Im Judentum sind die sogenannten „Tefillin“ auch als Gebetsriemen bekannt und stellen ein religiöses Artefakt dar. Dieses ist tief in den Traditionen der jüdischen Spiritualität verankert. Die „Tefillin“ sind damit rituelle Objekte, die aus zwei kleinen Kästen bestehen. Diese werden durch einen Lederriemen miteinander verbunden. Gläubige Juden (vorrangig Männer) tragen die „Tefillin“ bei ihrem morgendlichen Gebet.
In ihrer Bedeutung symbolisieren die „Tefillin“ die Gebote Gottes – und zwar so, wie sie nach dem „Tanach“ (so heißt die hebräische Bibel) festgehalten sind. Wer eine „Tefillin“ trägt, beziehungsweise diese während des Gebets einsetzt, der möchte damit seine Verbindung zu Gott stärken. Die genaue Anfertigung und Platzierung der „Tefillin“ folgen präzisen Vorschriften, die in der religiösen Tradition tief verwurzelt. Doch, was bedeutet „Tefillin“ genau und woher stammt dieses religiöse Artefakt, beziehungsweise wie und wo verwendet man dieses? Darüber erfährt der Leser im folgenden Text weitere, interessante Informationen.
Definition von „Tefillin“
Das Wort „Tefillin“ stammt aus der hebräischen Sprache und lässt sich transliterativ mit „Gebetsriemen“ übersetzen. Der Wortstamm von „Tefillin“ leitet sich vom hebräischen Tafel ab, die Endung wiederum von starke Bindung. Alternativ könnte man „Tefillin“ daher auch mit fest miteinander verbundene Tafeln übersetzen. Im Hebräischen können die „Tefillin“ auch als „Totafot“ bezeichnet werden. Die kleinen Kästchen enthalten handgeschriebene Texte oder Verse aus der hebräischen Bibel. Diese stammen vorrangig aus dem „Schma Israel“ (übersetzt: Höre, Israel!).
Die „Tefillin“ symbolisieren damit die Verbindung mit Gott und die Einhaltung der göttlichen Gebote. Die Kästchen werden in der Regel auf kleine Podeste aufgesetzt, die dann am unteren Ende mit dem Lederriemen verbunden werden. Die handgeschriebenen Verse am Unterende werden oftmals mit goldener Farbe verschönert. Das Tragen der „Tefillin“ ist eine rituelle Handlung, die die religiöse Praxis und Hingabe eines Gläubigen im Judentum reflektiert und die Kontinuität der religiösen Tradition betont.
Herkunft und Geschichte der „Tefillin“
Die Geschichte der „Tefillin“ geht auf die religiöse Historie des Judentums zurück. Erste Verwendungen lassen sich bereits auf die Entstehungszeit der biblischen Gebote zurückführen. In dieser Zeit sah man die „Tefillin“ vor allem als Erinnerung an die Einhaltung göttlicher Gebote an. Die Weiterentwicklung der „Tefillin“ zum physischen Artefakt lässt sich dann in den „Talmud“, einer zentralen Schrift des Judentums, nachverfolgen. Im „Talmud“ sind dann auch ausführliche Anweisungen zur Herstellung sowie zum Tragen und Einsetzen der „Tefillin“ aufgeführt. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich dann bestimmte Praktiken und Traditionen im Umgang mit den „Tefillin“ etabliert, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Noch heute stellen die „Tefillin“ ein wichtiges, religiöses Artefakt dar, welches im Judentum praktisch jeder Mann besitzt.
Verwendung der „Tefillin“
Die Verwendung der „Tefillin“ weitet sich mittlerweile auf viele Bereiche des jüdischen Glaubens, beziehungsweise des jüdischen Alltagslebens aus. Insgesamt handelt es sich dabei um die nachstehenden Bereiche:
- Gebete
- spirituelle Rekreation
- Alltag
Die oben genannten Einsatzbereiche der „Tefillin“ sollen in den nun folgenden Unterabschnitten noch genauer ausgeführt werden.
Gebete
In Gebeten stellen die „Tefillin“ eine kraftvolle und ausdrucksstarke Form des praktizierten Glaubens dar. Hier dienen diese als Kommunikationsmittel mit dem Göttlichen. Sie bieten Trost und leiten beim Individuum die spirituelle Reflexion ein. Gleichzeitig fördern diese die Gemeinschaft (weil jeder betende Jude diese tragen muss). Durch strukturierte Rituale schaffen Gebete eine Verbindung zwischen Gläubigen und ihrer spirituellen Dimension, wobei sie oft Texte aus heiligen Schriften rezitieren. „Tefillin“ können dabei nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen getragen werden, wobei die Verwendung unter Männern deutlich häufiger ist. Auch können hierfür selbst hergestellte oder gekaufte, beziehungsweise geschenkte „Tefillin“ genutzt werden.
