Was ist Childism? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was ist Childism, Erklärung, Bedeutung, Definition


Der Begriff Childism wird sowohl negativ als auch positiv verwendet.

Childism kann sich entweder auf die Bewegung beziehen, die Kindern mehr Rechte zusprechen will und sie stärken und unterstützen möchte. Hier wird der Begriff ähnlich wie zum Beispiel Feminismus genutzt, um eine positive Bewegung zu beschreiben.

Auf der anderen Seite kann Childism auch verwendet werden, um Vorurteile, Benachteiligung oder Diskriminierung von Kindern aufgrund ihres Alters oder ihrer begrenzten kognitiven und physiologischen Fähigkeiten zu beschreiben. Die negative Bedeutung ist allerdings seltener – hier werden häufiger Begriffe wie „Ageism“ (deutsch: Altersdiskriminierung), „Adultism“ (englisch „Adult“ bedeutet „Erwachsene“ oder „Erwachsener“) oder ganz simpel „das Patriarchat“ oder „patriarchalische Strukturen“ verwendet.

Woher kommt der Begriff „Childism“? Wortherkunft

Der Begriff „Childism“ stammt aus dem Englischen. „Child“ bedeutet „Kind“ und das Suffix „-ism“ wird verwendet, um ein kollektives Verhalten, das in der Regel auf Glaubenssätzen basiert, zu beschreiben. Das deutsche Suffix für „-ism“ ist „-ismus“ (wie zum Beispiel Feminismus).

Im Deutschen gibt es aktuell keine Übersetzung für Childism. Der Begriff wurde 1975 zum ersten Mal verwendet und stammt ursprünglich aus dem Bereich der kinderpsychologischen Forschung.

Positive Bedeutung von Childism erklärt: Erklärung, Bedeutung, Definition

Im positiven Sinn ist Childism der radikale Glaube daran, dass Kinder vollständige Menschen sind, die es auch als solche zu behandeln und zu respektieren gilt. Hierbei sollten laut den Befürworterinnen und Befürwortern körperliche oder kognitive Nachteile in Kindern gegenüber Erwachsenen keine Rolle spielen.

Childism setzt sich dafür ein, Kinder mit dem gleichen Ernst und dem gleichen Maß an Respekt als vollwertige Teile der Gesellschaft zu sehen, wie es mit erwachsenen Menschen getan wird. Es handelt sich also um eine Bewegung, die mehr oder bessere Rechte für Kinder fordert.

Diese Art zu denken spiegelt sich auch in dem Erziehungsstil wider, den Befürworterinnen und Befürworter von Childism mit ihren eigenen Kindern praktizieren. Sie behandeln ihre Kinder als vollwertige Menschen, deren emotionale und körperliche Bedürfnisse den gleichen Stellenwert haben wie die der Erwachsenen.

Die Meinungen und Wünsche der Kinder werden hier genauso beachtet, wie die der Erwachsenen. Kinder werden nicht als minderwertige Teile der Familie gesehen, sondern als gleichgestellt zu allen anderen. Die Eltern sehen ihre Rolle meist weniger darin, die Kinder zu Gehorsam zu erziehen.

Childist Mütter und Väter verstehen ihre Aufgabe größtenteils eher darin, die Kinder auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, sich zu glücklichen, erfolgreichen Erwachsenen zu entwickeln. Dies geschieht daher eher über gegenseitigen Respekt und ein Gefühl von Verbundenheit als durch die Androhung oder Umsetzung von Strafen. Der bekannteste Erziehungsstil der Chidism Bewegung sind „Gentle Parenting“ oder „Responsive Parenting“ – im deutschen vornehmlich als „bedürfnisorientierte Elternschaft“ bekannt.

Negative Bedeutung von Childism erklärt: Erklärung, Bedeutung, Definition

Dem gegenüber steht die negative Bedeutung von Childism. Hierbei wird der Begriff Childism verwendet, um Vorurteile gegenüber Kindern oder Diskriminierung von Kindern zu beschreiben. Er wurde von Forscherin und Autorin Elizabeth Young-Bruehl verwendet, um dieses Verhalten zu beschreiben.

In ihrer Arbeit erörterte die Forscherin, dass Kinder, die aus Angst und unter Androhung von Strafe erzogen werden, eher problematische Verhaltensweisen an den Tag legen und häufiger mit ADHS oder bipolarer Störung diagnostiziert werden.

Der Begriff lässt sich gut in einer Redewendung beschreiben, die vor allem in den 1950er Jahren den damaligen Erziehungsstil geprägt hat: „Children should be seen, not heard.“ – „Kinder sollte man sehen, nicht hören.“. Diese Redewendung bedeutet, dass man damals (und in vielen Fällen auch heute noch) davon ausging, dass Kinder keine hörenswerte Meinung haben könnten und im besten Fall immer adrett und sauber aussehen sollen, ohne dabei Lärm zu machen.

Dieser Erziehungsstil versuchte, Kinder so schnell wie möglich dazu zu erziehen, sich so zu verhalten wie Erwachsene. Nur so wären sie in der Lage, später einmal erfolgreich zu sein. Dieser Glaube ist auch heute noch bei vielen Menschen tief verankert und spiegelt sich in weiten Teilen der Gesellschaft wider. Viele Vertreter und Vertreterinnen des positiven Childism bezeichnen dieses Phänomen allerdings lieber als „Adultism“ oder als Nebenprodukt der patriarchalen Gesellschaftsstrukturen.

Siehe auch: Was ist Ableismus?

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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