Von August bis November ist der Fliegenpilz, Amanita muscaria, auch als Fliegenschwamm bezeichnet, in Nadel- und Laubwäldern zu finden. Vor allem in der Nähe von Birken, Tannen und Fichten ist der giftige Pilz anzutreffen. Den Pilz mit dem kugeligen, manchmal halbkugeligen Hut mit orangem oder rotem Schimmer, den weißen Velumsresten und dem weißen, faserigen Stiel erkennen bereits Kinder, und zwar deshalb, weil der Pilz in zahlreichen Märchen, Liedern und Sagen eine wichtige Rolle spielt. Obwohl der Fliegenpilz hochgiftig ist, gilt er als Glückssymbol und wird nicht nur in der Silvesternacht verschenkt.
Warum ist der Fliegenpilz ein Glückssymbol? Erklärung
Eine genaue wissenschaftliche Überlieferung, warum ein giftiger Pilz Glück bringt, gibt es nicht. Es gibt jedoch mehrere Theorien, warum der Fliegenpilz glücklich macht. Die Volksmedizin war immer mit dem Glauben und dem Aberglauben unzertrennlich verbunden. Unter vorchristlichen Völkern war die Meinung, dass die Krankheit ein Produkt dämonischer Einflüsse ist, weitverbreitet. Deshalb waren auch die überlieferten Heilmethoden immer eine mehr oder weniger sinnvolle und gelungene Mischung aus Magie, Zauberritual und wirkungsvoller Medizin.
Die Wirkung von Heilkräutern ist unumstritten. Doch geht es um Giftpilze und den Einfluss der Sterne und des Mondes, um fragwürdige Rituale und Heilsprüche, gehen die Meinungen weit auseinander. Dennoch war und ist der Fliegenpilz ein wichtiges Instrument in der Naturheilkunde.
Der Fliegenpilz in der Naturheilkunde
Von germanischen Kämpfern und Schamanen wurden die Inhaltsstoffe des Fliegenpilzes als Droge verwendet. Nicht die Gefahr dominierte bei den Kriegern, sondern Glück, Mut, Siegeswille und manchmal sogar die Liebe standen nach dem Konsum der Droge im Mittelpunkt. Schamanen begaben sich mithilfe des berauschenden Pilzes auf eine andere geistige Ebene, erweiterten ihren Horizont und erlebten, genauso wie die germanischen Kämpfer, befriedigende, glückliche Momente. Höchstwahrscheinlich war das die Geburtsstunde des Fliegenpilzes als Glücksbringer.
Der Fliegenpilz wird heute noch in der Naturheilkunde verwendet. Bei Magenkoliken, Stimmungsschwankungen und leichten depressiven Verstimmungen kann das Naturheilmittel Linderung bringen. Die Verwendung des Pilzes als Droge ist gefährlich. Die Inhaltsstoffe schwanken enorm und sind deshalb unberechenbar. Das im Fliegenpilz enthaltene Muscimol verursacht Benommen- sowie Verwirrtheit, Erregungszustände treten auf und es kann zu schweren Vergiftungserscheinungen kommen, die durchaus letal enden können.
Wie der Glückspilz zu seinem Namen kam
Der Fliegenpilz wurde früher zur Bekämpfung von Fliegen verwendet. Fliegen wurden im Mittelalter mit Wahnsinn und Geisteskrankheit assoziiert. Zahlreiche Mythen rund um die Fliegen entstanden und schnell wurden die Insekten mit den auf Besen fliegenden Hexen in Verbindung gebracht. Das erklärt auch, warum damals in jeder Hexensalbe Teile des Fliegenpilzes enthalten sein mussten. Der Aberglaube ging sogar so weit, dass an den Deckeln der Särge von jenen Frauen, die als Hexe verbrannt wurden, Hufeisen montiert wurden. Hexen reiten, so behaupteten zumindest die Menschen im Mittelalter, nur deshalb auf Besen, weil sie sich vor Pferden fürchten und schon beim Anblick eines Hufeisens fliehen. Das ist höchstwahrscheinlich der Grund, warum das Hufeisen ebenfalls Glück bringt.
Insektizide und innovative Fliegenfallen gab es nicht. Die Menschen gaben Stücke des Pilzes in eine Schale mit süßer Milch. Die Fliegen wurden durch den süßlichen Geruch angelockt, naschten von der vergifteten Milch und wurden bewusstlos. Zum Töten der Fliegen reichte die Konzentration des Fliegenpilzgiftes nicht und die Insekten konnten nach einiger Zeit wieder fliegen. Mit ein Grund, warum auch die Menschen den Fliegenpilz konsumierten. Für einige Zeit waren sie berauscht und glücklich.
Das Glückssymbol Fliegenpilz heute
Heute gilt der Fliegenpilz, der 2022 zum Pilz des Jahres gewählt wurde, noch immer als Glückssymbol. Mit Kämpfen, Schamanen oder Hexen hat der glücksbringende Pilz nur mehr wenig gemeinsam. Der Fliegenpilz ist ein perfekter Wegweiser. Entdecken Pilzsammler den rot-weißen Pilz, finden sie in unmittelbarer Nähe garantiert Steinpilze. Was den Namen Glückspilz durchaus rechtfertigt.