Man spricht von Alltagsgewalt, wenn es zu konfliktgeladenen Situationen in Alltagssituationen kommt. Es ist ein Begriff, der sich auf zahlreiche Lebenssituationen übertragen lässt. Alltagsgewalt hat verschiedene Formen und tritt nicht in allen Fällen offenkundig als Gewalt zutage. Denn auch herabwertende Worte sind eine Form von Gewalt, die langfristig zu einer Belastung der Psyche führen. Gewalt gibt es in der Schule, in Ämtern, Sportstudios oder im Einkaufszentren. Die potenzielle Gefahr für eine Auseinandersetzung ist jederzeit möglich.
Im Zuge der Digitalisierung haben sich neue „Räume“ der Gewalt ergeben, die es in der Vergangenheit nicht gab. Diesbezüglich haben sich Neologismen im deutschen Sprachraum etabliert, die in Zusammenhang mit digitaler Gewalt stehen. Teilweise handelt es sich um Anglizismen, die aus dem englischen Sprachraum übernommen wurden. Diesbezüglich gibt es Begrifflichkeiten, wie Cybermobbing oder Cyberstalking. Die Alltagsgewalt existiert somit auch in digitalen Medien. Sie kann in sozialen Netzwerken oder in Foren stattfinden.
Alltagsgewalt: Folgen für Gesellschaft und Gesundheit
Gewalt zieht Konsequenzen nach sich, und zwar in vielerlei Hinsicht. Es kann die Gesundheit von Betroffenen als auch die gesellschaftliche Struktur negativ beeinflussen. Folgerichtig ist Alltagsgewalt nicht nur ein Problem des Einzelnen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, welches weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.
Zum einen führt Gewalt zu gesundheitlichen Einschränkungen. Diesbezüglich können körperliche Schmerzen und Verletzungen zurückbleiben. Bei der physischen Gewalt handelt es sich um Schläge oder Tritte. Der Schweregrad ist äußerst unterschiedlich. Es gibt Alltagsgewalt, die zu lebensgefährlichen Verletzungen führen kann. Konträr dazu kann physische Gewalt ausgeübt werden, ohne dass sichtbare Verletzungen zurückbleiben.
Auf der anderen Seite gibt es Gewalt, die sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. Körperliche und psychische Gewalt gehen Hand in Hand. Denn körperliche Verletzungen führen ebenfalls zu seelischen Schmerzen, die sich auf die psychische Verfassung auswirken. Aber auch dann, wenn die Alltagsgewalt sich ausschließlich auf Worte beschränkt, können gravierende Folgen zurückbleiben. Mobbingopfer entwickeln nicht selten Depressionen oder soziale Ängste, die therapeutisch behandelt werden müssen, je nach Schweregrad.
Alltagsgewalt hat Konsequenzen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Wird ein negatives Verhalten toleriert, wie etwa Alltagsrassismus, so kann dies zur Verrohung der Gesellschaft beitragen. Langfristig kann es die Gewaltspirale im Alltag anheizen und dazu führen, dass bestimmte Gesellschaftsgruppen ausgeschlossen werden oder sich ausgeschlossen fühlen. Hieraus resultieren weitere Konflikte, die sich intensivieren können. Stehen sich zwei Gruppen in der Gesellschaft feindlich gegenüber, so erhöht sich die Gefahr für Alltagsgewalt.
Alltagsgewalt: Einflussfaktoren, die in Zusammenhang mit Gewalt stehen
Die Hemmschwelle zur Gewaltausübung steht in Abhängigkeit zu diversen Faktoren. Es gibt zahlreiche Einflüsse, die darüber entscheiden, wie gewaltbereit eine Person ist. Der familiäre Hintergrund bzw. das soziale Milieu entscheidet unter anderem darüber, wie die Einstellung gegenüber Gewalt ist. Eltern sind wichtige Bezugspersonen, die einen enormen Einfluss auf das Sozialverhalten von Kindern ausüben.
In der Jugendzeit verlagert sich die Einflusssphäre. In der Jugendphase kommt es zu Abgrenzungsprozessen. Dies hat zur Folge, dass neue Bezugspersonen gesucht werden, die außerhalb des familiären Systems liegen. Ist das soziale Umfeld von gewaltbereiten Personenkreisen geprägt, so steigt die Gefahr, dass sich diese Einstellung überträgt.
