Das Wort „Sensei“ stammt aus dem Japanischen. Übersetzt auf deutsch heißt „Sensei“ „vorheriges Leben“ oder auch „früher geboren“. Als höfliche Bezeichnung fungiert es als Anrede für Vorbilder, die eine lehrende Aufgabe erfüllen. Dabei zielt die Bezeichnung auf Personengruppen ab, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Lebensalters viel Lebenserfahrung, Fertigkeiten und Kenntnisse mitbringen. Daraus ergibt sich die vorbildhafte Position, an der sich die jüngere Generation orientiert und von der jüngere Menschen lernen.
In Nordamerika, Westeuropa und insbesondere Deutschland ist „Sensei“ als eine Anrede an einen Karate-Lehrer bekannt.
Was bedeutet „Sensei“? Bedeutung, Definition, Erklärung
Obwohl der Begriff „Sensei“ überwiegend als Anrede für Akademiker wie Ärzte, Lehrer, Professoren oder Meister gebraucht wird, entspricht das Wort keinem akademischen Grad oder Titel. Die Verwendung der Bezeichnung ist unabhängig von einem wissenschaftlichen Studium an einer Hochschule beziehungsweise Universität.
Im Fokus steht die Verehrung einer Person, die ein Meister ihres Fachs ist. Darüber hinaus drückt die Verwendung größten Respekt gegenüber dem Lehrenden aus, der seine Kenntnisse und Fertigkeiten an die jüngere Generation weitervermittelt. In der Gegenwart des Meisters und auch in seiner Abwesenheit findet das Wort Verwendung.
In Praxis fungiert die Anrede oftmals auch als Personalsuffix, indem der Sprechende es an den Familiennamen anhängt. Beispielsweise bei -San, -Chan oder -Kun. Wissen die Gesprächspartner, über wen sie sprechen, können sie „Sensei“ auch als eine alleinstehende Anrede und Bezeichnung verwenden.
Hat der Lehrende ein schon hohes Alter erreicht, wird ihm eine besondere Ehrwürdigung zuteil. Auch nach seinem Ableben wird er von seinen Nachfolgern mit positiven Adjektiven wie „hervorragend“ oder “großartig“ besonders hervorgehoben (großartiger, hervorragender Lehrer = ō sensei).
Ein „Sensei“ ist ein Lehrer und Meister des Weges (dō)
Die Aufgabe des „Senseis“ liegt im Zeigen des Weges und nicht in einer nachvollziehbaren, rationalen Vermittlung von Können und Wissen. Das rechte Handeln soll intuitiv erfassbar sein. Das Erfassen bewegt sich damit nicht nur auf der Oberfläche einer äußeren erlernbaren Form, sondern im Innern des Menschen. Die innerliche Auseinandersetzung in Verbindung mit dem Bemühen um eine persönliche und enge Bindung zum Meister eröffnet die Möglichkeit, den Weg zu beschreiten.
Maßgeblich ist das Ausschöpfen des eigenen, inneren Potentials zum noch nicht erweckten Meister. Der „Sensei“ führt seine Schüler über Hindernisse, die sich dem Schüler auf seinem Weg entgegenstellen. Konkret überwindet der Schüler dafür Übungen, die aber nicht zum Zwecke der Erlernung einer ganz bestimmten Fertigkeit dienen sollen. Sämtliche Übungen dienen dem Weg. Jegliche Kunst (jutsu, gei) verwendet der jeweilige Lehrer und Meister für eine Förderung des innerlichen Wachsens. Als Konsequenz bekommt der Weg die Bedeutung einer stetig wachsenden Herausforderung, die es vom Schüler zu meistern gilt.
Der Grad der Wirkung der Lehre des Weges übersteigt dabei den Grad bei der Vollbringung einer Leistung. Es geht nicht um das Vermitteln von dogmatischen Wahrheiten und auch nicht um das Erlernen festgefahrener Normen oder gesellschaftlicher Konventionen, die dem mentalen Dasein Fesseln anlegen. Für den Schüler besteht der Weg in der Befreiung davon, indem er das selbstständige Denken für sich entdeckt. Schließlich geht es um das Überwinden unkritisch übernommener Vorurteile und Meinungen. Der Fortschritt des inneren Wachsens hängt ab vom Erfolg des inneren Kampfes gegen sich selbst.
Bedeutung: „Sensei“ im Rahmen der japanischen Kampfkünste (Karate,…)
Die japanische Anrede „Sensei“ ist auch im Budō gebräuchlich. Der Begriff Budō fungiert als Oberbegriff für sämtliche Kampfkünste Japans (zum Beispiel Karate, Jiu Jitsu, Judo oder Aikidō). Mit der Anrede „Sensei“ ist in diesem Rahmen der Meister gemeint, der die betreffende Kampfkunst vermittelt. Bei der Vermittlung geht es aber nicht nur um das
Weitergeben der Kampftechnik, sondern auch um die „innere“ Dō-Philosophie. Hierin unterscheidet sich die Lehre von der Lehre der traditionellen Bujutsu-Kriegskünsten, bei denen der Schwerpunkt auf dem Erlernen der Kampftechnik liegt.
Im Kampfsport haben die höheren Dan-Träger in der Regel auch die Position eines Lehrers inne. Im Laufe des Unterrichts, der sich über Jahre hinweg erstreckt, geht es um den Aufbau einer Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Dabei hat der Lehrer von seinem Schüler am Anfang ein klares Bild. Der Anfänger ist das Hindernis selbst.
Der Aufbau einer engen Beziehung zum Lehrer braucht eine lange Zeit. Ohne sie ist die Voraussetzung für die Lehre von Herz zu Herz nicht möglich.
Der mit „Sensei“ angesprochene Meister gibt sein Wissen im Budō an ins Vertrauen gezogene „Senpai“ weiter. Das geschieht im Rahmen der existierende Grade der kodansha. Dabei umfasst kodansha die Graduierungen innerhalb des Graduierungssystems für Meister und Lehrer des Prinzips „ri“ (dritte Stufe der Entwicklungsetappe mit dem Namen shuhari.) im japanischen Budō. In diesem Zusammenhang hat der „Senpai“ den Status des „Fortgeschrittenen“ gegenüber seinen Schülern inne.