Was ist BNPL? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist BNPL, Bedeutung, Definition, Erklärung


BNPL bedeutet „Buy now, pay later“ und funktioniert wie der klassische Rechnungskauf – nur moderner, nämlich mit den digitalen Mitteln von FinTechs. Sie stricken vermehrt solche Payment-Angebote, die den Konsum fördern. Der Trend ging übrigens von Europa aus und erreichte erst etwas später den US-amerikanischen Markt.

Was ist BNPL? Bedeutung, Definition, Erklärung

Das Prinzip ist keinesfalls neu, die Versandhäuser Quelle, Otto & Co. nutzen es schon seit vielen Jahrzehnten für ihre Katalogbestellungen: Die Kunden erhalten die Ware und müssen zunächst nicht an die Bezahlung denken. Bei Gefallen behalten sie den Artikel und begleichen die beiliegende Rechnung, bei Nichtgefallen schicken sie ihn zurück. Heutzutage bestellen sie online, klicken beim Händler BNPL an, erhalten wiederum den Artikel und gleichzeitig eine Rechnung per Mail, probieren den Artikel aus oder an (was bei Bekleidung unumgänglich ist) und entscheiden dann, ob sie ihn behalten. Sollten sie sich mangels Gefallen für die Retoure entscheiden, müssen sie beim Payment-Anbieter des Händlers angeben, dass der Artikel wieder auf dem Rückweg ist. Daraufhin friert der Payment-Dienstleister die Rechnung ein. Sobald der Händler die Ware wieder erhalten hat, wird sie storniert. Wenn der Kunde die Ware behält, wird sie nach Ablauf der 14-tägigen Widerrufsfrist beglichen. Zusätzliche Gebühren fallen für diesen Vorgang nicht an.

Vorteile von BNPL

BNPL bringt Kunden und Händlern Vorteile. Die Kunden schauen sich die Ware zunächst in Ruhe an, bevor sie sich zur Zahlung entschließen. Diese gilt als sehr sicher, weil keine sensiblen Daten hinterlegt werden müssen (Konto- oder Kreditkartennummer). Der Onlinehändler geht natürlich zunächst ein gewisses Risiko ein, denn der Kunde könnte die Ware behalten, aber nicht bezahlen. Dann hieße es, ihn auf Zahlung oder Rückgabe der Ware zu verklagen, was allerdings auch der Zahlungsdienstleister übernehmen kann. Dieses Risiko ist jedoch sehr klein. Es liegt je nach Artikelgruppe im Promille- oder sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich (meistens deutlich unter einem Prozent). Das ist aus dem Katalogversandhandel seit vielen Jahrzehnten bekannt. Die Vorteile für den Händler überwiegen dementsprechend bei Weitem: Kunden möchten sehr gern etwas sofort haben, sich aber nur ungern sofort von ihrem Geld trennen. Zunächst möchten sie die Ware sehen, anfassen und anprobieren.

Mit BNPL entschließen sie sich viel schneller zum Kauf. Ein weiterer Vorteil für Händler besteht darin, dass diese die Rechnungsabwicklung an den beauftragten Dienstleister outsourcen. Die Kundschaft reagiert übrigens sehr positiv auf BNPL: Onlinehändler, welche diese Option anbieten, wirken seriös und gewinnen schneller Neukunden. Diese kaufen zunächst als Gastbesteller und werden, wenn alles klappt, alsbald zu Stammkunden. Ein weiterer Vorteil: Die Abbruchquote im Shop sinkt signifikant. Die meisten Kaufabbrüche stellen Onlinehändler nämlich während des Bezahlvorgangs fest. Wenn sie nicht ausreichend viele Zahlungsoptionen anbieten, entscheiden sich Kunden um. BNPL bzw. der Rechnungskauf sind die beliebtesten Zahlungsoptionen.

