Demokratischer Erziehungsstil wird auch partnerschaftlicher Erziehungsstil genannt. Beide Begriffe bezeichnen eine besondere Art der Erziehung, die auf Gleichberechtigung beruht. Wer eine demokratische Erziehung durchführt setzt auf Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kindern. Im Gegensatz zu anderen Erziehungsstilen sind hier nicht die Eltern diejenige, die Entscheidungen hinsichtlich der Erziehung der Kinder alleine treffen und dafür sorgen, dass die Erziehung nach ihrem Muster stattfindet.
Beim demokratischen oder partnerschaftlichen Erziehungsstil tauschen sich die Eltern mit den Kindern aus und fällen mit ihnen gemeinsam alle Entscheidungen. Ziel des demokratischen Erziehungsstils ist es, dass die Kinder das selbstständige Denken trainieren und außerdem ein Gefühl dafür entwickeln, dass eigen Entscheidungen zu treffen, und nach ihnen zu handeln, jeweils Konsequenzen haben kann, die vorab nicht ersichtlich sind, jedoch getragen werden müssen. Sie lernen damit letztlich Verantwortung für ihre Entscheidungen und ihr Handeln zu übernehmen.
Warum überhaupt ein demokratischer oder partnerschaftlicher Erziehungsstil?
Eltern, die diese Art des Erziehens bevorzugen lehnen sich damit gegen althergebrachte autoritär geprägte Erziehungsstile auf. Manchmal haben sie als Kinder und Jugendliche selbst einen Erziehungsstil genossen, der in autoritärer Form die Bevormundung von Kindern beinhaltete. Manche Kinder und Jugendliche leiden unter derartigen Erziehungsstilen, besonders wenn sie sehr stark von Bevormundung und Regeln bestimmt waren. Wenn sie später selbst Eltern sind wollen sie es häufig besser machen und wählen deshalb einen demokratischen Erziehungsstil für ihren eigenen Nachwuchs.
Darüber wollen Eltern, die dieses Erziehungsmodell befürworten, ihre Kinder zu selbständigen Persönlichkeiten erziehen. Denn die Kehrseite einer autoritären Erziehung ist oft, dass Kinder, die stets nur vorgegebene Regeln zu befolgen hatten, als Erwachsene Schwierigkeiten damit haben eigene Entscheidungen zu treffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie nie gelernt haben Vor- und Nachteile einer eigenen Handlung gegeneinander abzuwägen. Weil alle Schritte vorgegeben waren, mussten sie keine Entscheidungen treffen. Wer jedoch einen partnerschaftlichen Erziehungsstil anwendet, möchte seinen Kindern diese Fähigkeit mitgeben und unterstützt sie bei der Entscheidungsfindung, statt alle Regeln vorzugeben.
Wie funktioniert demokratische oder partnerschaftliche Erziehung?
Wer nun glaubt innerhalb eines demokratisch geprägten Erziehungsmodells gäbe es überhaupt keine Regeln täuscht sich. Es gibt auch hier einen aus Regeln gebildeten Rahmen für die Erziehung. Kinder dürfen nicht zu jeder Zeit ausschließlich das machen, was ihnen gefällt.
Demokratische Erziehung zielt mehr darauf ab, dass Kinder lernen sich innerhalb eines geschützten Rahmens frei zu entwickeln. Das funktioniert so, dass Eltern darum bemüht sind ihren Kindern möglichst verständlich alle Rahmenbedingungen und Regeln ihres Erziehungsmodells zu erklären.
Sie glauben daran, dass Kinder mit einer schlüssigen Erklärung dazu in der Lage sind zu verstehen weshalb sie dieses oder jenes nicht tun sollten. Dabei benutzen sie so wenige Rahmenbedingungen und Regeln wie möglich. Die Anzahl von Regeln ändert sich zudem mit dem Alter der Kinder. Sehr kleine Kinder benötigen einen festeren Rahmen, und mehr Regeln, als größere Kinder und Teenager. Das ist mit dem allgemeinen Entwicklungsstand von Kindern zu begründen. Je älter Kinder werden, desto einfacher wird es für sie ihre eigenen Wünsche und Ansichten mitzuteilen. Damit übernehmen sie innerhalb eines partnerschaftlichen Erziehungsmodell immer mehr die Richtung.
Merkmale eines partnerschaftlichen oder demokratischen Erziehungsstils im Detail
Sehr prägend für den partnerschaftlichen Erziehungsstil ist die Tatsache, dass das Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern hier von einem hohen Grad an Offenheit beeinflusst ist. Beide Seiten nehmen die Beziehung zueinander zudem in der Regel als liebevoll, einander zugeneigt und wertschätzend wahr. Kinder fühlen sich in ihren Entscheidungen dennoch nicht alleine gelassen, auch, wenn sie ein großes Mitbestimmungsrecht haben.
