Was bedeutet „kongruent“? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was bedeutet kongruent, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das Wort kongruent bedeutet „in allen Punkten übereinstimmend“. In der Geometrie sind damit völlig deckungsgleiche geometrische Figuren gemeint. Die Figuren haben die gleiche Form und Größe. Kongruenz hat vor allem in der Kommunikation Bedeutung.

Kongruentes Handeln

Wer kongruent handelt, dessen Aussprache, Körpersprache sowie der Inhalt des Gesprochenen stimmen überein. Eine kongruente Sprache ist in sich stimmig, ebenso wie eine kongruente Nachricht. Ist diese nicht kongruent, dann passen die ausgesendeten Signale nicht zusammen oder widersprechen sich sogar.

Kongruenz in der Psychologie

In der Psychologie bezieht sich Kongruenz auf unterschiedliche Verhaltensformen in der Kommunikation zwischen Personen. In der psychotherapeutischen Praxis spricht man von Kongruenz, wenn Gefühl und Ausdruck übereinstimmen, wenn die verbale und die nonverbale Aussage genau zueinander passen.

Ursprünglich führte der amerikanische Psychologe C. Rogers den Begriff Kongruenz als tragendes Element der Beziehung zwischen Therapeut und Klient während einer Sitzung ein. Nach Rogers sollte der Therapeut seinen Patienten gegenüber stets authentisch auftreten, angemessen ehrlich und offen sein und auch seine eigenen inneren Vorgänge zum Ausdruck bringen. Das geht jedoch nur, wenn er Zugang zu seiner inneren Erlebniswelt hat und diese teilen kann. Ist der Therapeut kongruent, dann entscheidet er sich möglichst für die Wahrnehmungen, die einer positiven Veränderung des Patienten dienlich sind.

Es geht nicht darum, dass der Therapeut dem Patienten gegenüber zu 100% offen ist. Zwischen beiden besteht immer noch eine Beziehung auf ungleicher Ebene, allerdings sollte sie nicht von Hierarchie geprägt sein. Kongruenz zwischen Therapeut und Klient setzt außerdem die Übereinstimmung des inneren Erlebens des Psychotherapeuten mit seinem nach außen gezeigten Verhalten voraus. Auch seine Gefühle müssen mit seiner Gestik, Mimik und seinen Worten übereinstimmen.

Klientenbezogene Gesprächsführung nach C. Rogers

Für C. Rogers sind Empathie, Akzeptanz und Kongruenz die Grundhaltungen der personenbezogenen Gesprächstherapie. Sie basiert auf der Annahme, dass der Mensch grundsätzlich gut ist und den Drang hat, sich selbst zu verändern und zu wachsen. Nach Auffassung von C. Rogers kann eine Patient-Therapeut-Beziehung nur dann fruchtbar sein und wachsen, wenn sich der Therapeut seinem Patienten gegenüber so zeigt, wie er wirklich ist.

Auch in seiner Rolle als Therapeut ist er zunächst einmal Mensch, der über seine Gefühle und Einstellungen offen sprechen können sollte. Er darf sich keineswegs so darstellen, als stünde er aufgrund seiner Ausbildung höher als sein Patient. Idealerweise versteckt er sich nicht hinter Floskeln, sondern bringt seine Emotionen ins Gespräch mit ein.

Handelt er kongruent, zeigt er sich als Mensch, der zum Klienten, wie zu anderen Personen auch, in einer Beziehung steht. Nur wenn sein Handeln und Reden kongruent und transparent sind, kann er das Vertrauen des Klienten gewinnen. Je mehr er sich öffnet, desto größer ist die Unterstützung für den Klienten.

Zudem würde der Klient sofort feststellen, wenn der Therapeut inkongruent ist. Wäre das der Fall, würde es sich nicht verstanden fühlen und nicht mehr offen sprechen. Ein Therapeut, der weiß, wie wichtig kongruentes Verhalten im Klientengespräch ist, muss eine starke Persönlichkeit haben. Auch Rogers sieht es nicht als selbstverständlich an, dass Kongruenz in der psychotherapeutischen Praxis zu jeder Zeit gegeben ist.

Kongruenz in der Gesprächsführung allgemein

Nicht nur im Therapiegespräch, auch im Alltag ist Kongruenz enorm wichtig, damit die Kommunikation gelingt. Egal ob Elterngespräch in Kindergarten und Schule oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden, wer glaubwürdig sein möchte, muss kongruent handeln. Kongruente Gesprächsführung ist vor allem in sozialen Berufen von Bedeutung. Nur dann können die Beteiligten alle Faktoren verstehen, die Einfluss auf das Gespräch haben.

Die Wertschätzung des Gesprächspartners und die Akzeptanz seiner Eigenheiten sind Grundvoraussetzung für eine konstruktive Gesprächsführung. Das Problem aus Sicht des anderen betrachten zu können, ist jedoch eine Fähigkeit, die nicht jeder Mensch besitzt. Die beschriebenen Verhaltensweisen für eine konstruktive Gesprächsführung sind also der Idealfall, der angstrebt, in der Praxis aber häufig nicht erreicht wird.

Kongruenz in der Pflege – ein angestrebtes Ideal

Kongruente Beziehungen zwischen Menschen sind erfolgreicher als andere. Deshalb ist es gerade in der Pflege wichtig, dass das Pflegepersonal ein gesundes Maß zwischen der notwendigen Empathie für den Patienten und seinen eigenen Bedürfnissen findet. Schafft eine Pflegekraft das nicht, ist ihre Gesundheit bedroht.

Die pflegende Person sollte sich immer vor Augen führen, dass sie der Mensch ist, der die Beziehung gestaltet. Sie ist der entscheidende Faktor in der Beziehungspflege und hat die Verantwortung, Kongruenz herzustellen. Doch dieses Wissen kann pflegende Menschen verunsichern und überfordern. Im Pflegealltag mit Personalmangel und Zeitdruck lassen sich die guten Vorsätze selten umsetzen. Kongruenz ist also immer nur ein Ideal, das angestrebt werden sollte.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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