nässe schützen, werden in wasserdicht, wasserabweisend und wasserfest unterschieden. Wasserdichte und wasserabweisende Kleidungsstücke bzw. Textilien wurden für unterschiedliche Zwecke entwickelt. Alle können verhindern, dass Feuchtigkeit von außen auf die Innenseite der Stoffe dringt – jedoch mit unterschiedlich ausgeprägtem Feuchtigkeitsgrad.

Hauptmerkmal von wasserfesten Stoffen

Wasserfeste Stoffe sind sehr dicht gewebte Materialien, die jedoch keine Beschichtung haben, die Nässe abhält. Die Dichte der Stoffe wird in Denier angegeben. Viele dieser Stoffe bestehen aus synthetischen oder/und imprägnierten Fasern, die aufgrund ihrer Fasereigenschaften Wasser mehr Widerstand bieten. Sie trocknen sehr schnell, da das Wasser an ihnen abperlt.

Hauptmerkmal von wasserabweisenden Stoffen

Wasserabweisende Stoffe haben zwei Seiten mit unterschiedlichen Eigenschaften: eine Seite (die Außenseite) besteht aus einem wasserabweisenden Material (es wurde z. B. chemisch oder technisch imprägniert). Die Innenseite der Kleidung besteht, da sie meist am Körper getragen wird, aus einem hautfreundlichen, natürlichen Material wie Wolle, Baumwolle oder einem Baumwoll-Mischgewebe.

Menschen, die wasserabweisende Kleidung tragen, bleiben bei schlechtem Wetter länger trocken als ungeschützte. Doch mit der Zeit werden auch sie nass. Irgendwann dringt selbst bei wasserabweisender Kleidung Feuchtigkeit nach innen und gelangt auf die Haut. Wasserabweisende Stoffe sind beispielsweise beschichtete Baumwollstoffe, Softshell und Textilien, die speziell für Herausforderung in der Natur entwickelt wurden.

Wasserabweisende Stoffe schützen, anders als viele vermuten, besser von Nässe als wasserdichte, denn das Wasser dringt nicht so leicht in die Fasern ein. Sie sind hydrophob (= nicht in Wasser löslich bzw. Feuchtigkeit abstoßend).

Was bedeutet „wasserabweisend“? Erklärung

In der Textilindustrie gelten mittlerweile einheitliche Standards, die eine klare Zuordnung von wasserdichten und wasserabweisenden Stoffen ermöglichen. Orientierung gibt hier die hydrostatische Wassersäule. Man muss sie sich als Wassersäule vorstellen, die von außen auf ein Gewebe drückt. Sie wird in Millimeter gemessen. Eine Wassersäule von 3 m (= 3.000 mm) entspricht dem Druck von 0,3 bar.

Wie wasserdicht ein Gewebe ist, hängt davon ab, wie viel Wasserdruck auf die Textiloberfläche ausgeübt wird. Dieser Druck wird von weiteren Faktoren wie Wind, peitschender Regen oder Windstille beeinflusst. Auch das eigene Körpergewicht hat Einfluss auf die Wasserdichtigkeit (zum Beispiel bei Zeltböden).

Wie wird die Wasserdichtigkeit von Outdoor-Kleidung gemessen?

Die Wassersäule ist eine Einheit zur Messung von Druck auf technische Gewebe (typischerweise Funktionskleidung, Regenkleidung oder Zelte) in Verbindung mit Wasser. Damit ein Gewebe als wasserdicht bezeichnet werden darf, gilt als Minimum eine Wassersäule von 800 mm (internationaler Standard). Das entspricht der Norm EN 343:2003. Bei den zur Messung durchgeführten Wasserdruckversuchen wird die Außenseite der Stoffe mit Wasser benetzt und konstantem Druck ausgesetzt. Man beginnt die Messung bei einem Wasserdruck von null und erhöht ihn stetig.

Je nachdem, bei welchem Druck Feuchtigkeit durch den Stoff durchtränkt, wird der Stoff kategorisiert. Man schreibt ihm beispielsweise eine Wassersäule ab 800 mm zu. Das bedeutet, dieser Stoff ist wasserdicht gemäß der Dichtigkeitsklasse 2. Ist er wasserdicht nach Klasse 3, hat er eine Wassersäule von 1.300 mm.

Hat die Messung nach Wassersäule Nachteile?

Die Wassersäule ist zwar eine sinnvolle Maßeinheit bei Regen, doch zur Messung der Wasserdichtigkeit auf einem nassen Untergrund ist sie nicht präzise genug. Denn sitzt man auf einem nassen Untergrund, entsteht Druck. Dieser Druck beeinflusst ebenfalls die Eigenschaften des Stoffes. Der beim Sitzen erzeugte Druck entspricht einer Wassersäule von 2.000 mm.

Wenn wir auf einem Untergrund knien oder hocken, ist der Druck sogar doppelt so stark. Die Wassersäule verändert sich erneut und entspräche 4.000 mm. Ein anerkanntes schweizerisches Forschungsinstitut zur Materialprüfung geht davon aus, dass Funktionsstoffe erst ab diesem Wert wasserdicht sind. Da die Ansprüche an Outdoor-Kleidung sehr unterschiedlich (und meist auch sehr hoch) sind, haben viele Hersteller ihre Textilien so konzipiert, dass sie Wassersäulen von deutlich über 2.000, 3.000 oder 4.000 mm aufweisen.

Hochwertige Outdoor-Kleidung, die beispielsweise im Gebirge oder bei Wassersportlern zum Einsatz kommt, kann durchaus den Druck von bis zu 18.000 oder sogar 20.000 mm Wassersäule aushalten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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