Der Begriff „Bezness“ eine Verknüpfung des deutschen Wortes „Beziehung“ mit dem englischen „Business“. Es handelt sich um eine vorgetäuschte Liebesbeziehung mit rein finanziellem Interesse. Der Begriff hat sich infolge häufiger Fälle von deutschen bzw. deutschsprachigen Frauen etwa ab 50 entwickelt, die in Nordafrika und der Türkei an die Liebesschwüre einheimischer junger Männer glauben, mit diesen eine Urlaubs- und schließlich eine vermeintlich langfristige Beziehung eingehen und ihnen schließlich in beträchtlichen Größenordnungen Geld überweisen. Männliche Touristen sind allerdings ebenso betroffen, nur lernen sie die vermeintlichen Partnerinnen eher in Asien und Südamerika kennen. In Asien ist Thailand ein Hotspot für Bezness.
Wie funktioniert Bezness? Bedeutung, Definition, Erklärung
Am häufigsten sind alleinreisende europäische Frauen und Männer in etwas fortgeschrittenerem Alter betroffen, jedoch kommen für die Täter*innen prinzipiell alle Altersgruppen infrage. Die Opfer lernen in einem außereuropäischen Land meistens auf einer Urlaubsreise eine einheimische Person kennen, die keinesfalls am Strand herumlungert und dort die Opfer ausspäht, sondern meistens zum Servicepersonal gehört (Kellner, Barkeeper, Rezeptionisten), aber auch Strandverkäufer oder ein Angehöriger anderer Berufsgruppen sein kann. Dies ist wichtig zu wissen, weil in den Medien das Klischee verbreitet wird, dass die Täter*innen Tagediebe sind, auf die man doch nicht hereinfallen sollte. Nein, es sind durchaus beschäftigte, oft fleißige und intelligente, gepflegte Personen, die per Bezness an viel Geld und/oder einen europäischen Pass kommen wollen. Wenn sie zum Servicepersonal gehören, möchten die Opfer ihnen eigentlich vertrauen können. Diesen Bonus nutzen die Täter aus. Bezness läuft in Phasen ab:
- #1 Der Beznesser – wir verwenden nachfolgend das Szenario eines männlichen Beznessers gegenüber einer europäischen Frau – verwickelt die Dame häufiger in Gespräche, wirft ihr bedeutsame Blicke zu und stellt einen behutsamen Körperkontakt mit scheinbar zufälligen Berührungen her.
- #2 Der nächste Schritt ist das Überreichen einer Rose oder eines kleinen Briefchens mit einem Liebesgeständnis.
- #3 Wenn die Frau diese Aufmerksamkeit annimmt, folgt die Einladung zu einem Strandspaziergang oder in die Diskothek.
- #4 Der Beznesser bleibt geduldig und behutsam, bis sich die Frau auf einvernehmlichen Sex einlässt. Nun kochen die Urlaubsgefühle hoch.
- #5 Wenn die Frau nach Hause muss, inszeniert der Beznesser einen schmerzlichen und tränenreichen Abschied. Dieser ist mit einer tragischen Geschichte von Problemen des Beznessers verbunden, die Mitleid erweckt.
- #6 Daheim erreichen die Frau sehnsuchtsvolle Nachrichten des Beznessers, die immer wieder von langen Pausen (Tage bis Wochen) unterbrochen werden, welche die kultivierte westliche Frau verzweifeln lassen.
- #7 Schließlich fragt der Beznesser, ob man sich nicht wiedersehen könnte. Die zermürbte Frau reist erneut in das betreffende Land, lernt meistens die (vermeintliche) Familie des Täters kennen, die scheinbar in großer Not lebt, und beginnt ab diesem Punkt mit ihrer finanziellen Unterstützung, die zunehmend eingefordert wird.
Die Summen liegen regelmäßig bei mehreren Tausend Euro. Die Frau zahlt, so lange sie dazu in der Lage ist bzw. bis ihr Freunde und die eigene Familie abraten. Manchmal reist sie auch unangemeldet noch einmal in den Urlaubsort und „erwischt“ dort ihren Beznesser, der soeben die nächste Dame um den Finger wickelt. Dann platzt die Illusion. Es gibt mehrere Szenarien, mit denen die prekäre Beziehung endet, doch manche Frauen zahlen und leiden jahrelang.
