Was bedeutet „Ich bin Hanna“ (#IchbinHanna)? Bedeutung, Definition, Erklärung

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Es handelt sich bei der Aussage „Ich bin Hanna“ um einen Hashtag (#IchBinHanna), der von Wissenschaftlern genutzt wird, um auf die Missstände für Angestellte in der Wissenschaft aufmerksam zu machen. Hintergrund für die Aktion ist die Tatsache, dass viele Wissenschaftler befristete Arbeitsverträge haben und prekäre Arbeitsbedingungen leiden.

Der Name Hanna wird genutzt, weil es ein BMBF-Erklärvideo (veröffentlicht 2021) zum „Wissenschaftszeitvertragsgesetz“ gab, in dem die Protagonistin Hanna hieß. Das Video wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) publiziert und sollte über Änderungen im Wissenschaftszeitvertragsgesetz informieren.

Seitdem Video berufen sich Kritiker auf den Hashtag „#IchbinHanna“, um ihre kritische Sichtweise in den sozialen Netzwerken zu darzustellen. Hiermit soll auf die Auswirkungen für die Wissenschaftsarbeits aufmerksam gemacht werden, die das Gesetz zur Folge hatte.

Hintergründe zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG)

Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ist am 12. April 2007 in Kraft getreten. Im Zuge dessen wurden rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, um Arbeitsverträge zu befristen, auch ohne Angaben von konkreten Gründen. Das Ziel des Gesetzes ist es, aufstrebenden Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, eine Stelle zu bekommen. Zusätzlich soll durch die Rotation bzw. den Mitarbeiterwechsel sichergestellt werden, dass mehr Impulse in die wissenschaftliche Arbeit einfließen.

Deshalb sollen die Arbeitsverträge von jungen Wissenschaftlern befristet werden, damit andere Wissenschaftler, die gerade ihren Abschluss machen, nachziehen können. Damit einhergehend ist es – so die Theorie – möglich, die wissenschaftliche Arbeit abwechslungsreicher zu gestalten. Das Gesetz bzw. die Befristung betrifft nicht ausschließlich wissenschaftliche Angestellte an der Hochschule, sondern auch Personal, das im künstlerischen Bereich arbeitet. Lediglich Hochschullehrer sind von dem Gesetz ausgeschlossen.

Der Gesetzgeber ist im Bestreben, für faire Verhältnisse zu sorgen und appelliert auch an die Hochschulen, die rechtlichen Möglichkeiten gewissenhaft zu nutzen. Diesbezüglich gab es 2016 eine Gesetzesanpassung, um dies sicherzustellen. Seitdem muss eine Befristung verhältnismäßig sein, und zwar Hinblick auf die Qualifikation und Projektdauer. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) muss ein Doktorand, der drei Jahre für seine Arbeit gebraucht hat, auch für mindestens drei Jahre angestellt werden.

Eine Untersuchung der InterVal GmbH, die in Zusammenarbeit mit dem HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. durchgeführt wurde, hat zutage gebracht, dass die Vertragslaufzeiten sich positiv entwickelt haben. Den Ergebnissen zufolge haben sich die Laufzeiten zwischen 2015 und 2017 erhöht. Die Situation hat sich zeitweise verschlechtert, was vor allem auf die Coronapandemie zurückzuführen ist. Das Ziel der Untersuchungen ist es, weitere Gesetzesanpassungen vorzunehmen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den aktuellen Ansprüchen anzupassen.

#IchbinHanna: Anhaltende Kritikwelle im Überblick

Obwohl es darum geht, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, gibt es eine langanhaltende Kritikwelle, die von wissenschaftlichen Mitarbeitern ausgeht. Der Gesetzgeber verteidigt die Reformen und stützt sich auf statistische Daten, um die Legitimität und den Nutzen zu betonen. Dennoch kritisieren Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen das Gesetz. Die Kritikwelle ist jedoch nicht neu, denn es gibt seit geraumer Zeit Missstände in der wissenschaftlichen Arbeit. Zu groß war die Angst, den Vertrag nicht verlängert zu bekommen, sodass sich zahlreiche Wissenschaftler nicht getraut haben, öffentlich gegen die Missstände vorzugehen.

