Was ist der Bandwagon-Effekt? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist der Bandwagon-Effekt, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der Bandwagon-Effekt beschreibt das Phänomen, dass sich Menschen an den Erfahrungen und den Einschätzungen anderer Personen orientieren. Evolutionär lässt sich der Bandwagon-Effekt mit der Schwarmintelligenz in Verbindung bringen: Das, worauf viele Menschen vertrauen, kann – so die Erfahrung des unentschlossenen Individuums – nicht falsch oder schlecht sein.

Was ist der Bandwagon-Effekt? Bedeutung, Definition, Erklärung

Der Bandwagon-Effekt beschreibt auf einer zweiten Definitionsebene des Weiteren die Verhaltensänderung von Personen, indem letztere das für gut befundene Verhalten oder zum Beispiel Einstellungen anderer Menschen adaptieren und den eigenen Habitus überdenken und anpassen. Auch das Kaufverhalten und die Kaufmotivation von Personen lässt sich mit Hilfe des Bandwagon-Effekts steuern und beeinflussen.

Der Bandwagon-Effekt ist daher heute für die Wirtschaft und Marketinganalysten ein zunehmend wichtiger Faktor, um z.B. das Kaufverhalten von Personen zu antizipieren und eigene Marketingstrategien entsprechend anzupassen. Dabei ist das vorrangige Ziel, den individuellen Umsatz zu erhöhen.

Der Begriff des Bandwagon-Effekts geht auf die Mitte des 19.Jahrhunderts zurück

Die Bezeichnung des Bandwagon-Effekts wurde durch den einstigen U.S.-Bürger Dan Rice geprägt. Dan Rice unterstützte den Präsidentschaftskandidaten Z. Taylor. Dazu zog Rice durch die Lande und forderte seine Mitbürger auf, ihm auf seinem Wagen im Rahmen seiner unterstützenden Initiative zu begleiten.

Der sogenannte Bandwagon-Effekt ließ nicht lange auf sich warten: Je größer die Anzahl der Mitreisenden wurde, desto einfacher gelang es Dan Rice, weitere Unterstützer anzuwerben. Die weiteren, neu hinzu gewonnenen Personen schlossen sich Dan Rice schnell an. Das Ganze geschah einzig aus dem Grund, weil dies ja auch schon zahlreiche Personen vor ihnen getan hatten. Die neu hinzugewonnenen Menschen schlossen sich Rice also an, ohne den Sinn und Zweck der Unterstützung überhaupt weiter zu hinterfragen. Neben der Bezeichnung des Bandwagon-Effekts kursiert deshalb auch der Begriff des Mitläufer-Effekts.

Bandwagon-Effekt im deutschen Sprachgebrauch

Der Bandwagon-Effekt ist auch im Deutschen unter der gleichnamigen Bezeichnung bekannt. In wissenschaftlichen Evaluationen wird allerdings häufig die verständlichere Bezeichnung des Mitläufer-Effekts gewählt.

Der Bandwagon-Effekt und die oben referierte Geschichte, die hinter der Prägung seiner Bezeichnung stehen, haben im Deutschen die Entstehung eines Sprichwortes beeinflusst: Der Spruch „auf den Zug aufspringen“ wird synonymisch für die Redensart „sich anschließen“ verwendet und vermehrt dann genutzt, wenn sich weitere Menschen einer bereits bestehenden Gruppe anschließen, die ein konkretes Vorhaben oder Ziel verfolgen.

Das Potential von sozialer Bewährtheit

Der Psychologe Cialdini erkannte und beschrieb das Potenzial der soziales Bewährtheit zur Steigerung der Kaufmotivation. Er erkannte, dass die Bewährtheit eines Produktes in der Gesellschaft in höherem Maße zu einem Anstieg der Verkaufszahlen führen kann als Geld per se. Das bedeutet konkret, dass Personen sogar bereit sind, für ein Produkt mehr zu bezahlen, wenn es von einer großen Anzahl von Menschen bereits gekauft wurde und für gut befunden wird.

Der Bandwagon-Effekt im Alltag

Der Bandwagon-Effekt begegnet uns auch im heutigen Alltag regelmäßig. Ein klassisches Beispiel ist das Aufkommen des Apple- und iPhone-Hypes. Auch bei Menschen, die in der Anfangsphase des Apple-Erfolgs wohl kaum eine Vorstellung davon hatten, was das neue Smartphone des kalifornischen Technikkonzerns zu leisten vermag und wozu dies genutzt werden kann, führte die schlagartige Nachfrage schon in einer frühen Phase der Apple-Geschichte zu einem regelrechten Hype rund um das iPhone.

Jeder, der es sich irgendwie leisten konnte, wählte das iPhone als neues Smartphone, da es ja als eines der meistverkauften mobilen Geräte galt und über zahlreiche positive Bewertungen und Rezensionen verfügte.

Bis heute wird die Bewährtheit des bekannten Smartphones und somit in gewisser Weise der Bandwagon-Effekt als Hauptgrund dafür gesehen, dass die Nachfrage noch immer nicht stagniert, obgleich es sicherlich zahlreiche günstigere Produkte der Konkurrenz gibt, die in puncto Funktionen und Leistung durchaus mit Apple konkurrieren können.

Der Bandwagon-Effekt im modernen Marketing

Der Bandwagon-Effekt wird auch von Marktforschern analysiert und für Verkaufsprozesse nutzbar gemacht. Soziale Impulse sollen beispielsweise dazu führen, dass Produkte als besonders bewährt eingeschätzt und somit für gut befunden und vorrangig gekauft werden.

Vor allem für das Online-Marketing hat der Bandwagon-Effekt eine wichtige Funktion und Bedeutung: Werden Produkte von zahlreichen Kunden auf renommierten Bewertungsportalen für gut befunden und als empfehlenswert bewertet, steigt die Nachfrage.

Längst haben sich aus diesen Erkenntnissen auch unseriöse Geschäftsmodelle entwickelt. Bewertungen können in der heutigen Zeit gekauft und somit unrechtmäßig auf zweitem Wege erworben werden, ohne dass Kunden ein Produkt tatsächlich getestet und rezensiert haben.

Viele Dienstleister und Hersteller gehen außerdem dazu über, vermehrt ausführliche Erfolgsgeschichten von Kunden in allen Details zu veröffentlichen. Ziel ist die Schaffung eines größtmöglichen Vertrauens auf Basis einer verlässlichen Authentizität.

Ein weiteres Mittel, das sich die Erkenntnisse aus dem Bandwagon-Effekt im Bereich des Online-Marketings zunutze macht, ist die Anzeige von Echtzeitaktivitäten. Verwendung findet dieses Procedere insbesondere auf Reise- und Flugbuchungsportalen.

Die Echtzeitaktivitätsanzeige bewirkt dabei nicht nur die Generierung eines generellen Vertrauens, sondern löst zugleich auch sozialen Druck aus: Kunden befürchten, dass limitierte Angebote vorschnell ausverkauft bzw. ausgebucht sind und greifend entsprechen schneller, d.h. oft sogar unüberlegt zu.

Bekannte Gesichter in der Werbung verstärken den Bandwagon-Effekt

Jeder kennt die bekannten Gesichter von Prominenten aus Film und Fernsehen, die unterschiedliche Produkte testen und bewerben. Marktforscher haben längst erkannt, dass der Bandwagon-Effekt umso besser mit Hilfe von prominenten und vertrauenswürdigen Gesichert funktioniert. Trägt ein Fußballprofi einen bestimmten Sportschuh, kann es sich nur um ein Produkt handeln, das auch für die eigenen Zwecke genüge leistet.

Fazit: Bandwagon-Effekt hat viele Facetten

Der Bandwagon-Effekt oder auch der Mitläufer-Effekt hat viele Facetten und basiert auf einem schon lange Zeit bekannten Phänomen, das besonders für das Internetmarketing der heutigen Zeit von großer Bedeutung ist. Der Bandwagon-Effekt lässt sich mit diversen Mitteln verstärken, beispielsweise mit der Präsenz bekannter Gesichter und Personen. So hat der Bandwagon-Effekt das Potential, starke Kauf- oder Teilnahmemotivation auszulösen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

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