Als „Cocooning“ wird die Tendenz bezeichnet, sich ins häusliche Privatleben zurückzuziehen und die Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit zu meiden.
Den Trend und Begriff „Cocooning“ gibt es seit den 1980er Jahren.
Das Wort „Cocooning“ bedeutet auf detusch „einspinnen“ oder „verpuppen“.
Wortherkunft: Woher kommt das Wort Cocooning?
Cocooning ist das Verpuppen von Insekten, deren Larven spinnen um sich einen Kokon. In diesem überleben sie geschützt, bis sie zum Imago herangewachsen sind.
Der Begriff des Cocoonings eignet sich daher als Metapher für die Abschirmung von Menschen gegen Einflüsse ihrer Umwelt. Er wurde zuerst durch die US-Trendforscherin Faith Popcorn nach 1980 verwendet, doch das betreffende Lebensgefühl hatte man schon vorher thematisiert. Man nannte es in den USA „Cosy home“.
Was ist Cocooning genau? Bedeutung, Definition, Erklärung
Der deutsche Soziologe Holger Rust ernannte Mitte der 1990er-Jahre Cocooning zum erfolgreichsten Begriff der populären Publizistik. Als Ursache hierfür machte er die unübersichtliche und oft als bedrohlich empfundene Welt mit ihren modernen Krisen aus. Damit lag er prinzipiell richtig: Nach den Terroranschlägen vom 11.09.2001 und auch nach der Finanzkrise 2008/2009 verstärkte sich die Tendenz zum Cocooning. Seit 2020 nimmt Cocooning durch Corona stark zu. Die Wirtschaft und Handel reagieren darauf: Sie bieten viele Produkte an, die das Cocooning unterstützen.
Der Rückzug in das Private, in das was man kennt, in die Komfortzone und in das Vertraute, kann helfen mit einer immer komplexeren und komplizierter werdenen Welt fertig zu werden. Allerdings schützt Cocooning nicht vor der Auseinandersetzung mit der veränderten Welt und neuen Werten. Cocooning zögert das Auseinandersetzen heraus, weil es dafür sorgt, dass jemand Konflikte erstmal vermeidet.
Cocooning kann – ganz positiv – als Strategie zur Erholung betrachtet werden. Wer sich im Privaten erholt, kann sich nach dem Ende der Erholungszeit wieder mit der Welt beschäftigen. Hierbei geht es um den Ausgleich: Wenn die Welt da draußen komplex, kompliziert und schwierig ist, so ist es äußerst erholsam in das einfache, gewohnte und vertraute Heim sich zurückzuziehen.
Siehe auch: Was ist Cottagecore?
Ist Cocooning sinnvoll?
Offenbar schon. So ermittelte der Bayerische Rundfunk nach 2010 unter dem Stichwort Cocooning ein starkes Zurückziehen in die häusliche Umgebung und das Einigeln mitsamt Home-Service, der durch die Online-Wirtschaft unterstützt werde. Den betreffenden Personen sei die Welt draußen deutlich stressig, zu kompliziert und manchmal auch zu uninteressant geworden. Eine Alternative dazu sei der kleine, überschaubare Lebenskreis der eigenen Wohnung, der schützend wirke wie ein Kokon. Das Cocooning kanalisiere sogar mehrere Trendströmungen:
- Die Menschen wollen immer seltener Neuland entdecken.
- Sie engen bewusst ihren eigenen Verantwortungshorizont ein.
- Gegenüber der Gesellschaft werden sie gleichgültiger.
Diese Phänomene wirken zwar von außen betrachtet negativ, für die sich einigelnden Menschen jedoch bringen sie eine große Entlastung. In Zeiten von Corona entlasten sie sogar die gesamte Gesellschaft, weil es durch Cocooning weniger Kontakte gibt. Daher ist das Einigeln – ein anderer Ausdruck für das Phänomen – durchaus sinnvoll. Diesen Begriff gibt es ja schon sehr lange, er bedeutet „sich zurückziehen“ und meint traditionell das Ausweichen gegenüber jeder Form von Konflikt oder Streit. Auch Igel rollen sich bei Gefahr ein und werden dann zum unangreifbaren Stachelball.
Cocooning in der Praxis
Im heimischen Kokon lässt es sich mit Duftkerzen, Mermaid Plaids und Schaumbädern durchaus sehr angenehm leben. Dabei geht es durchaus nicht darum, ein Dasein wie ein Einsiedler zu führen. Nur verlagert sich das soziale Leben in die Wohnung. Es ist nicht unbedingt nötig, sich mit Freunden in einer Bar zu treffen: Man kann sie einfach einladen und daheim einen Koch- oder Spieleabend veranstalten. Dieser Trend freut die Möbelhersteller und die Anbieter von Wohnaccessoires. Für einen Spieleabend ist schließlich eine Wohnlandschaft erforderlich, weshalb riesige Couchgarnituren, große Tische und kuschelige Sessel immer stärker nachgefragt werden.
Cocooning lässt sich natürlich auch mit kleinem Budget durchführen. Ein kuschelige Decke, Duftkerzen und das duftende Schaumbad können schon genügen. Wichtig ist allein die Gemütlichkeit, die sich durch einen minimalistischen Einrichtungsstil nicht erreichen lässt. Daher sind Kissen und Dekorationen sehr wichtig, Strick ist sehr angesagt. Auch Jumbo Knits (XXL-Wolldecken) lieben Menschen daheim sehr, auch wenn sie etwas teurer sind. Mit kleinem Budget greifen Frauen selbst zur Stricknadel und schaffen sich ihren heimischen Kokon.