Dank der sozialen Medien haben sich die Informationen wie ein Lauffeuer verbreitet, sodass sich die Angestellten aus dem wissenschaftlichen Bereich zunehmend getraut haben, sich ebenfalls zu den Arbeitsbedingungen zu äußern. Zahlreiche Menschen berichten davon, dass sie sich nicht wertgeschätzt fühlen und mit Unsicherheiten leben müssen, weil die Verträge nach einigen Jahren (oder kürzer) auslaufen und die Zukunft im Ungewissen liegt. Die Arbeitsbedingungen sind nicht mit dem Privat- und Familienleben vereinbar, weil Wissenschaftler nicht vorausschauend planen können.

Zudem erhöhen sich die Ängste unter den Angestellten aus dem wissenschaftlichen Bereich, weil ein enormer Arbeitsdruck entsteht in Anbetracht der befristeten Verträge. Das Verhältnis zwischen den Wissenschaftlern hat sich ebenfalls verschlechtert, weil der Konkurrenzdruck gestiegen ist. Laut den wissenschaftlichen Mitarbeitern wirkt sich dies auf die Arbeitsqualität aus. Neben der Kampagne „Ich bin Hanna“ gab es in der Vergangenheit weitere Protestaktionen, die über soziale Medien verbreitet wurden.

Amrei Bahr startete die Twitter-Aktion „#95vsWissZeitVG“, und zwar im Jahre 2021, noch ehe die Aktion „#IchbinHanna“ ins Leben gerufen wurde. Sie ist ebenfalls Mitbegründerin der Aktion „#IchbinHanna“, die ein Jahr später initiiert worden ist. Unter dem Hashtag „#95vsWissZeitVG“ sollten Mitarbeiter aus dem wissenschaftlichen Bereich berichten, welche negativen Erfahrungen sie mit dem Gesetz gemacht haben. Hieraus sind 95 Thesen entstanden, die gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz gerichtet sind. Die Initiatoren der Aktion möchten keine weiteren Reformen, weil sie die Gesetze als Ganzes ablehnen. Es geht viel mehr darum, das Gesetz außer Kraft zu setzen.

#IchbinHanna: Aktuelle Lage und langfristige Folgen für das Hochschulwesen

Die Proteste waren über einen langen Zeitraum hinweg aktiv, aber es hat sich bisher wenig bis nichts geändert. Es gab lediglich Anpassungen am Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, um die Lage zu entschärfen, doch das eigentliche Ziel haben die Aktivisten hiermit nicht erreicht. Das Ziel der Protestaktionen war die komplette Abschaffung des Gesetzes, um die Arbeitsbedingungen signifikant zu verbessern.

Somit bleibt die Lage weiterhin angespannt und für Angestellte im wissenschaftlichen Bereich gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, sich langfristig auf beruflicher Ebene zu etablieren. Es ist davon auszugehen, dass die Proteste anhalten und sich ausweiten werden, um den Druck auf den Gesetzgeber zu erhöhen. Abseits davon erhöht sich die Gefahr, sollte sich die Lage nicht ändern, dass qualifiziertes Personal ins Ausland geht. Dies hätte wiederum nicht nur negative Folgen für das Hochschulwesen, sondern auch für die deutsche Wirtschaft.

Als rohstoffarmes Land ist Deutschland auf Innovation und Fortschritt angewiesen, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Ganz gleich, ob in der Automobilbranche oder im Gesundheitswesen, es braucht Wissenschaftler, um neue Produkte und Innovationen auf den Markt zu bringen. Deshalb ist es von elementarer Bedeutung, qualifiziertes Personal zu binden, wie wissenschaftliche Angestellte, die wichtige Forschungsarbeiten leisten. Gleichzeitig kommt der wissenschaftlichen Arbeit ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert zu.

Wissenschaftler liefern neue Erkenntnisse, um das Zusammenleben der Menschen zu verbessern. Sie helfen dabei, Konflikte zu reduzieren, indem Ansätze gefunden werden, Vorurteile abzubauen. Diesbezüglich stellt die Flüchtlingskrise eine Herausforderung dar – gesellschaftlich und wirtschaftlich. Auch im medizinischen Bereich leisten Wissenschaftler einen wichtigen Beitrag, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern. Die Qualität der Arbeit steht in Abhängigkeit zu den Arbeitsbedingungen und der Qualifikation, weshalb es bedeutsam ist, auf die Missstände adäquat zu reagieren.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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