Was bedeutet Ora et Labora? Herkunft, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Ora et Labora, Herkunft, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der lateinische Spruch „Ora et labora“ bedeutet in der deutschen Sprache „Bete und Arbeite“. „Ora et labora“ bezieht sich auf die Lebensweise katholischer Mönche und Gläubiger, die diese Regel als Grundprinzip des Heiligen Benedikt für ihre Verhaltensweisen und als Lebensleitlinie nutzten.

Was bedeutet Ora et Labora? Herkunft, Bedeutung, Definition, Erklärung

Mönche und Gläubige, die das traditionelle Motto „ora et labora“ als den Wesenskern der Ordensregel des Heiligen Benedikt angenommen hatten, teilten fortan ihr Leben in der monastischen Gemeinschaft zwischen Gebet und Arbeit. Der Spruch selbst ist zwar nicht Bestandteil des im Jahre 540 vom Heiligen Benedikt erstellten Klosteregulariums „Regula Benedicti“, entspricht jedoch in jeder Hinsicht diesen Leitlinien des Benediktinerordens. Aus diesem Grund wird diese Maxime gern dem Heiligen Benedikt zugesprochen.

Erst im Spätmittelalter kam es zu einer Verbreitung des vollständigen Spruches „ora, labora et legere – Deus adest sine mora“, was der deutschen Interpretation „Bete, arbeite und studiere (lies) – und Gott ist unverzüglich bei dir“ gleichzusetzen ist.

Das lateinische Wort „labora“ bedeutet nicht nur arbeiten, sondern auch „sich bemühen, anstrengen und leiden oder auch Not leiden“. Daraus folgt, dass das Zusammenfließen dieser drei Haupttätigkeiten „Beten, Arbeiten und bildendes Lesen“ den Tagesablauf in einem Kloster bestimmen sollte, um den „Weg zum Herrn“ gehen zu können. Gleichzeitig steht ein in mehreren Tätigkeiten eingeteilter und strukturierter Tag für Abwechslung, Kurzweil und verbesserte Konzentration, so dass Körper und Geist regeneriert und mit neuer Energie gestärkt werden. Auf diese Weise wird ein asketisches Leben voller Entbehrungen und Enthaltsamkeit zu einem erfüllenden Leben, ein Dasein, das von Liebe, geistiger Stärkung und von Licht durchwirkt ist.

Heutige Interpretation und Reflektion: Ora et Labora

Auch in unserer Zeit ist der Spruch „ora, labora et legere“ relevant, vielleicht relevanter denn je. In einer Welt, in der Werte wie Güte, Barmherzigkeit, Sicherheit und Geborgenheit noch lange keine Selbstverständlichkeiten sind, bildet ein rationell eingeteilter Tagesrhythmus ein solides und ausgewogenes Fundament für unsere Realität. Wir brauchen sowohl einen Alltag, in dem wir sinnvollen Tätigkeiten nachgehen können, als auch unseren Glauben an das Gute, einen Glauben, der uns Kraft und Willensstärke gibt. Dies, in Verbindung mit unserem Wunsch, unser Wissen zu bereichern, wird uns genau den Halt im Leben geben, den wir brauchen, um den Sinn unserer Existenz zu realisieren und die vielschichtigen Dimensionen unseres irdischen Daseins zu begreifen.

Geistliche Lektüre sowie das Lesen von theologischen und welterklärenden Schriften regen zum Nachdenken und Meditieren an. Dadurch kommt es zur Kräftigung sowohl unseres Glaubens als auch unserer Bewusstmachung der Tatsache, dass wir auf diese Weise tagtäglich die Verantwortung für die Erlösung mittragen. Eine logische Tagesstruktur macht es möglich, dass Stressfaktoren und störende Energien reduziert werden. Für alles gibt es eine bestimmte Tageszeit: Für Arbeit, Gebet oder Meditation und schließlich die Momente der Ruhe und Verinnerlichung, wenn Zeit für das vertiefende Lesen und Nachdenken bleibt.

„Ora et labora“ – der Bezug auf unsere moderne Gesellschaft

Das richtige Equilibrium zwischen Arbeitsleben und Privatsphäre zu erreichen, lässt sich nicht einfach realisieren. In unserer anspruchsvollen Gesellschaft ist für viele Menschen eine gesunde Work-Life-Balance zwar erstrebenswert, doch in den meisten Fällen aufgrund der komplizierten Alltagsorganisation, des permanenten Stresses und der vielen Verpflichtungen kaum zu praktizieren.

Ob für junge Eltern, für Alleinerziehende oder Arbeitslose – ein Tagesablauf, der in gleichmäßigen Arbeits- und Meditationsphasen gegliedert ist, scheint in der gegenwärtigen wettbewerbsorientierten Gesellschaft purer Luxus für Menschen, die keine Verdienstmöglichkeit haben oder sich bis zur letzten Tagesstunde um ihre Kinder, hilfsbedürftige Familienmitglieder und Mitmenschen kümmern müssen.

Doch auch hier verschmelzen Not, Mühe und Anstrengung mit liebevoller Hingabe und Pflichtbewusstsein und ebnen den oftmals steinigen Weg, der zu Gott führt. Der Moment für ein kurzes Gebet, der Moment für einen meditativen Gedanken ist ein kostbarer Moment für einen kostbaren Augenblick, der uns mit der Liebe Gottes bereichert. So kann unsere Seele auch in diesen Zeiten der Ungewissheit und Furcht Dankbarkeit fühlen. So kann der vom Heiligen Benedikt befolgte Leitspruch „ora et labora“ auch von uns genutzt werden, um unruhige Zeiten wie diese mit Selbstvertrauen und Zuversicht zu durchstehen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert