Was bedeutet DYOR? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet DYOR, Bedeutung, Definition, Erklärung


DYOR steht für „Do Your Own Research“. Jedermann sollte nicht blindlings glauben, was irgendwo publiziert wird, sondern sich selbst über die Hintergründe zu einem Thema informieren.

Der Begriff wird in der Kryptoszene besonders häufig verwendet, einige Publizisten nutzen ihn sogar als Haftungsausschluss. Er ist aber in der Online-Ära mit ihren überbordenden Informationen, von denen 99 % halbgar oder falsch sind, für jedes Thema wichtig.

DYOR bei Geldanlagen / Kryptowährungen

Dass über Geldanlagen viele Informationen verbreitet werden, ist seit jeher gängige Praxis. Es gibt hierzu sogar einige Reglements. Wenn ein Publizist etwas über ein Asset schreibt, das er selbst als Anleger im Portfolio hält, ist er gesetzlich dazu verpflichtet, dies anzugeben. Doch beileibe nicht alle Publizisten sind selbst Anleger. Dennoch können sie ein Interesse daran haben, ein Asset zu zu „pushen“, also mit subtil positiven Informationen die Anleger zum Kauf zu animieren. Häufig kommen solche Publikationen von freien Autoren, die sie im Auftrag von Affiliates (Werbepartnern) von Investmentfonds verfassen.

Der Autor hält das Asset selbst nicht, auch der Affiliate nicht. Beide sind aber an einer positiven Darstellung interessiert: der Autor, weil er dafür bezahlt wird, der Affiliate, weil er weiß, dass das Fondsmanagement dies wünscht. Diesen verschlungenen Weg der Interessenverknüpfung erkennt der Leser nicht. Das ist ein Fall, der zu verzerrten oder gar falschen Informationen führen kann, wobei der Leser auf keinerlei Weise informiert wird, dass hier ein Interessenkonflikt bestehen könnte. Ein anderer Fall ist die Begeisterung von Autoren, die über ein Asset schreiben, das sie wiederum selbst nicht halten (und daher auch zu keinerlei „Warnhinweis“ verpflichtet sind), von dem sie aber selbst höchst begeistert sind. Sie schreiben also dessen Möglichkeiten hoch, liegen damit aber häufig stark daneben.

Grundsätzlich sollten interessierte Anleger wissen, dass kein Mensch wissen kann, wie sich der Kurs eines Assets entwickelt. Sie sollten also allen allzu eindeutigen, apodiktisch und ohne jeden Konjunktiv vorgetragenen Aussagen zum Thema misstrauen. Wie ist das gemeint? Nun, wenn jemand behauptet, der Goldpreis müsse noch in diesem Jahr diese und jene Preismarke knacken, dann ist diese Aussage praktisch gar nichts wert. Selbst wenn der Goldpreis zufällig dieses Jahr diese Preismarke wirklich knackt, war die Aussage nichts wert. Seriöse Publizisten schreiben so etwas auch nicht, sondern bestenfalls, dass der Goldpreis, wenn er demnächst diese und jene Schwelle überwindet, möglicherweise auch die nächste Marke von XY knacken könnte. Wann? Das weiß niemand, denn gerade zeitliche Aussagen sind an der Börse überhaupt nicht möglich. Die Zeit ist an der Börse gedehnt oder gestaucht (vgl. Benoît B. Mandelbrot „Fraktale und Finanzen“).

Halbwegs seriöse Aussagen werden stets im Konjunktiv vorgetragen und taugen auch dann übrigens nicht viel, denn börsliche Entwicklungen sind in Wahrheit gar nicht zu prognostizieren, vgl. nochmals Benoît B. Mandelbrot. Der Jahrhundertmathematiker hat es 30 Jahre lang mit fraktaler Geometrie versucht und dann aufgegeben. So viel zu apodiktischen Aussagen. Es gibt aber noch schlimmere Publikationen.

DYOR als Sicherheit gegen Betrugsversuche

Einige Publikationen laufen auf handfesten Betrug hinaus. In der noch jungen Kryptoszene beispielsweise werden manche Assets als „der kommende Bitcoin“ (mit unglaublichem Kurspotenzial) angepriesen. Sie sollen zudem schneller und einfacher zu handhaben sein als der Bitcoin. Diese Praxis der Publikationen heißt Shilling von shill = Lockvogel. Die betreffenden Beiträge kommen oft ohne die oben beschriebene Kennzeichnung von Personen, die selbst die beworbene Kryptowährung halten. Rein juristisch sind sie sogar nicht einmal zur strikten Kennzeichnung ihres Interessenkonflikts verpflichtet, weil Kryptowährungen nicht offiziell börslich gehandelt werden.

Die Publizisten hoffen, dass sie mit ihren Aussagen andere Anleger zum Kauf der Kryptos motivieren können, was deren Preis in die Höhe treiben würde. Daher gilt DYOR ganz besonders bei Anlagen in Kryptowährungen. Wer diese kaufen will, muss unbedingt eigene Recherchen durchführen. Shilling ist auf-Social-Media-Portalen wie Facebook, Reddit und Twitter sehr verbreitet.

Angepriesen werden vor allem bislang unbekannte Kryptowährungen (von denen es mit Stand 2022 rund 10.000 geben könnte). Sie sollen den Käufern traumhafte Renditen und somit schnellen Reichtum einbringen. Wer solchen Empfehlungen folgt, verliert nach einschlägigen Erfahrungen in 99 % aller Fälle sein Geld. Bekannt sind auch Sybil-Konten in sozialen Medien, die in betrügerischer Absicht eine Kryptowährung pushen. Dabei erstellt eine Person mehrere Konten unter verschiedenen Namen, wobei ein positiver Beitrag zur betreffenden Kryptowährung auf einem dieser Accounts gepostet und von den anderen Accounts geteilt wird. Dies erweckt den Anschein, als ginge die Nachricht viral und müsse wichtig sein.

Haftungsausschluss via DYOR

Dass DYOR als Haftungsausschluss verwendet wird, ist zwar juristisch kaum belastbar, geht aber völlig in Ordnung. Sollten Händler oder Enthusiasten öffentliche Beiträge zu Kryptowährungen verfassen und am Ende mit DYOR auf die Notwendigkeit eigener Recherchen hinweisen, handeln sie prinzipiell seriös. Es genügt auch der obligatorische Hinweis, dass die publizierte Marktanalyse eine subjektive Einschätzung des Autors ist.

Wo sind seriöse Recherchen zu Kryptowährungen möglich?

Es gibt einige vertrauenswürdige Quellen, die neutral zu Kryptowährungen publizieren. Dazu gehören unter anderem:

Dies sind natürlich nicht die einzigen Quellen. Wichtig ist für Interessenten, dass sie auf den Duktus einer Publikation achten: Dieser muss grundsätzlich neutral bleiben und darf in keinem Fall Gewinnversprechen beinhalten, schon gar keine überzogenen. Häufig heißt es in entsprechenden manipulativen Advertorials, dass die neue Kryptowährung ein Gewinnpotenzial von mehreren 1.000 % in den nächsten Wochen und Monaten aufweise. Dazu ist so viel zu sagen:

  • Es gab tatsächlich Kryptowährungen, die in relativ kurzer Zeit (aber nicht in wenigen Wochen) um mehrere 1.000 % zulegten. Der Bitcoin selbst ist das beste Beispiel dafür.
  • Dieses Kurswachstum konnte aber nicht prognostiziert werden.
  • Die Zahl der Kryptowährungen ist seit etwa 2018 explodiert. Sie kann mit Stand 2022 nur noch geschätzt werden, so etwa sehr grob auf ~10.000. Von diesen Kryptos haben nur sehr wenige nennenswerte Kurssprünge vollzogen. Zudem folgten nach Kurssprüngen praktisch immer auch drastische Kursrückgänge – auch beim Bitcoin.

Das bedeutet: Jedes Advertorial, das irgendwelche Gewinnversprechen enthält, ist inhaltlich wertlos. So unbequem es sein mag: Anleger müssen ihre Informationen aus verschiedenen Quellen zusammentragen und sich dann eine eigene Meinung bilden. Das war auch schon immer so. „Do Your Own Research“ ist daher im Grunde nichts Neues.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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