Was bedeutet „Bonze“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Bonze, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der Begriff „Bonze“, der heutzutage seine höchste Verbreitung wahrscheinlich unter Jugendlichen hat, stammt etymologisch aus einer fernöstlichen Sprache. Ursprünglich wohl dem japanischen Wort „bonso“ entlehnt, fand er durch verschiedene Autoren Aufnahme in den deutschen Sprachgebrauch. Das Wort „bonso“ bezeichnete in Japan einen buddhistischen, also einen fremden Mönch (den Buddhismus brachten chinesische beziehungsweise koreanische Mönche nach Japan). Seit etwa dem Jahr 1600 wird der Begriff mit unterschiedlichen Schreibweisen (zum Teil „Bontze“) in der oben genannten Bedeutung auch im Deutschen verwendet, ebenso in verschiedenen anderen europäischen Sprachen.

Was bedeutet „Bonze“? Wortherkunft, Geschichte

Im Laufe des 18. Jahrhunderts erfuhr das Wort einen Bedeutungswandel, es wurde erstmals auf Priester, denen man Frömmelei und Pharisäertum oder besser Scheinheiligkeit vorwarf, im Allgemeinen angewandt. Der Vorwurf an einen Bonzen lautete nun, einen christlichen Lebenswandel zu leben vorzugeben, in Wahrheit jedoch ein ausschweifendes und sündiges Leben zu führen. Diesen Vorwurf findet man auch in der umgangssprachlichen Redewendung „Wasser predigen und Wein saufen“. Im 19. Jahrhundert begann man, den Begriff des „Bonzen“ auch im weltlichen Kontext zu gebrauchen. Man nutzte es, um abfällig von Amts- und Würdenträgern zu sprechen.

Bonze heute: Bedeutung, Definition und Erklärung

Heute findet man das Wort „Bonze“ zum Teil noch in der politischen Linken als Schimpfwort für wohlhabende, „bürgerliche“ Gegner. In der Regel ist das Wort heutzutage jedoch nicht mehr politisch aufgeladen. Gerade beim Gebrauch durch Jüngere bezeichnet es zumeist lediglich Leute, die ihren Wohlstand öffentlich zur Schau stellen. So ist ein Bonze, wer sich bestimmte Statussymbole leistet und diese präsentiert. Interessant ist, dass sich die Aussprache im Jugendslang verschoben hat. So wird der Buchstabe „Z“ bei dem Wort „Bonze“ häufig als „s“ gesprochen. Das ist vor allem deshalb kurios, weil die Herkunft des Wortes ja wie oben dargelegt höchstwahrscheinlich in dem Wort „bonso“ liegt. So nähert sich ein Begriff nach jahrhundertelangem Bedeutungswandel zumindest in der Aussprache wieder seinem Ursprung an.

Bonze: Gebrauch durch die Sozialdemokraten

Die Sozialdemokraten schließlich waren es, die im ausgehenden 19. Jahrhundert den Begriff des „Parteibonzen“ wie überhaupt die Verwendung im Zusammenhang mit Parteifunktionären prägten. Hier bezeichnete der Begriff nun einen Sozialdemokraten, der in der Partei Karriere gemacht hatte und den Kontakt zu dem einfachen Arbeiter, dem eigentlichen Bezugspunkt sozialdemokratischer Politik verloren hatte. Das Eingliedern in den politischen Apparat, das Friedenmachen mit dem System und (in der Weimarer Zeit) mit den bürgerlichen Parlamentsmehrheiten wurde als Verrat am Proletariat empfunden. In den Worten Kurt Tucholskys: „Man kann nur noch durchs Vorzimmer zu dir gelangen. Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren, lachst über Straßenhetzer und Narren. Weißt nichts mehr von alten Kameraden, wirst aber überall eingeladen.“

Bonze: Gebrauch unter den Nationalsozialisten

Für die Nationalsozialisten hingegen war das „Politbonzentum“ von Beginn an ein zentraler Bestandteil ihrer Propaganda. Die SA marschierte mit Parolen wie „Stellt die Bonzen an die Wand“ durch die Straßen. Dem Parlament warfen die Nationalsozialisten Untätigkeit und träge Saturiertheit vor und schafften es so, sich trotz der eigenen Vertretung im Parlament von ihm abzuheben und die eigene Bewegung als Gegenentwurf darzustellen. Damit unterschieden sie sich von den nunmehr seit Jahren parlamentarisch etablierten Sozialdemokraten, gegen die der Vorwurf des Bonzentums unter anderem gerichtet war und wurden so auch für eine breite Basis in der Arbeiterschaft attraktiv. Die Erzählung vom durch den Bonzen verratenen Arbeiter spielte für die NSDAP (übrigens auch in internen Richtungskämpfen) also eine entscheidende Rolle. Vergegenwärtigt man sich den Ursprung der Verbreitung im 18. Jahrhundert, mutet es seltsam an, dass ein Wort für bigotte Priester vor allem in den Kreisen von Sozialisten und Nationalsozialisten, denen zahlreiche Kritiker vorwerfen, mit einer irdischen Heilslehre eine Ersatzreligion zu betreiben, so starke Verbreitung finden konnte.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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