Regionen mit verstärktem Bezness
Frauen werden meistens Opfer in diesen Staaten:
- Ägypten
- Tunesien
- Kenia
- Türkei (besonders türkische Riveria)
Männer werden hier von Beznesserinnen umgarnt:
- Thailand
- Brasilien
- Dominikanische Republik
- Kuba
Sind nur alleinstehende Tourist*innen betroffen?
Nein. Sie sind zwar die bevorzugten Opfer, vor allem dann, wenn sie vollkommen allein reisen. Doch die Täter schrecken auch nicht vor gebundenen Personen zurück. Daher ist Bezness eine große Gefahr für Ehepaare, die in einer Krisensituation in den Urlaub fahren. An der türkischen Riviera sprechen die dortigen Gigolos unverblümt Ehefrauen an, wenn sie vermuten dürfen, dass das Ehepaar gerade nicht sehr glücklich miteinander ist. Für sie ist ein europäischer Mann ohnehin grundsätzlich ein Weichei, das kaum Respekt verdient. Daher werden Frauen sogar in der Gegenwart ihres Partners angesprochen. Mit dieser Situation ist nur schwer umzugehen. Sollte das Ehepaar über die Methode informiert sein, wird es sich gemeinsam widersetzen, was in diesem Fall ein höfliches, aber bestimmtes Abgrenzen vom Beznesser erfordert. Dieser wird seine Bemühungen wegen offenkundiger Ineffizienz alsbald einstellen. Das Ehepaar muss sich aber einig sein und einen etwaigen internen Streit begraben können.
Gedankenwelt der Beznesser
Beznesser verachten Europäer und legitimieren damit ihre Skrupellosigkeit. Europäische Männer sind für sie Weicheier, europäische Frauen nicht ehrbar. Darüber hinaus halten sie die Mitteleuropäer grundsätzlich für reich, woran so viel stimmt, als dass unsere Einkommen in der Tat beträchtlich über ihren liegen – jedenfalls bei denjenigen von uns, die sich eine Reise in eines der betreffenden Länder leisten. Hinzu kommen erhebliche kulturelle Unterschiede. Der recht freizügigen Umgang von Europäer*innen mit Erotik, Sexualität und generell der Kontaktaufnahme mit fremden Menschen wirkt auf Beznesser*innen wie eine Einladung, diese Schwachstelle auszunutzen, was in den beschriebenen Fällen auch gelingt. Nicht zuletzt aber appellieren sie an den bei uns tief verwurzelten Altruismus, den auch nur wir uns leisten können: Wir möchten gern helfen und sind ebenso mitleidig wie spendenfreudig, was in solchen Ländern auf größte Gegenliebe stößt.
Haben die Opfer Chancen, ihr Geld zurückzubekommen?
In der Regel nicht, wenn es sich um echte Geldgeschenke handelte. Manchmal wird aber auch eine geschäftliche Beteiligung bzw. der Haus- und Grundstückskauf im betreffenden Land zwecks „gemeinsamer Zukunft“ vorgegaukelt, wofür das Opfer etwas anzahlen soll und dafür auch eine Quittung erhält. In solchen Fällen könnte es gelingen, wenigstens einen Teil des Geldes zurückzuholen, wenn auch nur unter erheblichem Aufwand, der ebenfalls Geld kostet. Es handelt sich dann schon um hohe fünf- bis sechsstellige Summen. Es besteht allerdings die reale Gefahr, dass das Geld verschwunden ist.
Schutz vor Bezness
Wer sich im Urlaub auf eine sexuelle Beziehung mit einem Einheimischen einlässt, sollte diese Gefahr kennen. Liebesschwüren ist grundsätzlich nicht zu vertrauen. Bei der ersten Bitte um Geld müssen die Alarmglocken angehen. Es genügt im Grunde gesunder Menschenverstand, um auf Bezness nicht hereinzufallen.