Was ist finanzielle Gewalt? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was ist finanzielle Gewalt, Erklärung, Bedeutung, Definition


Wer finanzielle Gewalt ausübt, nutzt seine ökonomische Überlegenheit zu seinen Gunsten aus und setzt sie als Machtmittel ein. Finanzielle Gewalt heißt beispielsweise, dem Partner bzw. der Partnerin zu wenig finanzielle Mittel für den Lebensunterhalt bereitzustellen, eine ökonomische Abhängigkeit herzustellen oder diese aufrechtzuerhalten.

Finanzielle Gewalt bedeutet Missbrauch von Abhängigkeit

Sehr häufig üben Männer finanzielle Gewalt gegenüber ihren Partnerinnen aus und unterdrücken sie damit. Denn werden Frauen in ihrer finanziellen Freiheit beschränkt, bedeutet das eine Beschränkung ihrer Autonomie und ihrer Rechte. Das geschieht in der Partnerschaft, aber noch häufiger bei Trennung oder Scheidung.

Für Ex-Partner ist die Verweigerung von Geld eine beliebte Möglichkeit, Macht auszuüben. Das geschieht sowohl bei Frauen, die finanziell unabhängig sind, als auch bei solchen, die auf Unterhalt des ehemaligen Partners angewiesen sind. Nicht selten finden Männer, die finanzielle Gewalt ausüben, Unterstützung durch rechtliche Instanzen, aber auch durch Geldinstitute oder Anwälte.

Es gibt viele Formen finanzieller Gewalt

Immer dann, wenn ein finanzielles Machtgefälle (ohne die Zustimmung des Partners) in einer Beziehung hergestellt wird, kann man von finanzieller Gewalt sprechen. Gewalt, die durch die Verweigerung von Geld ausgeübt wird, ist, anders als körperliche Gewalt, nicht nach außen sichtbar, doch sie macht sich mit gravierenden Folgen bemerkbar.

Finanzielle Gewalt erniedrigt und schwächt das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Die geraten sehr leicht in Existenznot, können ihre Bedürfnisse nur noch beschränkt ausleben und werden häufig diskriminiert. Am stärksten betroffen sind alleinerziehende Mütter, die vom Unterhalt des Ex-Partners abhängig sind. Die ehemaligen Partner nutzen die finanzielle Abhängigkeit der Frauen aus und manipulieren beispielsweise ihre Einkünfte, um die Höhe der Unterhaltszahlungen zu reduzieren. Auch die Unkenntnis darüber, wie viel der Ehemann eigentlich verdient, ist eine Form von finanzieller Gewalt.

Finanzielle Gewalt gegenüber Frauen ist gesellschaftlich akzeptiert

Weil es in vielen Partnerschaften die Norm ist, dass Männer über die Finanzen bestimmen, nehmen Frauen gar nicht wahr, dass ihnen eine Form von Gewalt angetan wird. Auch ist die Gesetzeslage in Deutschland zu diesem Thema dürftig. In der Sozialgesetzgebung findet sich nirgendwo ein Passus, der explizit auf das Thema finanzielle Gewalt eingeht. Die Situation wird dadurch zementiert, dass „man nicht über Geld spricht.“

Das Thema ist mit Scham verbunden. In vielen außereuropäischen Ländern leben Männer eine deutlich stärkere Form finanzieller Gewalt gegenüber ihren Frauen aus. Je nach Kulturkreis und Erziehung ist es dort gang und gäbe, dass die Frau kein eigenes Konto hat oder wird der Zugriff auf das gemeinsame Konto verweigert wird. Auch ihre Arbeitskraft im Familienunternehmen nicht oder nur sehr gering zu entlohnen, ist eine Form ökonomischer Gewalt. Denn auch hier geht es um eine ungleiche Verteilung der Macht.

Wie kommen Frauen aus der Negativspirale heraus?

Obwohl finanzielle Gewalt verbreitet ist, ist sie in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Doch Schweigen über Geldthemen macht es denjenigen, die Macht ausüben wollen, noch leichter. Vielfach schaffen konservative Rollenmuster erst Machtgefälle. In Deutschland herrscht in Beziehungen immer noch das „1-Verdiener-Lebensmodell“ vor.

Vereinfacht gesagt bedeutet das: Der Mann bringt das Geld nachhause, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt und geht höchstens halbtags einer bezahlten Tätigkeit nach. Damit ist sie auf das finanzielle Wohlwollen des Partners angewiesen und reduziert ihre Karrierechancen erheblich. Die Steuergesetzgebung unterstützt dieses Modell, das die Machtverhältnisse zuungunsten der Frau beeinflusst. Doch spätestens bei der Scheidung steht sie mit geringen finanziellen Mitteln da und hat darüber hinaus kaum Rentenpunkte erwirtschaftet. Die Altersarmut ist vorprogrammiert.

Der erste Schritt, um aus der Negativspirale herauszukommen, ist die Aneignung von Finanzwissen. Je mehr sie über das Thema Geld weiß, desto besser kann sie sich schützen und Eigeninitiative entwickeln, um die Abhängigkeit hinter sich zu lassen. Danach ist es wichtig, auf Teilzeit-, Neben- und Minijobs zu verzichten und sich eine adäquat bezahlte Vollzeit-Arbeitsstelle zu suchen. Das macht nicht nur finanziell frei, sondern auch selbstbewusst.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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