Das Cave-Syndrom zählt man zu den psychischen Langzeitfolgen der Corona-Pandemie. Der Begriff Cave kommt aus dem Englischen und bedeutet Höhle. Nach den langen Lockdown-Monaten greift dieses Phänomen immer stärker um sich. Trotz der Häufung der Fälle kann man nicht von einem Massenphänomen sprechen.
Was ist das Cave Syndrom? Bedeutung, Definition, Erklärung
Im Vergleich zu 2020 waren Menschen in Deutschland 2021 mit deutlichen gelockerten Corona-Regeln konfrontiert. Was die meisten als erfreulich empfanden, war für andere aber ein Problem. Nachdem sie über ein Jahr lang in Zurückgezogenheit lebten, was die neuerliche Umstellung für sie extrem schwierig. (Siehe: Heim-Isolation) Sie konnten sich über die Lockerung nicht freuen, geschweige denn, sie genießen. Sie können nicht einfach den Schalter umlegen und das alte Leben wieder aufnehmen, denn auch jetzt empfinden sie die Normalität noch als bedrohlich. Sie verhalten sich wie Schutzsuchende, die in ihrer Höhle verharren. Wenn überhaupt unternehmen sie nur zaghafte Versuche, nach außen zu treten. Das Erstaunliche daran ist, dass viele trotz der zurückgewonnener Freiheiten ihr Haus nicht verlassen können. Sie leiden unter Angstzuständen, sind lustlos und häufig völlig unmotiviert, irgendetwas außerhalb zu unternehmen. Sie meiden öffentliche Verkehrsmittel und volle Plätze, weil sie die Nähe zu anderen Menschen nicht ertragen. Schon beim Gedanken daran, Menschen zu treffen, bekommen sie Schweißausbrüche. Befragungen ergaben, dass die Ausprägung des Cave-Syndroms bei ungeimpften und geimpften Menschen nur schwach voneinander abweicht.
Das Cave-Syndrom steht im Zusammenhang mit den Urängsten des Menschen
Die Schrecken der Pandemie haben uns gelehrt, vorsichtig zu sein und Kontakt zu anderen Menschen als potentielle Gefahren zu bewerten. Diese Angst haben wir uns, unterstützt von unzähligen Berichten in den Medien, in vielen Monaten antrainiert. Verständlich, dass diese Angst nicht so einfach verschwindet. Wie schnell sich Menschen an neue Gegebenheiten anpassen, hängt sehr stark von ihrem individuellen Naturell ab. Ein eher forscher Typ kann sich schneller an neue Gegebenheiten anpassen als ein ängstlicher Mensch. Der braucht viel länger, um zur Gewohnheit gewordene Verhaltensweisen wieder abzulegen. So bleiben Betroffene weiterhin aus Angst in ihrer Höhle, obwohl eine reale Gefahr kaum noch vorhanden ist.
Einmal in der Blase bzw. im Käfig drin, gehört es auch zum Wesen des Menschen, sich darin relativ gemütlich einzurichten. Im Lauf der Zeit wird es dann immer schwerer, seinen Schutzraum zu verlassen. So kann es passieren, dass sich Menschen mit dem Cave-Syndrom aufgrund fehlender sozialer Kontakte und des fehlenden Feedbacks vernachlässigen, ja sogar gehen lassen. Damit beginnt ein Teufelskreis, denn jetzt gibt es noch mehr Gründe, die die Höhle nicht mehr zu verlassen.
Cave Syndrom: Antrainiertes Verhalten kann man wieder verlernen
Trotzdem muss niemand, der es sich in seiner Höhle gemütlich gemacht hat, aus Angst immer darin bleiben. Denn genau wie man sich dieses Verhalten antrainiert hat, kann man es auch wieder abtrainieren. Dazu gehört aber eine Bereitschaft, die wachsen muss. Ob sich ein Mensch wieder in die Öffentlichkeit traut, hat vor allem etwas mit seinem persönlichen Empfinden zu tun. Die Grenze des Zumutbaren ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die Umgebung sollte daher Toleranz für Menschen aufbringen, die ein wenig länger brauchen, um sich mit der veränderten Situation anfreunden. Irgendwann werden auch sie ihren Käfig (Cave) verlassen.