Spirituelle Rekreation
Im Zusammenhang mit den „Tefillin“ stellt die spirituelle Rekreation natürlich ein weiterer, wichtiger Einsatzbereich für dieses religiöse Artefakt dar. Gerade im hektischen, schnelllebigen Alltag werden die „Tefillin“ oft und gern für religiöse Praktiken eingesetzt, die dann einen meditativen Effekt haben und beruhigend sowie entspannend wirken. Darüber hinaus erleichtern die „Tefillin“ den Weg zur Selbstfindung. Durch die bewusste Auszeit kann man so seine spirituellen Energien erneuern, innere Stärke zurückgewinnen und eine tiefere Verbindung zu seiner geistlichen Dimension aufbauen.
Alltag
Zu guter Letzt werden die „Tefillin“ auch im (jüdischen) Alltag geschätzt. Hier dienen diese dazu, jüdische Prinzipien und Werte weiterzugeben. Diese werden in täglichen Handlungen und Entscheidungen verankert. Dabei kann es sich zum Beispiel um Mitgefühl, Achtsamkeit, Dankbarkeit sowie um ethisches Verhalten handeln. Gläubige Juden tragen ihre „Tefillin“ daher oftmals mit sich, um diese für spontane Gebete oder spirituelle Rekreationen (oder einfach zur Entspannung und Besinnung) einzusetzen. Dies ermöglicht eine Perspektive im Alltag, die einen harmonischen Lebensstil fördert. Die „Tefillin“ sollen nämlich lehren, auch in den kleinen Dingen des Lebens eine Bedeutung zu finden.
Wie wichtig sind die „Tefillin“ für das Judentum?
Für das Judentum sind die „Tefillin“ von herausragender Bedeutung, da diese eine direkte Verbindung zu den göttlichen Geboten symbolisieren. Ihr Tragen während des Gebets manifestiert die Hingabe an die Gebote Gottes und betont die spirituelle Verpflichtung des Gläubigen. Doch, die „Tefillin“ stellen nicht nur rituelle Objekte dar, sondern erinnern auch täglich an die zentralen, jüdischen Prinzipien. Ihre Symbolik verbunden mit der gleichzeitigen Greifbarkeit, macht die „Tefillin“ insgesamt zu einem unverzichtbaren Element jüdischer Religionspraxis.
Wie werden die „Tefillin“ benutzt?
Die Verwendung der „Tefillin“ folgt bestimmten Abläufen:
1. Vorbereitung (während dieser wäscht der Gläubige sich seine Hände und legt den Gebetsschal „Tallit“ an)
2. Anlegen der „Tefillin“ (die „Tefillin“ werden dann mit einem Lederriemen am linken Arm befestigt, beziehungsweise von unten nach oben um diesen gewickelt)
3. Ausrichtung der Schriftrollen (die Schriftrollen auf den Kästchen müssen korrekt ausgerichtet werden – damit diese während des Gebets auch lesbar sind)
4. Gebet (während des Gebets werden verschiedene Aufschriften mehrmals rezitiert)
5. Entfernung (nach dem Gebet sind die „Tefillin“ wieder in umgekehrter Reihenfolge abzulegen)
Fazit zum Thema „Tefillin“ und ähnliche Begrifflichkeiten
Zusammenfassend stellen die „Tefillin“ im Judentum ein wichtiges, religiöses Artefakt dar, welches beim Beten, zur spirituellen Rekreation sowie zur Entspannung und Innehalten im Alltag eingesetzt wird. Die „Tefillin“ stellen eine tief verwurzelte Verbindung zwischen Ritual, Spiritualität und jüdischer Identität dar und bestehen aus einem Lederriemen und mehrere (Holz-)Kästchen, an deren unteren Ende religiöse Sprüche aufgebracht sind.
Neben dem Begriff „Tefillin“ existieren im Judentum unter anderem noch die Begrifflichkeiten „Tallit“ und „Mezuzah“. Der „Tallit“ ist der traditionelle, jüdische Gebetsschal und der „Mezuzah“ ein Türrahmen, an dem Schriftrollen sowie weitere, jüdische Religionssymbole angebracht sind.