Da der Austausch beim demokratischen Erziehungsstil einen höheren Stellenwert einnimmt als bei anderen Erziehungsstilen, geht es nicht nur darum eine Sache zu befürworten oder abzulehnen. Es geht stets auch darum mögliche Alternativen zu diskutieren. Kinder lernen so die Dinge von allen Seiten genau zu betrachten und auch Lösungen in Erwägung zu ziehen, die ihnen auf den ersten Blick nicht in den Sinn gekommen wären. So wird die Fähigkeit trainiert die Ratschläge anderer zu durchdenken, zu bewerten und anzunehmen, wenn sie als positiv und hilfreich eingeschätzt werden. Eltern geben also eher Vorschläge und teilen dem Kind ihre eigenen Überlegungen mit. Die Eltern denken, auf Grund ihres erweiterten Erfahrungshorizonts, immer einen Schritt weiter als die Kinder und zeigen mögliche Konsequenzen verschiedener Handlungen auf.
So zeigen sie Fürsorge für ihre Kinder und bewahren sie gegebenenfalls davor ungünstige Entscheidungen zu treffen. Kinder dürfen zudem auch die Regeln, die den Rahmen des Erziehungsstils bilden, hinterfragen und gemeinsam mit den Eltern diskutieren. Unter Umständen wird der Rahmen anschließend neu gesteckt, weil beide Seiten eine Übereinkunft diesbezüglich getroffen haben. Dabei wird keine der beiden Parteien als der anderen überlegen angesehen. Eltern und Kinder nehmen eine gleich starke Position ein, und das Argument von Elternteil und Kind zählt jeweils gleich viel. Wird Kritik geübt, dann sollte sie jeweils in einer konstruktiven und wertschätzenden Art und Weise angebracht werden, egal von welcher Seite sie kommt.
Vorteile des partnerschaftlichen oder demokratischen Erziehungsstils
Der wertschätzende Austausch untereinander gibt den Kindern ein großes Selbstvertrauen. Sie fühlen sich von ihren Eltern ernst genommen und geliebt. Dies ist die Grundlage dafür, dass Kinder keine Angst davor haben müssen ihre Meinung zu äußern. So fällt es ihnen auch leichter dies anderen Erwachsenen gegenüber, als den Eltern, zu tun. Kinder, die partnerschaftlich erzogen werden, kommunizieren somit oft angstfreier mit Lehrern als andere Kinder.
Weiterhin wird das Denk- und Abwägungsvermögen der Kinder trainiert, was sich positiv auf ihre schulischen Leistungen auswirken kann. Durch die mit den Eltern trainierte partnerschaftliche Form der Kommunikation werden außerdem die Ausdrucksfähigkeit und der Wortschatz der Kinder erhöht. Auch sind diese Kinder häufig kritikfähiger. Sie können mit an ihnen geübter Kritik gut umgehen, weil sie es im Elternhaus gelernt haben. Andere Kinder lernen dies oftmals bis ins Erwachsenenalter nicht und haben dann Schwierigkeiten bei beruflichen Kritikgesprächen. Kinder, die demokratisch erzogen werden, schätzen die Meinungen anderer Menschen häufig anders ein, als andere Kinder. Sie nehmen sie ernst und sie nehmen auch die Wünsche und Gefühle anderer Personen ernst. Zudem lernen sie wie man Kompromisse mit anderen Menschen eingeht.
Nachteile des partnerschaftlichen oder demokratischen Erziehungsstils
Der demokratische Erziehungsstil ist mit mehr Aufwand für die Eltern verbunden, als andere Erziehungsstile. Davon, dass oft Dinge diskutiert und erklärt werden müssen, wird viel Zeit beansprucht. Wer also etwa im Job stark eingebunden ist, muss sich dafür Zeit und Freiräume schaffen, was zu Stress führen kann. Auch müssen Eltern, die sich für diesen Erziehungsstil entscheiden, sehr geduldig sein. Schließlich ist nicht zu erwarten, dass Kinder Erklärungen immer sofort annehmen und begreifen. Auch demokratisch erzogene Kinder haben Trotzphasen und durchlaufen die Pubertät, wie alle anderen Kinder und Jugendlichen auch. Diskussionen über die Erziehung können dann sehr anstrengend für die Eltern werden.
Außerdem lernen Kinder auch, wie man auf Zeit spielen kann. So lange diskutiert wird, ist keine endgültige Entscheidung in Erziehungsfragen getroffen worden. Es besteht die Gefahr, dass sich demokratisch erzogene Kinder das zum Konzept im Umgang mit den Eltern machen und Entscheidungsfindungen, und damit Regeln, so boykottieren. Es liegt dann an den Eltern einen Ausweg zu finden und Diskussionen und konstruktiven Austausch wieder zu ermöglichen. Und schließlich kann, wer zu Hause alles ausdiskutiert, außerhalb des geschützten Rahmens der Familie anecken. Lehrer oder Arbeitskollege sind eventuell anders erzogen worden und kennen diesen Hang dazu alles ausdiskutieren zu wollen deshalb nicht. Es kommt vor, dass diese Personen das Verhalten demokratisch erzogener Personen als respektlos, anmaßend oder auch einfach als überaus nervig wahrnehmen.