Im deutschen Sprachgebrauch werden gewisse Bezeichnungen und/oder Ausdrucksweisen verwendet, die nur regional geläufig und bekannt sind. Hierzu gehört auch der Ausdruck ‚Klärchen‘. Es handelt sich hierbei um einen Nickname für Sonne. Diese Bezeichnung wird beispielsweise in der Region Brandenburg sehr häufig genutzt.
Woher stammt der Ausdruck ‚Klärchen‘? Wortherkunft
‚Klärchen‘ dient hauptsächlich im brandenburgischen und berliner Sprachraum als liebevoller Name für unsere Sonne. Doch der Spitzname entstammt primär keinesfalls dieser Region. So ist zum Beispiel ‚Masematte‘ eine regionale Sprache, die auf einem Rotwelschen Dialekt basiert. Dieser entstammt wiederum dem Münsterland. ‚Masematte‘, in Kombination mit ‚Klärchen‘, ist ein Sprachgebrauch, der überwiegend in Arbeiter-Vierteln üblich war.
Bei ‚Masematte‘ handelt es sich ursprünglich um eine sogenannte Mischsprache, die aus rotwelschen, slawischen, romanischen sowie jiddischen Wörtern besteht. Dies war vor längerer Zeit eine Geheimsprache, die unter anderem von Schaustellern, fahrenden Völkern allgemein sowie von Gauklern verwendet wurde.
Sprachexperten vermuten, dass dieser Sprachgebrauch durch fahrende Volksgruppen bis ins Münsterland getragen wurde. Dort haben sich im Verlauf der Zeit einige Wörter fest verankert. Roma und Sinti (fahrende Volksgruppen), jiddische Wanderarbeiter sowie Schausteller verteilten sich stetig in allen Landesteilen und nutzten die Geheimsprache zur Verständigung untereinander.
‚Klärchen‘ als brandenburgischer Nickname für Sonne
Ist der Himmel wolkenlos, kann die Sonne ‚klar‘ / ungehindert scheinen. Wird in einem Namensverzeichnis nach ‚Klara‘ gesucht, ergeben sich Bedeutungen wie beispielsweise hell, leuchtend, strahlend und schön. Die genannten Eigenschaften sind auch Attribute, die die Sonne aufweist. Somit könnte der Name ‚Klara‘ auch für die Sonne verwendet werden.
Da vielfach liebliche Kosenamen verteilt werden, wurde aus ‚Klara‘ einfach ‚Klärchen‘ für das Zentralgestirn. ‚Klärchen‘ ist ein Wort, welches zum jiddisch-rotwelschen Dialekt gehört und mithilfe fahrender Völker bis nach Brandenburg getragen wurde. Dort wird es bis dato genutzt.
Redewendung „ist doch Klärchen“ – eine eindeutige, ‚klare‘ Aussage
Manchmal ist die Redewendung: „ist doch Klärchen“ zu hören. Damit möchten einige Personen ausdrücken, dass die allgemeine Lage unproblematisch, also ‚klar‘ ist. Dies ist laut Sprachexperten keine jiddische Redewendung, sondern ein Wort-Witz. Sagt jemand „ist doch Klärchen“, sieht er seine aktuelle Aufgabe als einfach zu bewältigen an. Denn die Aufgabenstellung ist deutlich verstanden und somit ‚klar‘. Offene Fragen sind nicht zu erläutern.
Geheimsprache als Basis für Völkerverständigung
‚Klärchen‘ ist ein Sprach-Relikt, welches eine Geheimsprache entstammt, die vor längerer Zeit von verschiedenen Minderheiten zur Verständigung genutzt wurde. Fahrende Volksgruppen haben es also in beeindruckender Weise geschafft, sich mittels spezieller Sprache ungehindert auszutauschen. Einheimische konnten den Dialekt beziehungsweise diese sogenannte Geheimsprache keinesfalls verstehen.
Zu den fahrenden Ethnien gehörten unter anderem Tagelöhner, Schausteller sowie Kesselflicker, Roma und Sinti. Allerdings auch Damen aus dem Prostitutionsgewerbe. Die Geheimsprache, der das Wort ‚Klärchen‘ angehört, wurde auch in jiddischen Wohnvierteln verwendet, wo hauptsächlich Arbeiter heimisch waren. Auf diese Weise konnten sich die Bewohner über dringliche Angelegenheiten unterhalten beziehungsweise sich verabreden, ohne dass ansässige Deutsche etwas verstanden. Auch heutzutage werden in mehreren Bundesländern immer noch verschiedene Begriffe dieser Sprache genutzt.
Heute ist jedoch vielen Menschen kaum bekannt, woher manche gebräuchlichen Wörter stammen. Allerdings sind viele Jiddische wie auch Rotwelsche Begriffe den älteren Deutschen noch bekannt, falls diese ursprünglich aus damaligen Ostgebieten wie beispielsweise Schlesien stammen.