Auch eine direkte Gewalterfahrung kann zur Folge haben, dass Opfer später selbst zu Tätern werden. Wird vonseiten der Eltern Gewalt auf Kinder ausgeübt, so entsteht ein emotionaler Ballast. Die Gefahr, dass Kinder später selbst Gewalt ausüben, um Ballast abzubauen, ist gegeben.
Ein Forscherteam aus den USA hat diesbezüglich Beobachtungen gemacht, die über einen Zeitraum von 30 Jahren erfolgten. Hieraus ist hervorgegangen, dass Eltern, die in der Kindheit Gewalterfahrungen hatten, häufiger Konflikte mit dem Gesetz hatten. Die US-Psychologin Cathy Spatz Widom von der City University New York war maßgeblich an den Studien beteiligt. Dennoch haben die Forscher angemerkt, dass es kein kausales Gesetz ist. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die einen Einfluss nehmen, jenseits des eigenen Elternhauses.
Der mediale Konsum ist ebenfalls von Bedeutung, wenn es um Alltagsgewalt geht. Ob auf dem Smartphone oder im Fernsehen, es gibt überall Gewaltdarstellungen. Das Anschauen von Gewaltvideos im Netz unterliegt keiner strikten Alterskontrolle. Dies hat zur Folge, dass auch Minderjährige in der Lage sind, Gewaltdarstellungen anzuschauen. Zusätzlich enthalten Videocomputerspiele Gewaltszenen, die sich negativ auf das eigene Sozialverhalten auswirken können.
Einer Umfrage zufolge gaben 70 % der Befragten – im Alter von 14 bis 15 Jahren – an, dass nahestehende Kontaktpersonen gewaltverherrlichende Computerspiele konsumieren. Forschungen legen nahe, dass Gewaltmedien dazu führen können, dass Kinder und Jugendliche abstumpfen. Gleichzeitig mangelt es an einschlägigen Beweisen, die empirisch fundiert sind und beweisen, dass der Medienkonsum tatsächlich gewalttätig macht. Denn auch hier ist es bedeutsam, die Sachverhalte in einem Gesamtkontext zu bringen. Diesbezüglich ist es wichtig, andere Einflussbereiche mit einzubeziehen.
Alltagsgewalt: Präventivmaßnahmen – Wissenswertes im Blick
Es gibt verschiedene, initiative Vorgehensweisen, um Alltagsgewalt zu unterbinden. Unter anderem wird das Thema vermehrt in den öffentlichen Medien thematisiert. Hiermit soll eine Sensibilisierung stattfinden, um die Gesellschaft auf die Gefahren hinzuweisen. Vor allem die Gefahren der digitalen Gewalt werden häufig unterschätzt. Deshalb bedarf es wichtiger Aufklärungsarbeit, um das Gefahrenpotenzial hervorzuheben.
Mittlerweile gibt es eine offizielle Meldestelle der Bundesregierung, um Gewalt oder Hetze zu melden. Die Meldestelle „respekt!“ prüft öffentliche Beiträge auf Rechtskonformität. Ist der Strafbestand der Volksverhetzung erfüllt, so kann eine strafrechtliche Verfolgung eingeleitet werden.
Abseits davon gibt es Präventivmaßnahmen, die vor Ort durchgeführt werden, wie etwa durch Vorträge. Hier engagiert sich unter anderem die deutsche Bundespolizei, und zwar unter dem Motto „Keine Chance mehr für Bullies“. Dabei wird das norwegische Bullying-Präventions-Programm angewendet, welches sich in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen hat. Das Ziel ist es, Gewalt frühzeitig zu erkennen. Hiermit ist es möglich, zu intervenieren und weitere Spätfolgen von Gewalt einzudämmen. Die Polizei berücksichtigt dabei das soziale Umfeld, um die Arbeit effizient durchzuführen.
Fazit zum Thema Alltagsgewalt
Gewalt im Alltag hat letztlich viele Gesichter. Es ist ein wichtiges Thema, das die ganze Gesellschaft betrifft. Jeder kann dazu beitragen, die Toleranz gegenüber Gewalt einzudämmen. Hier ist Aufklärungsarbeit und Zivilcourage gefragt, um ein Voranschreiten von Gewalt zu verhindern. Das Ganze gilt auch für Gewalt, die mithilfe von Worten ausgeübt wird. Verleumdungen im Internet als auch rassistische Äußerungen in sozialen Medien stellen ebenfalls eine Form von Gewalt dar. Es ist wichtig, adäquat zu reagieren, um Opfer zu schützen.