Aufgehoben ist nicht aufgeschoben

BNPL ist zahlungstechnisch ein revolvierender Kredit. Zunächst einmal muss die Rechnung bei Behalt der Ware zwingend beglichen werden, sonst drohen juristische Konsequenzen. Zu Streitfällen vor Gericht kommt es allerdings höchst selten, weil zwischenzeitlich ein anderer Mechanismus greift: Der Zahlungsdienstleister belegt einen Zahlungsverzug mit in der Regel recht hohen Sollzinsen, die in Einzelfällen 15 % erreichen. Das ist zwar ein Jahreszinssatz, der bei einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen noch nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Doch rechnen wir doch einmal nach:

  • Die Kundin hat eine Jacke für 100 Euro gekauft und die Zahlung erst einen Monat später beglichen. Die Zinsen betrugen 1/12 von 15 % auf 100 Euro = 1,25 Euro.
  • Im selben Jahr hat sie einen Kühlschrank für 700 gekauft und wegen der hohen Summe die Rechnung erst nach anderthalb Monaten und einer Mahnung beglichen. Die Zinsen betrugen 1/8 von 15 % auf 700 Euro = 13,13 Euro.
  • Es kamen noch zehn weitere Artikel in dieser Weise hinzu, deren Gesamtwert 2.500 Euro betrug, während der Zahlungsverzug bei durchschnittlich einem Monat lag. Wir errechnen hierfür Zinsen von 31,25 Euro.
  • Insgesamt hat unsere liebe Verbraucherin, die gern bestellt, aber ungern bezahlt, Zinsen von 45,63 Euro entrichtet. Dabei war dies ein gutes Jahr für sie, in anderen Jahren läuft es noch schlechter. Manchmal muss sie auch Mahn- oder Retourengebühren bezahlen, weil sie eine so säumige Zahlerin ist.

Oft wird BNPL mit einem flexiblen Ratenkauf angeboten. Dabei fällt auf jeden Fall eine monatliche Gebühr an, die nichts weiter als ein Zins ist. Dieser ist jedoch geringer als der Überziehungszins für verspätete Zahlungen. Dafür wird er möglicherweise mehrjährig berechnet, was nochmals deutlich teurer werden kann. Wer eigentlich auf einmal zahlen wollte und zu lange zögert, zahlt ab einem bestimmten Zeitpunkt (oft etwa nach nach zwei Monaten) Mahngebühren, die wirklich ins Geld gehen können. Auf ein Inkassoverfahren sollten es Kunden erst recht nicht ankommen lassen, denn dieses wird richtig teuer. Wer sich also zu BNPL entschließt, sollte strikt im Hinterkopf behalten: Eine aufgeschobene ist keine aufgehobene Rechnung.

Voraussetzung für BNPL: Identitäts- und Bonitätsprüfung

Der Rechnungskauf und somit auch BNPL funktionieren nur nach einer Identitäts- und Bonitätsprüfung der Kunden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben, um eine Überschuldung zu verhindern. Die Schufa-Abfrage ist also obligatorisch.

Zahlungsdienstleister für BNPL

Die nachfolgend aufgeführten Zahlungsdienstleister nennen wir nur beispielhaft, weil noch mehr existieren dürften. Es sind mit Stand 2021 die bekanntesten und wichtigsten für BNPL.

  • PayPal: kein Rechnungskauf, aber mögliche Ratenzahlung bei Bestellwerten ab 99 bis 5.000 Euro (bis 12 Monatsraten mit Sondertilgungsoption)
  • Klarna: schwedischer Anbieter und in Deutschland am bekanntesten, Bezahlung per Rechnung oder Ratenkauf, der ab 200 Euro Umsatz einen Ratenkaufvertrag bedingt
  • Billpay: Tochter der Klarna Group Company, Zahlung per Lastschrift, Überweisung oder Ratenkauf in drei bis 24 Monaten
  • Afterpay: australischer Payment-Anbieter, Zahlung per Lastschrift, Überweisung oder Ratenkauf
  • Unzer Payments: White-Label-Lösung für Rechnungs- und Ratenkauf, Direktüberweisung und SEPA-Lastschrift

Fazit zu BNPL: Aufmerksamkeit erforderlich, Vorteile überwiegen

Wer als Kunde BNPL nutzt, muss mit dem Verfahren aufmerksam umgehen, die Ware bei Nichtgefallen rechtzeitig zurückschicken und ansonsten die Rechnung pünktlich begleichen. Auch auf Kontodeckung ist beim Lastschriftverfahren zu achten. Insgesamt überwiegen die Vorteile für Kunden und Händler durch Buy now, pay later, weil das Shopping komfortabler und psychologisch entlasteter stattfindet.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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